Kulturbegeisterte können in der Weihnachtszeit in Leipzig einen ganz besonderen Chor kennenlernen. Das Ensemble von «Sing&Sign» verbindet Gesang, Gebärden und Performance miteinander, um die Aufführungen für Mitglieder und Besucher möglichst inklusiv zu gestalten. Zu den knapp 30 Beteiligten gehören Hörende, Gehörlose und Schwerhörige, aber auch Menschen mit anderen Behinderungen.
Das Projekt rief Susanne Haupt ins Leben. Die 51-jährige Sopranistin studierte in Leipzig Gesang und verdiente später im musikalischen und pädagogischen Bereich ihr Geld.
2015 kam ihr die Idee zu dem inklusiven Projekt: Als in der Bach-Stadt Leipzig damals vielfach das Weihnachtsoratorium aufgeführt wurde, fiel ihr auf, dass Menschen mit Behinderungen sowohl hier als auch in der klassischen Musik generell bislang vielfach ausgeschlossen seien. Um das zu ändern, fing sie an, sich mit Gehörlosen zu treffen und sich mit ihnen über Musik auszutauschen. Richtig los sei es mit dem Chorprojekt dann 2019 gegangen, erzählt die Projektleiterin.
Durch Perspektivwechsel mehr Verständnis für Gehörlosenkultur
Die Musik lediglich «mit Gebärden aufzuhübschen» sei dabei nicht ihre Intention gewesen, so Haupt. Durch die Verbindung von Gesang, Deutscher Gebärdensprache, lautsprachbegleitenden Gebärden und Elementen der sogenannten Deaf (zu Deutsch: taub) Performance will sie die Auftritte des Chores für die Beteiligten und das Publikum inklusiv gestalten. Das Ensemble sei damit deutschland- und europaweit einzigartig, sagt Haupt.
Aber auch für Hörende seien die Veranstaltungen des Chores zu empfehlen. So könne man Musik in diesem Rahmen anders wahrnehmen, ganzheitlicher. Zugleich lernten Menschen durch den Perspektivwechsel etwas über die Gehörlosenkultur, erläutert die Projektleiterin.
Der Gebärdenchor «Sing&Sign» hat in diesem Jahr bereits die Johannespassion aufgeführt. Derzeit probt das Ensemble einmal pro Woche, um das Weihnachtsoratorium Anfang Dezember an verschiedenen Orten in Leipzig inklusiv aufzuführen.
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