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Die Gefahren für den Igel in Sachsen werden immer größer

Ein junger Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) sitzt zwischen Laub auf einem Gehweg vor einem Gebüsch. / Foto: Jonas Walzberg/dpa/Archivbild
Ein junger Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) sitzt zwischen Laub auf einem Gehweg vor einem Gebüsch. / Foto: Jonas Walzberg/dpa/Archivbild

Igel sind beliebte Tiere. Doch für sie gibt es immer mehr Gefahren. Die Lebensräume werden kleiner. Es droht Futtermangel, weil sie weniger Insekten finden. Igel-Vereine helfen verletzten und kranken Tieren.

Die Gefahren für den Igel in Sachsen werden immer größer. Dennoch werde dessen Bestand im Freistaat noch nicht als gefährdet eingestuft, sagte ein Sprecher des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. In der aktuellen Roten Liste der Säugetiere Sachsens von 2015 werde er als «ungefährdet» eingeordnet, in der Roten Liste Deutschlands (2020) stehe er hingegen auf der «Vorwarnliste». Die Deutsche Wildtierstiftung hat den Braunbrustigel zum Tier des Jahres 2024 gekürt.

In Sachsen sei eine nahezu flächendeckende Verbreitung des Igels von den Niederungen bis in die hohen Lagen des Erzgebirges dokumentiert. Wie viele Igel etwa in Sachsen leben, ist nicht bekannt. Er bewohne vorzugsweise Siedlungen und ihre Randbereiche, Gärten, Hecken, Gebüsche und Grünanlagen oder lichte Wälder.

Der Rückgang kleiner, naturnaher Siedlungsräume etwa durch Bodenversiegelung, der Einsatz von Insektiziden, der Verlust von Rückzugsräumen und Nahrung sind laut Landesamt eine ernste Gefährdung für den Igel. Zudem erleide er erhebliche Verluste vor allem durch Straßenverkehr, Rotfuchs und freilaufende Hunde. In den vergangenen Jahren seien unter anderem Mähroboter als Gefahr hinzugekommen. Durch die Dürre der vergangenen Jahre habe sich das Nahrungsangebot vermutlich weiter verschlechtert, hieß es.

«2023 war ein schlechtes Jahr für die Igel», sagte die Vorsitzende des Sächsischen Landestierschutzvereins, Christel Jeske. Die Tiere fänden immer weniger Insekten als Futter. Viele der Tiere, die zu den Stationen gebracht würden, seien verletzt, geschwächt und krank. Viele Kleingärtner ließen nachts Mähroboter laufen, wenn die Tiere unterwegs seien. Auch tiefreichende Zäune oder versiegelte Flächen erschwerten ihnen die Futtersuche. Vor allem die jüngeren Tiere kämen bei der milden Witterung nicht in den Winterschlaf.

Mehr als 1270 verletzte oder kranke Tiere wurden im vergangenen Jahr von Findern zur Station der Igelhilfe nach Radebeul gebracht, in den ersten Tagen des neuen Jahres kamen fünf weitere hinzu. Die Radebeuler Igelhilfe an der Stadtgrenze zu Dresden ist wohl die größte derartige Igel-Station in Sachsen. 2022 wurden den Igel-Helfern 1056 und 2021 sogar rund 1700 Tiere übergeben. «Das war das bisher schlimmste Igel-Jahr», sagte Vereinschefin Karina Görner. Vor allem während der Monate August bis Oktober gebe es Wochen, in denen bis zu 150 Tiere gefunden und zur Station gebracht würden.

Viele der Igel weisen Görner zufolge schlimme Verletzungen auf, die ihnen unter anderem von Gartenmaschinen wie Mährobotern oder auch motorisierten Heckenscheren zugefügt wurden. Etwa jedem vierten bis fünften Igel könne nicht mehr geholfen werden. «Manche Tiere sind auch regelrecht abgemagert», sagte Görner.

Beim Verein Stachelnasen in Zwickau und Chemnitz wurden im vergangenen Jahr rund 480 Tiere abgegeben. Derzeit sind noch 68 in Pflege. 31 von ihnen werden in Innenräumen aufgepäppelt. «Sie sind noch zu klein» sagte Angela Reif. «Vor dem Winterschlaf sollten sie etwa 650 Gramm auf die Waage bringen.» Auch in Zwickau und Chemnitz seien vielen der abgegebenen Tiere von Mährobotern schwere Schnittverletzungen zugefügt worden. Andere seien in Schächte gefallen oder hätten sich in Zäunen oder sogar auf dem Sportplatz in den Tornetzen verfangen.

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