Noch nie sind die ersten Lachse so spät nach Sachsen zurückgekehrt wie in diesem Jahr. Erst am Mittwoch sei beim routinemäßigen Monitoring im Lachsbach bei Bad Schandau der erste stattliche Milchner ins Netz gegangen, teilte das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie am Freitag mit. Der männliche Lachs brachte fünf Kilogramm Gewicht auf die Waage und maß 85,5 Zentimeter.
Normalerweise steigen die Lachse bereits ab Ende Oktober in die sächsischen Laichflüsse, der sogenannte Lachsaufstieg erreicht bis Mitte November seinen Höhepunkt. «In diesem Jahr signalisierte selbst die fest installierte elektronische Lachszählstation erst am 10., 11. und 12. Dezember je einen großen Lachs und damit den Beginn der diesjährigen Laichwanderung», hieß es. Eine wesentliche Ursache für den späten Beginn des Lachswanderung sehen die Experten in den überdurchschnittlich warmen Monaten September und Oktober.
Sachsens Programm zur Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses begann mit dem ersten Besatz schwedischer und irischer Lachsbrütlinge 1995. Inzwischen sind weit über tausend Laichfische zurückgekehrt. Nach Angaben des Landesamtes ist ihre Anzahl weder in Sachsen noch im gesamten Einzugsgebiet der Elbe ausreichend, um eine natürliche Reproduktion des Bestandes zu sichern.
Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts galt der Lachsfang als eine der einträglichsten Zweige der Elbfischerei. Von Hamburg bis Prag wurden an allen möglichen Orten jährlich Tausende Lachse gefangen. Die Gewässerverschmutzung, der Ausbau der Elbe für die Binnenschifffahrt und versperrte Zugänge zu den Laichplätzen durch Wehre und Wasserkraftanlagen führten ab 1815 zur stetigen Reduzierung der Fangzahlen, bis hin zum Aussterben des ursprünglichen Elblachses nach den Zweiten Weltkrieg.
Der Besatz sei vorerst im gesamten Elbeinzugsgebiet weiter erforderlich, teilte das Landesamt mit. «Das Monitoring und der Fang von Laichfischen haben das Ziel, die Besatzmengen zu erhöhen. Vollreifen Fischen wird noch am Bach der Rogen (die Eier) entnommen. Sie werden vor Ort befruchtet und in ein Bruthaus überführt. Dort ist ihre Überlebensrate deutlich höher, als in der freien Natur.»
Die geschlüpften Jungfische werden in den Nebenflüssen der Elbe ausgesetzt. Im zweiten Jahr wandern die etwa 20 Zentimeter langen Fische in die Elbe und dann via Nordsee in den Atlantik. Dort müssen die Lachse ordentlich fressen. Der Rückweg ist lang und verlangt ausreichende Energievorräte. Nach ein paar Jahren kehren sie in die Geburtsgewässer zurück. Die meisten Tiere verenden nach dem Ablaichen.
Um den Lachs wieder im gesamten Einzugsgebiet der Elbe heimisch zu machen, werden seit 2019 alle Aktivitäten zwischen den deutschen Elbanliegerländern und Partnern aus der Tschechischen Republik im Programm «Salmo albis» abgestimmt. Sachsen koordiniert das Programm.
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