Mithilfe der Kryokonservierung kann die DKMS an ihrem Standort Dresden seit November 2023 überschüssige gespendete adulte Stammzellen lagern und weltweit für eine Transplantation bei Blutkrebs zur Verfügung stellen. Aus der neuen Stem Cell Bank könnten Transplantationszentren und Sucheinheiten über das DKMS Registry und die Datenbank des Zentralen Knochenmarkspender-Registers Deutschland (ZKRD) passende Blutstammzellen suchen und anfordern, wie die gemeinnützige Organisation am Donnerstag in Dresden mitteilte. Von der Anfrage nach dem Material bis zu dessen Transport in die Klinik dauert es demnach nur wenige Tage. Damit sei eine Transplantation deutlich schneller als bisher möglich.
Elke Neujahr, Global CEO der DKMS Group gGmbH, sprach von einem «weiteren wichtigen Meilenstein in unserer lebensrettenden Mission». Damit erhöhe sich die Überlebenschance an Blutkrebs Erkrankter in 60 Ländern, die sehr schnell transplantiert werden müssten, maßgeblich. Die Stammzellbank füllt sich seit November 2023, in den Kryotanks in Dresden sind den Angaben nach derzeit etwa 70 Präparate verfügbar.
Mit kryokonservierten Stammzellen liegen laut DKMS nur drei Tage zwischen erster Anfrage und Transport in die Klinik - bisher dauere der Prozess der Spendersuche bis zur Transplantation mehrere Wochen. Ein weiterer Vorteil: Sie können ohne die Präsenz der Spender vorgehalten werden und sind sofort verfügbar. Dieser Ansatz sei weltweit einzigartig, sehr unkompliziert und ethisch einwandfrei, sagte der ärztliche Leiter der DKMS Stem Cell Bank. Ursprünglich als Nabelschnurblutbank gegründet, verfüge sie über langjährige Erfahrung und umfassende Expertise in der Kryokonservierung.
Wie Platz berichtete, mobilisieren viele Spender deutlich mehr Stammzellen als eine erkrankte Person tatsächlich benötigt. Mit deren Einverständnis würden die übrigen bei minus 180 Grad Celsius in der Gasphase über flüssigem Stickstoff gelagert. So könnten mit einer einzigen Spende zwei Leben gerettet werden.
Laut DKMS erhält weltweit alle 27 Sekunden ein Mensch die Diagnose Blutkrebs, in Deutschland alle zwölf Minuten. Für viele der Leukämiekranken, die eine Stammzelltransplantation benötigen, sei die Suche nach dem genetischen Zwilling «ein Wettlauf gegen die Zeit». Nur etwa ein Drittel werde innerhalb der Familie fündig, die Mehrheit sei auf andere Menschen angewiesen, wobei spezielle Gewebemerkmale bestmöglich übereinstimmen müssen. Je früher es ein Match gebe und die Spende ankomme, «desto besser sind die Überlebens- und langfristigen Heilungschancen».
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