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Ausstellung über Geflüchtete in Sachsen sorgt für Kontroverse in Pirna

Blick auf die Altstadt von Pirna aus der Vogelperspektive  / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Blick auf die Altstadt von Pirna aus der Vogelperspektive / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die Ausstellung «Es ist nicht leise in meinem Kopf» über Geflüchtete in Sachsen sorgt in Pirna für Aufsehen und Diskussionen. Trotz Kritik wurde sie in der Klosterkirche präsentiert.

Die im Landratsamt Pirna kurz nach dem Aufbau wieder entfernte Ausstellung ««Es ist nicht leise in meinem Kopf» über Geflüchtete in Sachsen ist doch als Beitrag der Interkulturellen Woche in der Stadt zu sehen - in der Klosterkirche. «Wir Christen treten für die ein, die als die Schwächsten oft unter die Räder kommen und kein Gehör finden», schrieb Pfarrer Vinzenz Brendler auf der Homepage der katholischen Gemeinde. «Diesen Menschen mit einer Ausstellung Gesicht und Stimme zu geben, ist in einer christlichen Gemeinde nicht nur möglich, sondern auch geboten.» 

Präsentation im Sinne der Stadtökumene

Die Pfarrei St. Heinrich und Kunigunde übernahm auch auf Wunsch der Stadtökumene die Präsentation. «Uns ist bewusst, dass das Thema Migration derzeit sehr aufgeladen verhandelt wird, offene Fragen hat und leider auch stark instrumentalisiert wird, oft auf dem Rücken der geflüchteten Menschen selbst», teilte sie öffentlich zur Begründung mit. «Gerade deshalb halten wir es für absolut notwendig, diese selbst zu Wort kommen zu lassen.»

Trotz des auch im Grundgesetz verankerten Gebots der Menschenwürde sei zu beobachten, «dass Menschen allein wegen ihres Aussehens verbal und tätlich angegriffen werden», schrieb Pfarrer Brendler in seiner Erklärung. Hochintelligente und in Deutschland Geborene «werden abfällig als "Ausländer" diffamiert». Das Wort werde «ohne Differenzierung zum Sammelbecken für alles Bedrohliche und Fremde; es mangelt am Willen der Unterscheidung und Differenzierung».

Behörde begründete Schritt mit Beschwerden 

Nach Beschwerden von Bürgern entschied das Landratsamt in der vergangenen Woche unter Verweis auf das Hausrecht, die gerade im Foyer aufgebaute Ausstellung wieder abzuhängen. Begründet wurde das mit Polarisierung und Beschwerden über negative Äußerungen der Schutzsuchenden, Unmut und Unbehagen bei Besuchern und Mitarbeitern und eine aufgeheizte Stimmung. Das Vorgehen löste in Stadt, Landkreis und bundesweit heftige Kritik aus. 

Ausstellung bereits an anderen Orten

Die vom Flüchtlingsunterstützerkreis Schwarzenberg organisierte Wanderausstellung wurde seit Juli 2023 ohne Probleme an anderen Orten im Freistaat gezeigt, darunter im Landtag. Sie soll existierende Vorurteile gegenüber Geflüchteten in der Bevölkerung abbauen helfen, über deren Sorgen und Ängste informieren und aufklären und für mehr Verständnis und Akzeptanz werben. Die Porträtierten berichten von ihrem Leben in der Heimat, den Gründen zur Flucht sowie den Erfahrungen bei ihrem Start in Deutschland. 

Schon öfter Negativschlagzeilen aus Pirna 

Die Stadt Pirna am Tor zur Sächsischen Schweiz hat einen AfD-nahen Oberbürgermeister, der zuletzt Schlagzeilen machte mit dem Verbot, wie in den Vorjahren um den Christopher Street Day am Rathaus die Regenbogenfahne zu hissen. Neben dem rechten Image der Stadt und der Region gibt es aber auch viele Engagierte und Netzwerke, die sich um Geflüchtete kümmern. 

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