Bei aller Freude über den Sieg wollte Rouven Schröder die Realität nicht ausblenden. «Das Ergebnis ist im Grundprinzip schon mal gut. Auf der anderen Seite kannst du auch Dinge ansprechen, das wird der Trainer tun», sagte der Sportdirektor von RB Leipzig nach dem mühsamen 1:0 gegen den VfL Bochum. Der 48-Jährige versprach: «Wir werden uns steigern, das auf jeden Fall. Wir werden sauberer spielen.»
Es waren nicht nur die vielen Ungenauigkeiten im Passspiel, mit denen sich RB das Leben selbst schwer machte. Einige Profis trafen viele falsche Entscheidungen, andere machten stets den einen Haken zu viel. Nach oben ist eine Menge Luft, was nach dem ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga allerdings auch verschmerzbar und halbwegs normal ist.
Nusa glänzt als Joker
Als Gewinner darf sich auf jeden Fall Antonio Nusa fühlen. Der 19-Jährige benötigte in seinem ersten Bundesliga-Spiel für Leipzig nur vier Minuten für das Tor des Tages und legte einen ähnlichen Blitzstart hin wie schon im DFB-Pokal. Da hatte der Norweger nur eine Minute nach seiner Einwechslung getroffen.
Dass der für 21 Millionen Euro vom FC Brügge verpflichtete Offensivspieler am Samstag in Leverkusen erstmals in der Startelf stehen sollte, ist der logische Schritt. Zumal das Spiel gegen Bochum die Leipziger Problematik im zentralen Mittelfeld offenlegte, die sich durch den langfristigen Ausfall von Xaver Schlager ergibt.
Probleme im Zentrum
Der starke Amadou Haidara spielte offensiver, wird aber eigentlich in der Schaltzentrale benötigte, da Nicolas Seiwald im Club noch immer nicht an die Leistungen aus der Nationalmannschaft anknüpfen kann. Schröder hat in der letzten Woche des Transferfensters somit noch eine knifflige Aufgabe zu bewältigen. Kurz- und mittelfristig soll ein Neuzugang helfen, betonte der Sportdirektor. Zudem soll er jung sein.
Akut könnte es auch in der Innenverteidigung werden, allerdings wohl nur die kommenden beiden Spiele. Abwehrchef Willi Orban wird nach seiner Notbremse auf jeden Fall in Leverkusen fehlen und sicherlich auch danach gegen Union Berlin. Das weckt unschöne Erinnerungen an die vergangene Saison, in der der Kapitän vier Monate verletzt fehlte und man gehörige Probleme hatte, Stabilität in die Abwehr zu bekommen. Als Orban in der Rückrunde wieder in der Startelf stand, verlor man nur noch eins von 15 Spielen.
Trainer Marco Rose versuchte fast schon flehentlich, Orbans Strafmaß über seine Aussagen gegenüber Medienvertretern möglichst gering ausfallen zu lassen. «In der letzten Zeitlupe sieht man schon, dass der Ball kurz die Richtung verändert hat. Das möchte ich schon nochmal anmerken», sagte der 47-Jährige. Den Platzverweis nach dem Foul an Myron Boadu nahm Rose ohne Diskussionen hin.
Poulsen und Klostermann als Wechsel-Kandidaten
Ob der Coach Orban allerdings wie in der Vergangenheit schon durch Lukas Klostermann ersetzen kann, ist völlig offen. Der Nationalspieler gehört wie Yussuf Poulsen und André Silva zu den Spielern, die den Club in den kommenden Tagen noch verlassen könnten. Abgänge vom seit Sommer 2014 in Leipzig spielenden Klostermann oder des ein Jahr länger am Cottaweg weilenden Poulsen würde den Club beim Thema Identifikation mehr treffen als sportlich.
Demnach unterstrich Schröder die Bedeutung dieser «Eckpfeiler», die man dringend benötige, um die zahlreichen Top-Talente besser zu machen. Andererseits argumentierte Schröder auch, dass gerade die lange Clubzugehörigkeit ein Argument sei, einem Wechsel zuzustimmen - wenn der Spieler das möchte.
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