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Standort mit Tradition: Dresdner Eislöwen bereit für die DEL

Dresdens Torhüter Danny aus den Birken (M) und Kapitän Travis Turnbull führen die Eislöwen zum Aufstieg in die DEL / Foto: Felix Kästle/dpa
Dresdens Torhüter Danny aus den Birken (M) und Kapitän Travis Turnbull führen die Eislöwen zum Aufstieg in die DEL / Foto: Felix Kästle/dpa

Mit dem Gewinn der Zweitliga-Meisterschaft feiern die Dresdner Eislöwen den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Jetzt plant der Club für die DEL.

Als Kapitän Travis Turnbull den silbernen Meisterpokal auf dem Eis von Ravensburg in die Höhe stemmte, startete bei den Dresdner Eislöwen der Party-Marathon. Mit dem 2:1-Sieg nach Verlängerung im siebten und entscheidenden Finalspiel der DEL2 feiert der sächsische Eishockey-Zweitligist den Aufstieg in die DEL. Es ist der größte Erfolg in der bisherigen Vereinsgeschichte.

Für Turnbull und den schwedischen Trainer Niklas Sundblad, der die Mannschaft im Januar 2024 übernahm und in der vergangenen Saison vor dem Abstieg in die Oberliga rettete, ist es ein ganz besonderer Erfolg. Beide erkämpften 2014 mit dem ERC Ingolstadt die deutsche Meisterschaft. 

Damals machten sie den Triumph ebenfalls erst im siebten Spiel gegen die Kölner Haie perfekt. Sundblad hatte seit Saisonbeginn immer wieder betont, dass der Gewinn des Zweitliga-Titels und der Aufstieg in die DEL das erklärte Ziel seines Teams sei.

Team wurde nach dem Willen des Trainers zusammengestellt

Deshalb hatten die Verantwortlichen um Sportchef Matthias Roos im Sommer den Kader kräftig umgebaut. Die Philosophie, vor allem junge, hungrige Cracks zu verpflichten, wurde ad acta gelegt. Dafür holten Roos und Sundblad vorrangig erfahrene, ausgebuffte Spieler, die wissen, wie man um Titel und Aufstiege kämpft. Diese Strategie ging am Ende auf. 

«Das ist schon Gänsehaut, ein unglaubliches Gefühl. Das zweite Mal erlebe ich so einen Titel in Spiel sieben und dazu noch in der Overtime. Das ist schon speziell. Ich bin stolz auf die Jungs. Wir hatten einen großen Teamgeist», sagte Sundblad am späten Dienstagabend.

Eislöwen-Geschäftsführer Maik Walsdorf hat mit seinen Mitstreitern seit einigen Jahren auf den Aufstieg hingearbeitet und dabei auch Rückschläge einstecken müssen. «Es ist ein unfassbarer Meilenstein. Für den gesamten Eishockey-Standort, für Sachsen, für ganz Ostdeutschland eine zweite DEL-Mannschaft zu haben, das kann man jetzt noch gar nicht richtig greifen», sagte er.

Sächsische Eishockey-Tradition lebt neu auf

Erstmals nach 1996 ist mit den Dresdner Eislöwen wieder ein sächsisches Team in der DEL vertreten. Die Spielgemeinschaft ESG Füchse Sachsen Weißwasser/Chemnitz gehörte 1994 zu den Gründungsmitgliedern der DEL, zog sich nach zwei Spielzeiten aber 1996 aus finanziellen Gründen in die zweite Liga zurück. 

Einen Aufstieg in die DEL hatte vor den Eislöwen noch kein ostdeutscher Verein geschafft. Die Eisbären Berlin gehören seit der Gründung 1994 zur DEL. Mit dem deutschen Meister aus der Hauptstadt verband die Elbestädter einige Jahre auch eine enge Kooperation.

Die Eishockey-Traditionen reichen in Dresden bis 1909 zurück. Die abrupte Unterbrechung erfolgte 1970 durch die damalige DDR-Sportführung, die Eishockey als «nicht förderungsfähig» einstufte, weshalb die Oberliga-Mannschaft aufgelöst wurde. 

Nach der Wende startete zunächst ein Team des ESC Dresden in der Sachsenliga. Eine 1993 gegründete Initiativgruppe Eishockey 2000 schrieb sich die Wiederbelebung des Profi-Eishockeysports in Dresden auf die Fahnen. Über verschiedene Ligen gelang in der Saison 2005 erstmals der Zweitliga-Aufstieg. Nach einer kurzen Unterbrechung spielte die Mannschaft seit der Saison 2008/09 insgesamt 17 Spielzeiten ununterbrochen in der zweiten Liga.

Schon seit Wiedereinführung des Auf- und Abstiegs 2021 haben die Eislöwen jeweils vor den Spielzeiten die Bürgschaft bei der Liga hinterlegt, die vor dieser Saison 250.000 Euro betrug. Nach dem Aufstieg ist jetzt eine Lizenzgebühr von 1,4 Millionen Euro fällig. 

Entwicklung der Infrastruktur schon lange auf DEL ausgerichtet

Strukturell haben die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren viel entwickelt, um die DEL-Tauglichkeit zu erreichen. Die im August 2007 eröffnete Eisarena fasst bislang 4412 Zuschauer. Die Kapazität soll bis auf rund 5000 Plätze erhöht werden. Der vorgeschriebene Video-Würfel wurde bereits vor dieser Saison installiert. Eine neue LED-Beleuchtung wurde von der Stadt ebenfalls schon zugesagt.

Wirtschaftlich stehen die Elbestädter auf gesunden Füßen, haben einen großen Sponsorenpool und finanziell potente Gesellschafter. In der abgelaufenen Saison lag der Etat bei rund 4,5 Millionen Euro. Aufgrund des Zuschauer-Booms  - insgesamt 16 Spiele waren ausverkauft – konnten die Verantwortlichen die Einnahmen erhöhen. 

Für die DEL soll das Budget auf sieben bis acht Millionen Euro steigen. Dabei kann Geschäftsführer Walsdorf allein durch TV-Gelder und einem Anteil durch Liga-Sponsoren der DEL mit einem Zuwachs von etwa einer Million Euro rechnen.

Olympia-Held Aus den Birken verlässt die Eislöwen

Für die neue Saison haben bereits 14 Spieler ihre Verträge verlängert. Nicht mehr dabei sein wird der deutsche Olympia-Held Danny aus den Birken. Der Torhüter erwies sich als riesiger Rückhalt, vor allem in den Playoffs. Deshalb wurde der 40-Jährige auch als Most Valuable Player der Playoffs - als wertvollster Spieler - geehrt. 

Anschließend sagte er: «Ich habe das Jahr unheimlich genossen, aber für mich geht es nicht in der DEL weiter. Wenn es passt, hänge ich noch ein Jahr in der zweiten Liga dran.»

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