Das Chemnitzer Heizkraftwerk Nord beherbergt nicht nur Sachsens höchsten Schlot, sondern wird im kommenden Jahr auch das stillgelegte Kraftwerksareal zu einer Galerie für zeitgenössische Kunst verwandeln. Im Jahr 2025, wenn Chemnitz als eine der zwei Kulturhauptstädte Europas Besucher aus aller Welt anzieht, wird das Festival «Begehungen» dort Werke von Künstlern präsentieren, die sich mit aktuellen Themen wie Ressourcenverbrauch, Artenvielfalt und Klimawandel auseinandersetzen. Die Ausstellungsfläche umfasst einen historischen Kühlturm aus den 1960er Jahren, einen riesigen Metallbehälter sowie drei große Hallen, wie die Veranstalter bekannt gaben.
Seit 2003 verwandeln die «Begehungen» alljährlich leerstehende Gebäude in temporäre Galerien für zeitgenössische Kunst: von einem Gefängnis über eine alte Brauerei und einem ehemaligen Güterbahnhof bis hin zu einem ausgemusterten Schwimmbad. Auf dem Kraftwerksgelände stehe eine Fläche von 16.000 Quadratmetern zur Verfügung - viel Platz also für raumgreifende künstlerische Arbeiten.
Kunstfestival in neuer Dimension
«Die Dimension der Festivalausgabe 2025 übertrifft die bisherigen Ausgaben deutlich», erklärte Co-Projektleiter Frank Weinhold. Ansporn sei es, im kommenden Jahr etwas Einmaliges zu schaffen. «Wir wollen uns als eines der Sommer-Highlights der Kulturhauptstadt Europas 2025 präsentieren.» Zu sehen werden den Angaben nach Arbeiten von etwa 30 Künstlern aus aller Welt für eine Dauer von vier Wochen Mitte Juli bis Mitte August sein. Dabei wird mit mindestens 50.000 Besuchern gerechnet.
Geplant ist ein Artist-in-Residence-Programm mit europäischen Partnerfestivals sowie ein offener Aufruf, bei dem Künstler ihre Ideen einreichen können. Der soll am Jahresende starten. Zudem stehen die Veranstalter mit Künstlern in Kontakt, die bei dem Festival Arbeiten präsentieren sollen. Erste Namen sollen im Herbst veröffentlicht werden, hieß es.
Anfang dieses Jahres war der letzte von zwei Braunkohleblöcken des Heizkraftwerks Nord abgeschaltet worden. Das Kraftwerk war bis dahin größter Verursacher des klimaschädlichen CO2 in der Region - jährlich waren es knapp eine Million Tonnen. Die Blöcke wurden durch gasbetriebene Kraftwerke ersetzt und so der CO2-Ausstoß laut Betreiber um 60 Prozent verringert. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohle versiegte auch der farbenfrohe Schlot. Er war 2013 vom Künstler Daniel Buren gestaltet worden und hat sich seither zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt gemausert, das nachts weithin strahlt.
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