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Stundenausfall an sächsischen Schulen soll halbiert werden

Kultusminister Conrad Clemens hat im Kabinett ein Maßnahmenpaket für eine bessere Absicherung des Schulunterrichtes vorgestellt (Archivbild). / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Kultusminister Conrad Clemens hat im Kabinett ein Maßnahmenpaket für eine bessere Absicherung des Schulunterrichtes vorgestellt (Archivbild). / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

In Sachsen fehlen mindestens 1.400 Vollzeit-Lehrkräfte, um den Unterricht abzudecken. Das Ministerium schlägt nun ein Maßnahmenpaket vor. Unter anderem sollen ältere Pädagogen mehr unterrichten.

Der Unterrichtsausfall an sächsischen Schulen soll mit einem Bündel an Maßnahmen halbiert werden. Das kündigte Kultusminister Conrad Clemens (CDU) an. Gerade auf dem Lande sei der Unterricht mitunter nur zu 70 oder 80 Prozent abgedeckt. «So wie es jetzt ist, darf es nicht weitergehen. Trotz aller Bemühungen der vergangenen Jahre fällt noch immer zu viel Unterricht aus.»

In Sachsen fehlen mindestens 1.400 Lehrer mit Vollzeit-Jobs

Laut Kultusministeriums fehlen in Sachsen derzeit mindestens 1.400 Vollzeit-Lehrer. Im ersten Schulhalbjahr 2024/2025 habe der Anteil ausgefallener Unterrichtsstunden am gesamten Stundensoll bei 9,4 Prozent gelegen. Je nach Schulform und Region gebe es aber deutlich mehr Ausfall. Clemens zufolge sollen die Maßnahmen dazu beitragen, die Oberschulen zu stärken, Lehrer zu entlasten und Bürokratie abzubauen. 

Sachsen habe schon in der Vergangenheit Schritte gegen den Ausfall von Unterricht unternommen, betonte Clemens und verwies auf die Verbeamtung von Lehrern, die bessere Einstufung von Grundschullehrern, den Einsatz von Assistenzkräften und mehr Studienplätze für das Lehramt. «Aber man muss heute sagen, es reicht immer noch nicht, den Unterricht in unseren Schulen abzudecken.»

Regelungen zur Altersermäßigung sollen erst später gelten  

Um das Arbeitsvermögen der Lehrer effizienter einzusetzen, sollen bisherige Regelungen wie die sogenannte Altersermäßigung geändert werden. Bislang wurde Lehrkräften ab dem 58. Lebensjahr eine Wochenstunde erlassen, ab 60 zwei und ab 61 drei Wochenstunden. Künftig soll diese Regelung erst ab 63 Jahren beginnen. Aktuell würden bereits 92 Prozent der Lehrkräfte mit 63 Jahren in Rente gehen, hieß es. 

Bereits im Lehramtsstudium sollen die künftigen Lehrkräfte mehr im Schulalltag mitwirken können. Abordnungen von Lehrkräften an das Ministerium und das Landesamt für Schule und Bildung werden auf deren pädagogische Notwendigkeit überprüft. Allein im Landesamt sind rund 200 Lehrer beschäftigt. 

Künftig weniger Klausuren und Klassenarbeiten geplant

Weitere Punkte der insgesamt 21 Maßnahmen betreffen den Unterricht. So sind mehr Unterricht in digitalen Formaten und mehr fächerübergreifender Unterricht vorgesehen. Klausuren und Klassenarbeiten sollen reduziert werden, um den Korrekturaufwand zu verringern. Auch bei den Prüfungen gerade in der Oberschule plant man Erleichterungen. Der Unterricht in den Klassen für Kinder aus Migrantenfamilien soll gestrafft werden.

Clemens: «Wir haben in Sachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern eine sehr besondere Situation. Wir haben an den Kitas zu wenig Kinder und an den Schulen zu wenig Lehrer.» Wenn nicht gegengesteuert werde, werde immer mehr Unterricht ausfallen. Nach weiteren Beratungen sollen die Maßnahmen Ende Mai beschlossen und dann im neuen Schuljahr wirksam werden. 

Gewerkschaften kritisieren Maßnahmenpaket

Das Echo auf die Pläne fiel unterschiedlich aus. Der Philologenverband Sachsen reagierte enttäuscht: «Die angekündigten Maßnahmen sollen das System Schule entlasten. Stattdessen werden sie aber unsere Kolleginnen und Kollegen weiter belasten und vor allem demotivieren», erklärte Verbandschef Thomas Langer.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Sächsische Lehrerverband zeigten sich empört. GEW-Chef Burkhard Naumann sprach von einem «schweren Angriff» auf die Lehrkräfte. «An vielen Stellen trifft es ausgerechnet die älteren Kolleginnen und Kollegen, die seit vielen Jahren die politischen Fehler des CDU-geführten Kultusministeriums ausbaden müssen.»

«Erneut werden die Stellschrauben angezogen, ohne die eigentlichen Probleme zu lösen. Jahrzehntelange Versäumnisse und das kurzfristige Denken in Legislaturperioden führen jetzt wieder zu drastischen Einschnitten für das schulische Personal», betonte Landesvorsitzender des Lehrerverbandes, Michael Jung. Statt zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, würden die Lasten einmal mehr auf dem Rücken der Lehrkräfte abgeladen.

Diskussionsbedarf bei anderen Parteien

Aus Sicht der Linken im Landtag schlägt das Kultusministerium viele richtige Schritte vor. Bei anderen gebe es aber Diskussionsbedarf, erklärte die Abgeordnete Luise Neuhaus-Wartenberg. Es sei unverständlich, dass die Staatsregierung die Integration von Kindern mit Migrationsgeschichte erschweren wolle.

Die Grünen sahen Licht und Schatten. «Die Lehrkräfte sollen weiterhin die verfehlte Bildungspolitik der CDU ausbaden. Die Devise sollte aber sein: Mehr Unterstützung statt mehr Druck», betonte Bildungspolitikerin Christin Melcher. Die SPD-Fraktion kündigte eine Prüfung der Vorschläge an.

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