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Sportlicher Rückzug des Vorstandschefs belastet Hansa Rostock

Rostocks Vorstandsvorsitzender Robert Marien betritt das Stadion. / Foto: David Inderlied/dpa/Archivbild
Rostocks Vorstandsvorsitzender Robert Marien betritt das Stadion. / Foto: David Inderlied/dpa/Archivbild

Robert Marien macht überraschend eine Pause von seinem Chefposten im Vorstand des FC Hansa Rostock. Der Verein nennt gesundheitliche Gründe. Dafür zieht ein neuer Mann in das Führungsgremium ein.

Mitten in der sportlichen Krise und Diskussionen um Fan-Gewalt muss Fußball-Zweitligist Hansa Rostock ohne seinen Vorstandschef Robert Marien auskommen. «Auf ärztliche Anordnung» werde der 42-Jährige vom März an voraussichtlich für sechs Monate sein Amt ruhen lassen, teilte der abstiegsbedrohte Verein am Mittwoch mit.

«Wenn einem gesagt wird, dass die Uhr fünf vor 12 schlägt, muss man bei aller Leidenschaft für den Verein und seine Aufgabe, Vernunft walten lassen und kurz auf die Bremse treten, um seiner Verantwortung für die eigene Gesundheit und für den F.C. Hansa Rostock nachzukommen», wurde Marien in der Mitteilung zitiert. Später machte er in einer Medienrunde klar: «Ich möchte in jedem Fall zurückkommen.»

Die Entscheidung zum vorübergehenden Rückzug sei mit dem Aufsichtsrat abgestimmt worden. Vor der Bekanntgabe hatte Marien die Mannschaft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert.

Aufsichtsratschef Rainer Lemmer bedankte sich bei Marien, «dass er seine Auszeit, die ärztlich eigentlich schon seit Ende vergangenen Jahres angeordnet war, verschoben hat, um den Verein durch die zuletzt sehr schwierige Phase zu führen und mit uns gemeinsam Regelungen und Lösungen für die Zeit seiner Abwesenheit zu erarbeiten».

Diese Regelung und Lösung heißt Jürgen Wehlend. Am 1. März wird er nach dem Willen des Aufsichtsrats und Marien in den Vorstand einziehen. Der 58-Jährige war von 2013 bis 2020 beim VfL Osnabrück und von 2021 bis 2023 bei Dynamo Dresden in geschäftsführender Funktion tätig.

Beim FC Hansa wird er vierter Vorstand und erster Stellvertreter. Er wird die Aufgaben von Marien vorerst übernehmen. Wie es nach einer Rückkehr von Marien mit ihm weitergeht, ließen er und der Verein offen. «Ich möchte nicht das Gesicht von Hansa sein», betonte Wehlend. Das soll auch in Zukunft Marien sein - wie schon in den vergangenen fast acht Jahren. Seit seinem Amtsantritt 2016 hatte er große Herausforderungen zu bewältigen. Ihm gelang es, den Club wirtschaftlich zu stabilisieren. In den vergangenen Jahren vermeldete der Verein regelmäßig Rekordzahlen.

Sportlich ging es auch nach oben. 2021 stieg Hansa in die 2. Bundesliga auf und konnte die Klasse in den folgenden beiden Saisons halten. Doch in dieser Spielzeit kämpft die Mannschaft gegen den Abstieg. Seit zehn Partien ist der Tabellenvorletzte ohne Sieg. Auch der Trainerwechsel von Alois Schwartz - in der vergangenen Saison noch der Retter - auf Mersad Selimbegovic brachte zum Rückrunden-Auftakt noch keinen Erfolg.

Besonders viel Energie kosteten Marien die immer wiederkehrenden massiven Ausschreitungen von gewaltbereiten Hansa-Fans. Er musste dies immer wieder intern und extern moderieren. Die Landespolitik fürchtet wegen der Gewaltszenen um den Ruf der Region. Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger sprach zuletzt von einem Imageschaden für die ganze Stadt.

Von März an hat Marien erst einmal Ruhe von den Themen und will Abstand gewinnen. «Es ist keine leichte Situation für mich. Aber ich werde mit meinem Rest-Akku die Geschäfte ordentlich übergeben», meinte er. Leicht fällt ihm der vorübergehende Rückzug nicht, räumte er ein: «Hansa ist wie ein Baby, und es tut wirklich weh.»

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