Der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni hat die Auseinandersetzung mit den Themen Krieg, Verfolgung, Flucht und Migration in ein weiteres Kunstwerk gegossen. Die schon 2015 begonnene Installation «Nowhere is Home» - ein mit Habseligkeiten bepackter, in einen Wohnraum verwandelter Kleinwagen - steht bis Ende April im Foyer des Dresdner Kulturpalastes. «Der Kontext ist immer noch aktuell», sagte er am Mittwoch zur Präsentation seiner Arbeit. Krieg, vor dem Menschen flüchteten, und Vertreibung habe es schon immer gegeben. Aufgrund der veränderten Berichterstattung der Medien sowie im Internet verbreiteten Bildern sei das allerdings heute sichtbarer, «sie rücken immer näher an uns heran».
Im Umfeld des Gedenkens der Stadt an deren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am 13. Februar soll das Werk auf Fluchtursachen hinweisen «und für Frieden und Demokratie sensibilisieren», sagte Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke). «Lebensgefahr, Vertreibung, Flucht sind für viele Menschen bitterste Realität», sagte Philharmonie-Intendantin Frauke Roth, die Halbouni mit seiner Arbeit eingeladen hat. Der Künstler hofft, dass sie Menschen ins Gespräch über dieses Leid bringt, miteinander und auch mit ihm. «Sie können Zettel mit Nachrichten am Auto hinterlassen.»
Halbouni, 1984 in Damaskus geboren, hatte im Februar 2017 bereits mit einem Kunstwerk zur Flüchtlingskrise in Dresden für Kontroversen gesorgt. Sein «Monument» aus drei senkrecht auf dem Heck stehenden Schrott-Bussen sollte als Mahnmal gegen Krieg und Terror an drei in Aleppo zum Schutz vor Heckenschützen aufgestellte Busse erinnern. Es hatte schon bei der Einweihung Tumulte und Störungen durch Anhänger des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses gegeben, im Internet gab es damals verbale Angriffe gegen den Oberbürgermeister - bis zu Morddrohungen.
Halbouni verließ seine Heimat Syrien 2008, war dann Meisterschüler bei Eberhard Bosslet an der Dresdner Kunsthochschule, seine Arbeiten sind seit 2013 in Ausstellungen zu sehen. Derzeit ist er Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Statt über einen Weg zum Frieden zu sprechen, werde momentan nur über Krieg geredet, kritisierte er. Es fehle an Menschen, «die sich offiziell für eine Friedensinitiative einsetzen und nicht nur sagen, man könne nicht diskutieren», um eine Lösung zu finden. «Das ist falsch.»
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