Den mutmaßlichen Entführern von Affendame Ruma aus dem Leipziger Zoo drohen mehrjährige Haftstrafen. Deswegen hat das Amtsgericht Chemnitz vorerst kein Urteil gegen die drei jungen Männer verhängt, sondern den Fall ans Landgericht verwiesen. Nach Auffassung der Richter müsse für zwei der Angeklagten Erwachsenenstrafrecht angewendet werden, sagte eine Gerichtssprecherin. Das Gericht selbst könne nur Strafen von bis zu vier Jahren aussprechen - im konkreten Fall sei aber ein höheres Strafmaß zu erwarten.
Die Anklage lautet unter anderem auf schwere räuberische Erpressung und Bandendiebstahl. Den drei jungen Männern wird vorgeworfen, sich zu einer Bande zusammengeschlossen und sich Sturmmasken, Softair- und Schreckschusswaffen beschafft zu haben, um Einbrüche und Raubdiebstähle zu begehen. Die Affenentführung ist nur ein Vorwurf, die Anklage umfasst insgesamt zehn Punkte. Dazu gehören Überfälle auf Tankstellen, Einbrüche in Geschäfte und der Diebstahl von Autos. Dabei sind sie laut Gericht zielgerichtet und mit hoher krimineller Energie vorgegangen.
Entführer brechen in Affengehege ein
Ruma war in der Nacht zu Ostersonntag aus ihrem Gehege gestohlen worden. Mit einer Leiter hätten die Angeklagten dabei den Wassergraben ins Freigehege überwunden und das Tier eingefangen, so die Staatsanwaltschaft. Im Auto brachten sie es zunächst in eine Garagenanlage nach Chemnitz, setzten es aber Tage später wieder in einem Park in Leipzig aus. Der Wert des Affen wurde in der Anklage mit rund 5.000 Euro angegeben. Doch warum brachten sie den Affen überhaupt in ihre Gewalt und was haben sie dort mit ihm gemacht? Dazu blieben die Männer Antworten schuldig.
Nach Angaben des Zoos hatte es zuvor mehr als 20 Jahre lang keinen Tierdiebstahl gegeben. Die Polizei schrieb das Affenweibchen zur Fahndung aus. Vier Tage nach dem Einbruch wurde es von einem Jogger im Stadtteil Reudnitz entdeckt. Zoomitarbeiter konnten das Tier einfangen und unverletzt zurückbringen. Experten des Zoos bezeichneten es als unwahrscheinlich, dass Ruma selbst mehrere Kilometer durch die Stadt zurückgelegt hat.
Großes Interesse an Prozess
Inzwischen hat sie ein neues Zuhause in einem Tierpark in Sofia gefunden, wie der Zoo auf Anfrage informierte. Die Haltung von Bartaffen werde aufgegeben, ihr Gehege den neuen «asiatischen Inselwelten» weichen.
Der Prozess am Amtsgericht Chemnitz stieß auf großes Zuschauerinteresse. Mitarbeiter des Gerichts holten mehrfach weitere Stühle in den Saal, um allen Interessierten Platz zu bieten. Verhandelt wurde der Fall vom Jugendschöffengericht, da die Männer zum Zeitpunkt der Taten 17, 18 und 19 Jahre alt waren. Sie stammen aus der Ukraine und Russland.
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