Nachhaltigkeit ist schon lange nicht mehr nur Trend, sondern die Zukunft – in allen Lebensbereichen. Auch die Baubranche denkt um und setzt vermehrt auf eine Kombination aus Ressourcenschonung, geringer Schadstoffbelastung und moderne Technologien. Mit voranschreitendem Kenntnisstand und dank entsprechend neuer Entwicklungen erhalten Immobilieneigentümer die Möglichkeit, die individuell bestmögliche Ökobilanz für ihr Eigenheim umzusetzen.
Grundstück und Architektur - Fenster nach Süden, Wände gen Norden
Wer noch auf der Suche nach dem perfekten Ort für sein künftiges Energiesparhaus ist, sollte einen besonders genauen Blick auf das angebotene Baugrundstück werfen. Bereits eine Ausrichtung nach Süden ist ein erster Schritt auf dem Weg zum Passiv- oder sogar Plusenergiehaus, bei dem mehr Energie erzeugt als benötigt wird. Gerade, kompakte Grundrisse und vorstehende Dachfirste können ungewollte Folgen starker Hitzeeinstrahlung oder andauernder Regenfälle auf die Fassade wie auch die Innenräume vermindern.
Moderne Technik - Smart Home – zwischen Segen und Skepsis
Nach aktuellen Umfragen steht der Großteil der deutschen Bevölkerung künstlicher Intelligenz noch immer skeptisch gegenüber – trotz ihrer rasanten Weiterentwicklung und unzähligen Einsatzmöglichkeiten. Dabei haben sich die cleveren Geräte bereits längst den Weg in den Alltag der Verbraucher gebahnt. Prinzipiell besteht nur ein einziger Unterschied zwischen Rauchmeldern oder Leuchten mit Dimm-Funktionen und einem kompletten Smart-Home: Die gegenseitige Vernetzung der einzelnen Maschinen innerhalb der Wohnräume. Dank Sensoren, Kameras und anderer zukunftsweisender Systeme wird eine Kommunikation zwischen Waschmaschine, Mikrowelle und Co ermöglicht. Das Resultat: Komfort und Sicherheit steigen, der Energieverbrauch sinkt.
Durch die ständige Funkverbindung der Haushaltsgeräte zu seinem Smartphone kann der Hausbewohner jederzeit
- den aktuellen Stromverbrauch in seinen vier Wänden nachverfolgen
- die aktuelle Solarstromgewinnung auf dem Dach einsehen
- das Ein- oder Ausschalten einzelner Geräte vornehmen
- den Gasverbrauch durch spezielle Wärmesteuerungen reduzieren
Doch auch ohne menschliche Einflussnahme arbeiten die smarten Geräte im Sinne des Klimaschutzes. Sie - regulieren die Heizungsthermostate
- bewegen die Jalousien
- setzen den Wasserkocher in Gang
Daneben sorgen sie durch eine automatisierte Lichttechnik und Bewegungsmelder für eine erhöhte Sicherheit für Haus und Bewohner.
Alternative Energien - Wohlfühlklima dank Wind und Wärme
Auch eine umweltgerechte Energieerzeugung und -versorgung kommt ohne zukunftsträchtige Technik nicht aus.
1. Solaranlagen gehören für viele Eigenheimbesitzer bereits zum Standard. Sie bieten zwei in einem:
- mit der Solarthermie die Absorption von Sonnenstrahlen und deren Umwandlung in Wärme
- mit der Fotovoltaik die Absorption von Sonnenstrahlen und deren Umwandlung in Energie
Neben der weitverbreiteten Installation auf dem Dach werden die Sonnenkollektoren immer häufiger auch an Fassaden oder als Mini-Varianten an Balkonbrüstungen montiert.
2. Windräder haben sich bei Privatanwendern hingegen noch nicht durchsetzen können: als zu gering wird ihre Effizienz angesehen, zu selten eine Genehmigung durch das zuständige Bauamt erteilt.
3. Wärmepumpen: Im Jahr 2000 in Kraft getreten, zeigt das Erneuerbare-Energien-Gesetz langsam Wirkung: Grüner Strom verdrängt zunehmend die Wärmegewinnung durch fossile Ressourcen und soll nach Wunsch der Bundesregierung in Hinblick auf seine Nutzung spätestens im Jahr 2025 die 45-Prozent-Marke überschritten haben. Ein bedeutender Faktor auf dem Weg zur Zielerreichung: Die Entscheidung vieler Immobilienbesitzer gegen Öl und Gas und für den Gebrauch einer Wärmepumpe zur Wärmegewinnung für Wasser und Heizung.
Wärmepumpen beziehen ihre Energie ausschließlich aus ihrer direkten Umgebung: Sie bedienen sich der Luft, dem Erdreich, Grund- oder Oberflächenwasser. Entsprechend der Gegebenheiten am Grundstück stehen verschiedene Systeme zur Auswahl:
1. Sole-Wasser-Wärmepumpe: besonders effizient
2. Luft-Wasser-Wärmepumpe: besonders günstig
3. Wasser-Wasser-Wärmepumpe: genaue Berechnungsmöglichkeit
4. Luft-Luft-Wärmepumpe: zum Heizen und zum Kühlen
Bei sämtlichen Modellen erfolgt die Energiegewinnung ohne eine Verbrennung fossiler Rohstoffe und damit auch ohne eine Abgabe klimaschädlicher Schadstoffe wie CO² in die Luft. So werden nicht nur Umwelt und Klima geschont, sondern aufgrund der niedrigen Betriebskosten auch das Portemonnaie des Nutzers.
Mehrwert durch die richtige Materialwahl - Dämmstoffe, Lacke und Bodenbeläge
Ob Beton, Ziegelsteine oder Stahl: Konventionelle Baumaterialien weisen in der Regel keine gute Klimabilanz auf. Nicht nur ihre Produktion ist energieintensiv, sondern auch ihr Transport, ihre Weiterverarbeitung am Gebäude sowie am Ende ihre Entsorgung. Umweltverträgliche Materialien sind oftmals nicht nur ebenso effizient, sondern tragen darüber hinaus zur Schonung des Klimas bei.
1. Energie sparen durch Dämmstoffe: Die Energieeffizienz einer Immobilie liegt im Verantwortungsbereich des Eigentümers. Wer neu baut, kann durch nachhaltige Baustoffe die CO²-Bepreisung seines Objektes reduzieren. Der von der Bundesregierung verabschiedete Kohlenstoffpreis wird anhand der anfallenden Kohlenstoffdioxid-Emissionen berechnet und kann vom Bauherren bereits mit der Entscheidung für Vollholz statt Beton reduziert werden. Der ökologische Dämmstoff lässt gegenüber der Zementmischung nur rund ein Zehntel der Energie nach außen entweichen.
Durch natürliche Dämmstoffe lassen sich Häuser und Wohnungen im Winter warm und im Sommer kühl halten. Sie sind in der Regel schadstofffrei, wiederverwertbar und werden oftmals aus lokaler Land- und Forstwirtschaft gewonnen. Als effiziente Dämmstoffe gelten unter anderem
- Baumwolle
- Flachs, Hanf
- Holzspäne, -faserplatten
- Jute, Kokos, Kork
- Schafwolle
- Schilf, Stroh, Seegras
- Lehm
- Zellulose
Abhängig von den Gebäudemauern lassen sich Dämmstoffe von außen, innerhalb einer doppelschaligen Mauer oder von innen anbringen. So lässt sich bei einem zweischaliges Verblendmauerwerk aus Kalksandstein der Zwischenraum ideal mit Dämmstoffen wie Lehm- oder Gipsplatten füllen. Doch auch bei einer reinen Außen- oder Innendämmung wird Feuchtigkeit gleichermaßen effektiv nach außen abgeleitet bzw. außen gehalten und so einer möglichen Schimmelbildung vorgebeugt.
Hinweis: Bei einer denkmalgeschützten Fassade ist eine Innendämmung die einzige Lösung. Allerdings reduziert sich dadurch auch die Wohnfläche.
2. Elektrosmogfreie Zonen: Nachhaltig gedämmte Innenwände garantieren eine optimale Feuchtigkeitsregulierung und sorgen für erhöhte Wärmerückstrahlungswerte. Als erfreulicher Nebeneffekt werden bei einer Beschichtung mit Lehm und durch eine gleichzeitige Installation von Netzfreischaltern auch elektromagnetische Strahlungen weitgehend abgewehrt.
3. Lacke und Bodenbeläge für Umwelt und Optik: Auch in den Räumen selbst tragen nachhaltige Materialien zu einem gesunden und angenehmen Wohnklima bei.
- Wandfarben oder Lacke auf Pflanzenbasis enthalten als Basis unter anderem häufig Naturharz, Lehm oder Leim.
- Bei einem natürlichen Verputz wird oft auf den wasserfesten marokkanischen Kalkglanz Tadelakt zurückgegriffen.
- Bodenbeläge aus Stein, Kork oder Holz enthalten im Gegensatz zu Vinyl oder Linoleum keine Weichmacher.
Aus nachhaltigen Naturmaterialien strömen grundsätzlich keine Dämpfe aus, die Innenluft bleibt rein. Daneben punkten Materialien wie Vollholz, Wolle, Leinen oder Ton mit ihrer Optik und ihrem Finish. Sie sind schön anzusehen und angenehm zu berühren. Bei der Verwendung von Holz wird durch Zertifizierungen wie dem FSC- oder PEFC-Siegel die Herkunft aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern garantiert.
Das gesamte Anwesen zählt - Umweltfreundliche Gartennutzung
Ein Garten klingt zunächst immer nach Natur. Doch auch hier kann durch die entsprechende Nutzung viel zum umweltgerechten Wohnen beigetragen werden.
- Durch Anlagen zur Regenwassernutzung beispielsweise lässt sich kostbares Nass sparen. Ehemaliges Frischwasser kann nach seinem Gebrauch noch für die Bewässerung des Gartens oder den Hausputz verwendet werden.
- Auf Wegen und Terrassenflächen aus natürlichen Belägen können Niederschläge komplett ins Erdreich versickern und steht dort Pflanzen und Tieren zur weiteren Verwendung zur Verfügung.
- Komposthaufen für Küchenabfälle liefern nicht nur nährstoffreiche Erde zur Wiederverwendung für die nächste Gartenarbeit, sondern auch Lebensraum für Kleintiere wie Regenwürmer, Spinnen oder Schnecken.
- Auf einer Gartenlaube oder dem Dach eines Carports sorgen begrünte Flächen für eine angenehme Temperatur im Inneren der Bauten. Daneben binden die Pflanzen Kohlendioxid aus der Luft und dienen Vögeln und Insekten als perfekte Biotope.
Nicht alles auf eigene Kosten - Fördergelder für nachhaltiges Bauen beantragen
Wer sein Eigenheim nachhaltig und zukunftsorientiert gestalten möchte, kann in vielen Fällen finanzielle Unterstützungen durch den Staat in Anspruch nehmen.
- Mit dem 1. Januar 2020 sind die Richtlinien zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt in Kraft getreten. Unter anderem betreffen die neuen Normen Förderbedingungen für erneuerbare Energien wie beispielsweise Wärmepumpen oder Solarthermieanlagen. Die Subventionen werden dabei nicht länger festanteilig vergeben, sondern individuell kalkuliert und durch unterschiedliche Finanzierungsmodelle an die Betroffenen verteilt.
- Abhängig vom Bundesland wird ökologisches Bauen in den meisten Fällen zusätzlich von den lokalen Behörden gefördert.
- Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle richtet seinen Blick auf nachhaltiges Heizen. Wer als Hauseigentümer sein Heizsystem im Sinne des Klimaschutzes umrüstet, hat gute Aussichten auf den Erhalt großzügiger Fördergelder.
- Schließlich unterstützt auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau nachhaltiges Engagement. Bis zu sechsstelligen Eurobeträge winken bei ökologischen Bauvorhaben, der Antrag kann problemlos am Computer ausgefüllt und über die Webseite der KfW versendet werden.