Christoph Baumgartners Einschätzung lässt tief blicken. Von Atlético Madrids «echten Männern» könne die junge Mannschaft von RB Leipzig nach dem späten Gegentor und Dämpfer noch etwas lernen. «Die wissen, wie man ein Spiel an sich reißt», sagte der Offensivspieler nach dem 1:2 zum Champions-League-Auftakt in der spanischen Hauptstadt. Fünf Minuten hatten gefehlt, um aus dem hitzigen Estadio Metropolitano zumindest einen Zähler zu entführen.
Es habe in einigen Situationen die Erfahrung gefehlt, meinte auch Trainer Marco Rose. Er hatte sich unter anderem dazu entschieden, die international noch wenig erfahrenen Antonio Nusa und Arthur Vermeeren zum ersten Mal von Beginn an aufzubieten. Nun hofft der Coach auf einen schnellen Lerneffekt für die am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) anstehende Aufgabe in der Fußball-Bundesliga beim FC St. Pauli. «Wir wollen uns über die Bundesliga wieder Selbstvertrauen holen, daraus etwas lernen und Energie ziehen», sagte Rose.
Dabei hatten die Sachsen in Madrid einen Traumstart mit der Führung durch Benjamin Sesko hingelegt (4.). Sicherheit brachte diese nicht, Atlético dominierte - spätestens nach einer Viertelstunde. Schon nach 45 Minuten musste Rose korrigieren, wechselte Startelf-Debütant Nusa aus. An der Seite des hochbegabten Xavi Simons sollte der erst 19 Jahre alte Norweger glänzen. Am Ende hatte der Niederländer selbst größte Probleme, die richtigen Räume zu bespielen. In der Zentrale verlor der 21-Jährige einfach zu viele Bälle.
RB-Angreifer «echte Dämonen»
«Sie greifen phänomenal an und verteidigen furchtbar. Vier der Chancen, die sich die Heimmannschaft erspielte, verteilten sich auf absurde Ballverluste und Fehlpässe», schrieb die spanische Zeitung «Marca». Dabei wurden die RB-Stürmer zumindest in der Anfangsphase als «echte Dämonen» beschrieben.
In der Defensive brannte es dagegen lichterloh. Rückkehrer Willi Orban rettete mehrmals. Auch der erst 21 Jahre alte Stammspieler Castello Lukeba lieferte ein überragendes Spiel mit starker Übersicht und intelligentem Zweikampfverhalten in der Innenverteidigung ab. Davor schwankte es beim zwei Jahre jüngerem Vermeeren zwischen Spielwitz und riskanten Fehlpässen. Auch wenn es Lob gab von Diego Simeone. «Mir hat sein Auftritt gefallen. Er hat es von der Position aus ganz gut kontrolliert», sagte der Atlético-Trainer über den Profi, der von Madrid an Leipzig ausgeliehen ist.
Rose braucht beim FC St. Pauli Mentalität
Für RB bleibt mit Blick auf das Duell mit St. Pauli wenig Zeit für Spielanalyse und Grübeln. «Es ist die ungünstigste Situation, die man haben kann: Wir spielen hier um 21.00 Uhr, fliegen dann zurück, am Samstag schon wieder nach Hamburg. Da müssen wir gucken, dass wir gut regenerieren, Körner tanken und der Breite unseres Kaders vertrauen», sagte Rose.
Gegen die bislang punktlosen Hanseaten setzt Rose weiter auf Rotation. «Die Jungs sind gerade alle im Check. Es war schon eine intensive Partie. Die Jungs haben da alles auf dem Platz gelassen», sagte er. «Wir müssen morgen ein Gefühl dafür kriegen, wie frisch ist wer? Wir werden auf jeden Fall Frische bringen, wie viel frische Spieler es jetzt werden, das sehen wir dann. Mal sehen, wie wer in Hamburg früh aus dem Bett kommt.»
In Hamburg könnte nach der ersten Pflichtspiel-Niederlage seit sieben Monaten auch die Bundesliga-Serie von RB mit saisonübergreifend 14 Spielen ohne Niederlage reißen. Punktet Leipzig aber, wäre das die Einstellung des Vereinsrekords aus dem Jahr 2019. «Uns erwartet wieder ein geiles Spiel. Wir müssen das zu 100 Prozent annehmen, wenn du nicht zu 100 Prozent da bist, werden sie dich fressen», sagte Baumgartner.
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