13 Jahre nach Selbstenttarnung der rechtsextremen Terrorzelle NSU wird diesen Montag ihrer Opfer gedacht. Am Gedenkort in Zwickau, wo für jedes der zehn Mordopfer ein Baum wächst, werden um 17.00 Uhr die Namen der Getöteten verlesen und Kerzen aufgestellt. Der Tag sei für die Opfer und Hinterbliebenen von großer Bedeutung, betonte Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz, die zu der Gedenkfeier nach Zwickau kommt. Denn damit habe die Zeit jahrelanger falscher Verdächtigungen gegen sie geendet.
Besuch des Dokumentationszentrums in Chemnitz
Zuvor will sich Özoğuz über den Fortschritt des Pilot-Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex in Chemnitz informieren. «Gerade die sich polarisierende Stimmung in unserer Gesellschaft zeigt, wie wichtig zum einen die Aufarbeitung der Morde, aber auch der Blick nach vorn ist», erklärte die Sozialdemokratin. «Dafür brauchen wir mehr Räume für offene, demokratische Auseinandersetzungen, wie sie hier in Chemnitz geschaffen werden.» Das Pilotprojekt soll Impulse für das zentrale Dokumentationszentrum in Deutschland liefern.
Chemnitz und Zwickau waren einst Rückzugsorte des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Hier lebte das Kerntrio, das ursprünglich aus Jena stammte, jahrelang unbehelligt, hatte zahlreiche Unterstützer und organisierte seine Mordserie an mindestens zehn Menschen. Die Opfer waren acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer sowie eine Polizistin: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Zudem sind die Rechtsterroristen für etliche Raubüberfälle und mehrere Bombenanschläge verantwortlich.
Appell gegen rechtsextremen Terror
«Wir dürfen nie wieder zulassen, dass sich eine mörderische Gruppe wie der NSU zusammenfinden und aus rassistischen Motiven Menschen töten kann», konstatierte Justizministerin Katja Meier (Bündnis 90/Grüne). «Aber nicht nur das. Wir als Politik und Gesellschaft sind vor allem auch dazu verpflichtet, hinzuschauen und zu verstehen, wie es sein konnte, dass die Täter hier in Sachsen mitten unter uns leben und Unterstützung finden konnten.» Aus diesen Fehlern gelte es zu lernen. Das Pilotvorhaben in Chemnitz und zahlreiche weitere Projekte zur Aufarbeitung seien dafür die richtigen Ausgangspunkte.
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