Potsdam (dpa/bb) - Die Ausgestaltung des Lausitzfestivals sorgt weiter für Diskussionen. Intendanz und Geschäftsführung waren am Mittwoch im Kulturausschuss des Landtags - auch, um auf die Kritik von regionalen Kulturschaffenden zu reagieren. Diese kritisieren, nicht in die Programmentwicklung miteinbezogen zu werden und werfen der Leitung zudem Intransparenz und mangelndes Demokratieverständnis vor. Die Debatte im Ausschuss über das seit 2020 in Brandenburg und Sachsen stattfindende Festival dauerte viel länger als geplant.
Der Intendant des Lausitzfestivals, Daniel Kühnel, wies die Vorwürfe an der Programmgestaltung und dem Nichteinbeziehen der lokalen Kunstschaffenden zurück. Im Kulturausschuss des Landtags sprach er von einer Kampagne, die gegen das Festival geführt werde. Das Lausitzfestival beschäftige sich ausschließlich mit der Lausitz und dem Strukturwandel, jedes Jahr werde ein anderer Aspekt mit einer besonderen Wortbildung beleuchtet, sagte Kühnel. «Das mag nicht jeder verstehen, (...) andere tun das (...).»
Kunstschaffenden fehlt Mitspracherecht - Intendant sieht das nicht
Kühnel reagierte damit auch auf die Kritik von zahlreichen Lausitzer Kulturschaffenden, die der Festivalleitung vorwerfen, die regionale Kulturszene kaum einzubeziehen. Sie fordern ein «echtes Lausitz Festival» und ein größeres Mitgestaltungsrecht bei der Programmentwicklung. Er beschäftige sich sehr mit der Kritik, die aber sachlich sein müsse, sagte Kühnel sichtlich erregt. Er hätte sich Einwände im künstlerischen Beirat gewünscht, die aber nicht gekommen seien. Kritik sei «nie ignoriert oder missachtet» worden. «Unser Team arbeitet mit jedem Kooperationspartner auf Augenhöhe», ergänzte Geschäftsführerin Maria Schulz.
Filmemacherin fehlt demokratisches Verständnis
Anders stellte es Autorin und Filmemacherin Grit Lemke («Kinder von Hoy») dar, die aus dem künstlerischen Beirat ausgetreten ist. Kritik sei dort nicht gewünscht, es habe keinen Sinn, sich dort zu äußern, sagte die Künstlerin aus Hoyerswerda im Ausschuss. Mitglieder des Beirates würden sich ihrer Einschätzung nach nicht äußern, weil sie mit ihren Einrichtungen in direkter Abhängigkeit zu Geldern des Lausitzfestivals stünden. «Was ist das für ein Verständnis von Demokratie?», fragte Lemke in die Runde. Auch die Lausitzer Kunstschaffenden hatten in ihrem offenen Brief gefordert: «Der Beirat muss ein Ort offener Diskussion und gelebter Demokratie werden.»
Frage nach Prozedere zu Wahl des Intendanten bleibt offen
Ein weiterer Kritikpunkt der regionalen Kunstschaffenden ist eine fehlende Transparenz bei der Besetzung der Intendanz des Festivals, das es seit 2020 gibt. Es habe keine Ausschreibung gegeben. Kühnel habe einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten, ohne dass der Beirat des Festivals dazu befragt worden sei. Dies sei angesichts der hohen Fördersumme von vier Millionen Euro vom Bund, für die diese Person die Verantwortung trage, ein Vorgang, der erklärt werden müsse.
Mit Kühnel wurde der Fünf-Jahres-Vertrag nach Angaben des Kulturministeriums als Würdigung seiner Aufbauarbeit abgeschlossen. «Wir reden die ganze Zeit davon, dass das Lausitzfestival ankommen muss, dass es Zeit braucht», sagte Festival-Geschäftsführerin Maria Schulz dazu. «Da bringt ein Jahresvertrag nichts.»
Im Ausschuss gab es unterschiedliche Reaktionen auf die Ausführungen der Festival-Spitze. «Bisher hat das Festival die Herzen der Lausitzer nicht erreicht», sagte die Linken-Abgeordnete Anke Schwarzenberg. Der Abgeordnete von BVB/ Freie Wähler, Matthias Stefke, mahnte zu mehr Selbstkritik und Dialogbereitschaft seitens der Festivalleitung. Der CDU-Abgeordnete Michael Schierack äußerte sich positiv. Das Festival habe angefangen, nach Europa hineinzuwirken.
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