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Sächsische Hightech-Branche optimistisch für 2024

Bagger arbeiten auf der Baustelle für die neue Smart Power Fab von Infineon in Dresden / Foto: Robert Michael/dpa
Bagger arbeiten auf der Baustelle für die neue Smart Power Fab von Infineon in Dresden / Foto: Robert Michael/dpa

Investitionen bei Infineon und Globalfoundries, ein Neubau beim Technologiekonzern Jenoptik oder die geplante Neuansiedlung von TSMC als Großprojekt: Das «Silicon Saxony» wächst und die sächsische Hightech-Branche schaut optimistisch auf 2024.

Investitionen bei Infineon und Globalfoundries, ein Neubau beim Technologiekonzern Jenoptik oder die geplante Neuansiedlung von TSMC als Großprojekt: Das «Silicon Saxony» wächst und die sächsische Hightech-Branche schaut optimistisch auf 2024. «Wir sehen seit Jahren ein konstantes Wachstum, jetzt aber wird es weiter beschleunigt», sagte der Geschäftsführer des Branchennetzwerkes, Frank Bösenberg. Die Lage sei so dynamisch, dass bisherige Prognosen sogar «übererfüllt» werden.

Nach aktuellen Schätzungen rechnet der Verband damit, dass im Jahr 2030 rund 100.000 Beschäftigte in der Branche arbeiten werden - vom Softwareunternehmen über Zulieferer bis hin zur Mikroelektronik. 2022 waren es bereits mehr als 76.000. Allein durch die Neuansiedlungen und Erweiterungen, die in diesem Jahr angekündigt wurden, werden in den nächsten Jahren rund 25.000 zusätzliche Fachkräfte allein für den Großraum Dresden benötigt. «Überall wird investiert und gebaut.»

In der Tat ist die Liste lang, allen voran der taiwanische Chipkonzern TSMC, der in der sächsischen Landeshauptstadt ein Halbleiterwerk errichten will. Die Investitionssumme liegt bei rund zehn Milliarden Euro - die Hälfte soll von der Bundesregierung kommen. Unsicherheit gab es zuletzt nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Haushalt - dann folgte Mitte Dezember die Nachricht, dass die Ampel an den Milliardenzuschüssen für Industrieprojekte im Osten festhalten will.

Erleichterung im Verband Silicon Saxony? «Wir waren immer optimistisch und haben nicht an den Förderzusagen gezweifelt», sagte Bösenberg. «Eben weil diese Projekte so wichtig für die Zukunft Deutschlands und Europas sind. Zugleich mahnte Bösenberg Tempo an. «Je schneller alles umgesetzt wird, desto besser.»

Mit TSMC - das einzige Werk des Halbleiterriesen in Europa - erreiche Dresden als Standort eine neue Sichtbarkeit in Asien und auf dem internationalen Markt, meint Bösenberg. Zudem gehe es darum, das Know-how im Land zu halten. «Es ist elementar wichtig, dass wir in Europa die gesamte Wertschöpfungskette abdecken können.»

Das betonte auch Wirtschaftsminister Martin Dulig und verteidigte die Milliardensubventionen: Die Ansiedlungen seien für Sachsen und Europa strategisch wichtig. Sie reduzierten Abhängigkeiten von Asien und Amerika und hälfen, Lieferketten für die heimische Industrie und den Mittelstand zu sichern. «Chips sind das Öl des 21. Jahrhunderts», so der SPD-Politiker. Die Investitionen und Neuansiedlungen stärkten den Wirtschaftsstandort Sachsen massiv.

Allein durch die Investitionsentscheidung von TSMC, Infineon sowie Investitionen in Automobilindustrie und Telekommunikation würden in Sachsen in den nächsten Jahren rund 30 Milliarden Euro investiert, erklärte Dulig. Diese würden zum Großteil in die sächsische Wirtschaft fließen. «Das sind Summen, davon konnten wir in den 90er Jahren nur träumen. Auf diesen Erfolg sollten wir alle stolz sein.»

Vor allem im Dresdner Norden tut sich derzeit einiges: Infineon will hier fünf Milliarden Euro in die Erweiterung der Halbleiterproduktion stecken. Zum Spatenstich im Mai war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dabei, inzwischen ist der Bau gewachsen: Anfang Dezember wurden die ersten Betonfundamente gelegt, rund 340.000 Kubikmeter Erde wurden bereits weggeschafft. De Produktion soll im Herbst 2026 starten.

Der Ausbau soll etwa 1000 neue Jobs schaffen. Im September hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in Dresden 140 bereits neue Auszubildende eingestellt und damit die Zahl seiner Azubis verdoppelt. «In den kommenden Jahren wollen wir die Zahl der Auszubildenden auf über 600 anheben», so ein Sprecher.

Nicht weit entfernt will der US-Chiphersteller Globalfoundries seinen Standort erweitern. «Wenn die Marktbedingungen stimmen», so ein Sprecher auf Anfrage. Details wollte das Unternehmen nicht nennen. Laut Medienberichten soll die Kapazität ungefähr verdoppelt und dafür rund acht Milliarden Dollar (7,6 Mrd Euro) investiert werden.

Auch der thüringische Technologiekonzern Jenoptik baut in Dresden für rund 70 Millionen Euro eine neue Hightech-Fabrik für die Halbleiterausrüstungsindustrie. 2024 steht der Innenausbau an, Anfang 2025 soll die neue Produktionsstätte in Betrieb gehen. «Wir haben uns bewusst für einen der bedeutendsten Standorte der Halbleiterindustrie in Deutschland und Europa entschieden, an dem viele globale Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Branche präsent sind», erklärte eine Sprecherin. Jenoptik will in Dresden seine Fertigung bündeln, rund 120 Beschäftigte arbeiten dann in der Landeshauptstadt.

Auch wenn Inflation und schwächelnde Konjunktur die Halbleiterbranche nicht in dem Maße wie andere Industriezweige treffen, machen die hohen Energiepreise den Unternehmen zu schaffen. Verstärkt kämen erneuerbare Energien zum Einsatz, Konzepte zum Einsatz von Wasserstoff würden getestet, so der Branchenverband. Vor allem aber ist es die Suche nach Fachkräften, die die Branche umtreibt. In der jüngsten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist von 82 000 unbesetzten Stellen in der deutschen Chipindustrie die Rede.

Zum einen müssten die Ausbildungsaktivitäten verstärkt werden, so Bösenberg. Zudem brauche es Zuwanderung aus Europa und der Welt. Er verwies etwa auf Projekte in Indien und Vietnam oder ein Austauschprogramm mit Taiwan, um Nachwuchs zu gewinnen und Fachkräfte nach Sachsen zu locken.

Der Verband sieht es als Vorteil, dass sich in Dresden ein Mikroelektronik-Cluster mit in unterschiedlichen Bereichen tätigen Arbeitgebern etabliert hat. Ziehen Experten nach Dresden und wollen den Arbeitgeber wechseln, können sie dies tun ohne umzuziehen. Bösenberg ist überzeugt: «Das ist ein großer Vorteil.»

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