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Nahrungsergänzungsmittel mit Süßigkeiten verwechselt

Dagmar Prasa, Leiterin des Giftinformationszentrums in Erfurt. / Foto: Martin Schutt/dpa
Dagmar Prasa, Leiterin des Giftinformationszentrums in Erfurt. / Foto: Martin Schutt/dpa

Das Giftinformationszentrum warnt vor der Verwechslungsgefahr von Nahrungsergänzungsmitteln in Form von Fruchtgummis mit normalen Süßigkeiten. Kinder könnten diese in größeren Mengen naschen. Zudem gibt es Fruchtgummis für Erwachsene mit psychoaktiven Substanzen.

Das Giftinformationszentrum in Erfurt hat zur Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln in Form von Fruchtgummis gemahnt. Es bestehe die Gefahr, dass Kinder die Gummibärchen für normale Süßigkeiten halten und diese dann in größeren Mengen naschen, sagte die Leiterin des Giftinformationszentrums in Erfurt, Dagmar Prasa, der Deutschen Presse-Agentur. Derartige Präparate sollten daher stets außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Eine einmalige Überdosierung dieser Multivitaminpräparate stelle noch kein großes Problem dar. «Gefährlich wird es, wenn das tagtäglich passiert.»

Berauschende Bärchen

Im Handel und im Internet werden zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel als Multivitaminpräparate speziell für Kinder etwa in Form von Gummibärchen verkauft. Es gibt allerdings auch Fruchtgummis, die für Erwachsene mit Wirkstoffen wie dem schlaffördernden Melatonin oder gar psychoaktiven Substanzen wie Hexahydrocannabinol (HHC) angeboten werden. Das ist ein halbsynthetisches Derivat, das aus dem Hauptwirkstoff von Cannabis gewonnen wird.

Der Giftnotruf verzeichnete in diesem Jahr zehn Beratungsfälle, in denen Kinder übermäßig Nahrungsergänzungsmittel genascht haben - darunter erstmals auch Anfragen wegen des Verzehrs von Fruchtgummis mit HHC und Melatonin. In den Jahren zuvor gab es laut Prasa lediglich ein bis zwei Beratungsfälle zu Nahrungsergänzungsmitteln, die von Kindern mit Süßigkeiten verwechselt wurden.

HHC wird laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung als «legaler Ersatz» für Cannabis angeboten, denn es unterliegt derzeit nicht dem deutschen Betäubungsmittelgesetz. Die wissenschaftliche Datenlage zu HHC sei bislang noch unzureichend. Die gesundheitlichen Auswirkungen bei einer zu großen Aufnahmemenge - auch versehentlich durch Kinder - lasse sich bislang nicht sicher beurteilen, hieß es. Das Auftreten schwerwiegender Vergiftungen aufgrund der Verwechslungsgefahr mit Lebensmitteln müsse aber in Betracht gezogen werden, so das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Mehr Beratungsfälle

Das Giftinformationszentrum in Erfurt wird von den Bundesländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam betrieben. Es wird am häufigsten wegen Vergiftungsgefahren im Haushalt (knapp 85 Prozent der Fälle) kontaktiert. Laut Leiterin Prasa berieten die neun Ärzte und Apotheker in diesem Jahr rund 28 200 Anrufer und damit 5,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. In mehr als jedem dritten Fall ging es dabei um Kinder im Baby- bis zum Vorschulalter, die sich möglicherweise vergiftet hatten.

Von August bis Oktober wurden die Experten auch in sechs Fällen zurate gezogen, in denen Kinder und Jugendliche sich der «Hot Chip Challenge» gestellt hatten. Laut Prasa hatten sie nach dem Verzehr der extrem scharfen Tortillachips unter anderem über Übelkeit, Bauchschmerzen und ein Brennen im Mund und Rachen geklagt. Vor allem im Internet waren die «Hot Chips» wegen ihrer Schärfe ein Phänomen, das sich durch Videos in den sozialen Medien verbreitete. Das inzwischen zurückgerufene Produkt wurde als «Herausforderung für die Mutigsten» beworben.

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