Ein neues Bergwerk soll den Rohstoff für die altehrwürdige Porzellan-Manufaktur Meissen liefern. Am Montag wurde die Grube in Seilitz (Landkreis Meißen) in Betrieb genommen. Sie wird von nur zwei Bergmännern betrieben und gilt damit als das kleinste Bergwerk Europas. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums hat das hier im Boden liegende Kaolin eine besonders hohe Reinheit. Die Porzellanerde enthalte keinerlei Verunreinigungen an Eisenoxid oder Titanoxid, so dass im Endprodukt kein Grau-, Gelb- oder Blaustich erkennbar sei. Meissener Porzellan werde sich auch künftig durch ein auffallend strahlendes Weiß auszeichnen, hieß es.
Die neue Förderstätte befindet sich nur etwa 150 Meter vom bisherigen Schacht entfernt. Seit 1764 wird in Seilitz Kaolin für die Porzellane mit den Blauen Schwertern abgebaut. Das neue Bergwerk soll den Bedarf an Kaolin für mindestens 50 weitere Jahre sichern. Die Inbetriebnahme der Grube wurde nicht zufällig auf Montag verlegt. Der 4. Dezember ist auch als Barbaratag bekannt. Die Heilige der katholischen Kirche gilt als Schutzpatronin der Bergleute. Im neugebauten Schachtgebäude wurde im Beisein von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) eine Figur der Heiligen Barbara aufgestellt.
Kaolin wird auch als «weißes Gold» bezeichnet. Der Legende nach war man in Seilitz eher zufällig auf Kaolin gestoßen. Nachdem die Erfinder des europäischen Porzellans, Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walter von Tschirnhaus, Anfang des 18. Jahrhunderts das richtige Rezept das begehrte Produkt gefunden hatten, holte die 1710 gegründete Manufaktur ihr Material zunächst aus der Gegend von Aue. Eines Tages soll ein Mann bei der Arbeit auf seinem Acker in Seilitz weiße Spitzen am Pflug entdeckt haben. 1764 wurde dieser Fleck dann zum Lieferanten für die Manufaktur.
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten