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Initiative für Sachsens Kinder: „Bildung Aber Sicher“

Symbolbild Kind / unsplash
Symbolbild Kind / unsplash

Die Initiative "Bildung Aber Sicher" setzt sich für mehr vorsorgenden Infektionsschutz in Kindergärten und Schulen ein. Wir haben mit ihnen gesprochen.

Spätestens nach dem Ende der Winterferien werden Familien in Sachsen erneut mit Pandemie-Umständen in Schulen und Kindergärten konfrontiert werden. Die Maßnahmen erhitzen on- und offline die Gemüter im Freistaat. Wir haben mit der Initiative „Bildung Aber Sicher“ gesprochen, die sich für mehr vorsorgenden Infektionsschutz in den Einrichtungen einsetzt.

Hinweis: Das Interview wurde bereits Anfang Februar geführt

Welche Umstände gaben Anlass zur Gründung von „Bildung Aber Sicher“ und wo liegt derzeit euer Fokus?

Bildung Aber Sicher: Wir sind eine Graswurzel-Initiative, in der sich Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen, SchülerInnen und engagierte Menschen für mehr Infektionsschutz an Schulen und KiTas einsetzen. Unsere Überzeugung ist, dass jedes Kind und jeder/r SchülerIn auch in einer Pandemie ein Recht auf Bildung hat, dessen Erfüllung nicht die Gesundheit und das Leben der SchülerInnen oder deren nächsten Angehörigen gefährden darf. Aus dieser Überzeugung heraus versuchen wir seit dem Frühjahr 2020, denjenigen Menschen Gehör zu verschaffen, denen neben der Bildung auch die Gesundheit aller Menschen in den Bildungseinrichtungen ein Anliegen ist. Angesichts der Omicron-Welle liegt unser Focus weiterhin auf bestmöglichen Infektionsschutz und eine spürbare Unterstützung für alle Familien. Insbesondere Schattenfamilien, Familien mit vorerkrankten und/oder behinderten Kindern bedürfen unserer Auffassung nach einer deutlich spürbaren Unterstützung. Sei es finanzieller Art oder in Form ganz konkreter Hilfestellungen, wie bspw. beim Home-Schooling. Viele dieser Familien leben mittlerweile seit zwei Jahren in freiwilliger Selbstisolation um ihre Liebsten zu schützen. In der ganzen Debatte um Schulöffnungen fanden die Bedürfnisse dieser Familien kaum bzw. keine Berücksichtigung.

Welche Möglichkeiten haben Eltern, die die staatlichen Maßnahmen zum Schutz ihrer Kinder als nicht ausreichend einstufen?

Bildung Aber Sicher: In Sachsen haben Eltern aktuell die Möglichkeit, ihre Kinder zu Hause zu beschulen, da die Präsenzpflicht ausgesetzt ist. Allerdings haben wir zwei Kritikpunkte. Zum einen kritisieren wir in der Verordnung der sächsische Staatsregierung die Regelung, derzufolge, die Kinder, welche nicht am Präsenzunterricht teilnehmen, keinen Anspruch auf eine adäquate Versorgung mit Lernstoff und -inhalten wie im Präsenzunterricht haben. Zum anderen kritisieren wir die unzureichende finanzielle Unterstützung der Schattenfamilien. Die Familien mit vorerkrankten und/oder behinderten Kindern müssen sozial abgesichert werden. Solange die Impfquote unter Kindern und Jugendlichen nicht signifikant gestiegen ist und zusätzlich keine hinreichenden Infektionsschutzmaßnahmen an Schulen umgesetzt werden, müssen all diese Familien die Möglichkeit erhalten ihre Kinder zu Hause zu beschulen. Das bedeutet für uns, dass bei diesen Familien ein Elternteil eine Arbeitsplatzgarantie und einen Lohnausgleich erhalten sollte um das Kind zu Hause betreuen zu können. Darüber hinaus haben Eltern natürlich die Möglichkeit, das Kind mit dem Tragen einer FFP2-Maske für Kinder zu schützen. Auch das Vernetzen der Eltern untereinander, um so im Gespräch mit den Verantwortlichen der Schulen möglichst wirksame Verbesserungen vor Ort zu besprechen, stellt immer auch eine Möglichkeit dar. Und natürlich bietet das Impfen für Kinder ebenfalls einen erheblichen Beitrag zu mehr Schutz. Viele Eltern, darunter natürlich auch welche aus Sachsen, konnten wir bereits helfen, Off-Label-Impftermine bei Ärzten zu erhalten. Wer sich gerne mit anderen Interessierten vernetzen möchte, findet uns auf Twitter via @BildungSicher. Wir haben auch für Sachsen einen eigenen Länderbereich, wo man sich zusammenfinden und austauschen kann. Jede/r ist hier herzlich willkommen.

Mit welchen Widerständen habt ihr zu kämpfen? Wie ist die Lage speziell in Sachsen?

Bildung Aber Sicher: Wir sind eine Initiative, die versucht, auf Augenhöhe sach- und lösungsorientiert mit Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen, um so unseren Vorschlägen und Forderungen Nachdruck zu verleihen, aber auch zu erfahren, wo die Probleme in der Umsetzung liegen. Oftmals ist es schwer, überhaupt in diesen Austausch und in die Gespräche zu kommen. Darüber hinaus stellen wir fest, dass die Landesregierungen und insbesondere die BildungsministerInnen das Dogma pflegen, dass Schulen sicher seien. Betrachtet man allerdings die Zahlen, so wird schnell klar, dass dem leider nicht so ist. Und wir befürchten, dass im Angesicht der scheinbar sicheren Schulen Eltern zu wenig über die Möglichkeiten einer sinnvollen Kinderimpfung nachdenken. Wir brauchen eine ehrliche Kommunikation und einen unverklärten Blick auf die Risiken, die Covid-19 für Kinder mit sich bringt, insbesondere mit Blick auf LongCovid und weitere Nachfolgeerkrankungen. Die Lage in Sachsen ist problematisch. Mit ca. 25% ist Sachsen das Bundesland, wo die meisten 5-14-Jährigen bisher mit Covid-19 infiziert gewesen sind. Das ist jedes vierte Kind in der konkreten Altersgruppe. Aktuell ist das Infektionsgeschehen weniger stark ausgeprägt als noch im Dezember, aber mit Blick auf die kommende Omicron-Welle betrachten wir es als durchaus problematisch, dass bspw. in der Grundschule weiterhin auf das Maskentragen verzichtet wird. Zwar gibt es landesweit keine Präsenzpflicht aktuell, aber SchülerInnen, die dies in Anspruch nehmen wollen, haben gegenwärtig keinen Anspruch auf eine adäquate Versorgung mit Unterrichtsstoff und -inhalten seitens der LehrerInnen. Ein weiterer Punkt, den wir kritisch sehen, ist der Verzicht auf PCR-Pools. Stattdessen werden Schnelltests eingesetzt, die aber aufgrund der niedrigen Sensitivität und des erst recht späten Erkennungszeitpunktes einer Infektion nicht das geeignete Instrument darstellen.

Wo finden potenziell impfwillige Ärzte oder Personen, die anderweitig unterstützen möchten, weitere Informationen?

Bildung Aber Sicher: Jeder Interessierte hat die Möglichkeit, uns über Twitter via @BildungSicher zu finden und zu kontaktieren. Auch haben wir auf unserer Internetseite http://bildungabersicher.net weiterführende Informationen zur Verfügung gestellt und darüber hinaus auch die Links zu unseren Länderseiten aufgeführt.

Gibt es aus eurer Sicht darüber hinaus Sachverhalte in Sachsen, über die berichtet werden sollte?

Bildung Aber Sicher: Der Freistaat Sachsen ist das Bundesland mit dem höchsten Durchseuchungsgrad unter den 5-14-Jährigen. Jedes vierte Kind in dieser Altersgruppe ist bereits mit Covid-19 infiziert gewesen. Wir wünschen uns sehr, dass die sächsische Staatsregierung das Thema des vorsorgenden Infektionsschutzes an Schulen und in KiTas stärker in den Fokus der Arbeit nimmt und alle Kinder so mehr Schutz erfahren. Viele Vorschläge und Lösungen auch seitens des Bundes (Stichwort S3-Leitlinie) liegen seit Monaten auf dem Tisch – es gilt diese aber auch vollständig umzusetzen.

Vielen Dank für dieses Gespräch!