Auf der Ehrenrunde konnte Emil Forsberg begleitet von den Klängen Frank Sinatras «New York» seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Parallel wurden auf den Stadionleinwänden seine wichtigsten Tore in neun Jahren RB Leipzig gezeigt. «Die Reise war unglaublich. Ich bin einfach sehr dankbar. Es war mir eine Ehre, hier zu spielen. Ich liebe diesen Verein, diese Stadt, die Fans», sagte Forsberg nach seinem Gala-Auftritt beim 3:1 (1:1) gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Es war ein grandioser Schlussakt, den kein Drehbuchautor hätte mitreißender schreiben können. Dabei sorgte der 32 Jahre alte Schwede nur 4:31 Minuten nach seiner Einwechslung mit seinem Führungstreffer selbst für die Hauptrolle.
«Emil ist unglaublich. Der kommt da rein, zieht das Spiel an sich und macht das Tor. Das ist halt Emil. Er hat immer die wichtigen Tore erzielt», sagte Mitspieler Kevin Kampl, der wie seine Teamkollegen überwältigt war: «Man stellt sich vieles vor, wie es laufen könnte. Aber so ein Abschied gebührt ihm, als Legende so einen Abschied hinzulegen, ist besonders.»
Forsbergs letztes Heimspiel wurde zu (s)einer großen Show: Erst schoss er RB in Führung, als er einen langen Pass im Strafraum in bester Manier im vollen Lauf annahm und in den Winkel hämmerte (71.) Dann traf Forsberg nach einer Ecke mit dem Außenrist das Lattenkreuz, den zurückspringenden Ball jagte Mohamed Simakan (74.) vor 42 946 Zuschauern über die Linie. Damit war der Abschiedsabend, den Lukas Klostermann (34. Minute) mit seinem ersten Saisontreffer einleitete, für Forsberg perfekt.
Nach neun Jahren RB Leipzig wechselt er zum Schwesternclub nach New York, wo er einen Vertrag bis 2026 inklusive einer Option auf ein weiteres Jahr unterschrieb. Dort wird er ab 1. Januar von Rose-Kumpel Sandro Schwarz trainiert. «Der eine ist ein Toptrainer, ein Riesen-Typ, ich glaube, dass die beiden gut zusammen passen. Und dass die auch was vorhaben in New York, Emil geht nicht dahin, um abzutrainieren», sagte Rose und betonte: «Die Symbiose könnte schon hervorragend funktionieren.» Rose lobte vor allem die menschlichen Qualitäten von Forsberg und Schwarz, der auf der Tribüne neben New-York-Sportchef Jochen Schneider das letzte Heimspiel und den 71. RB-Treffer des Schweden im 324. Pflichtspiel verfolgte.
Selbst ein Startelfeinsatz am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) in Bremen sei für den Leipziger Cheftrainer okay. «Wir haben einen ganz engen Korridor gerade, jetzt gucken wir mal, wie wir ihn hinbiegen bis Dienstag. Und wenn Emil Bock drauf hat, dann spricht auch nichts dagegen, dass er nochmal anfangen darf.» Über mögliche Nachfolger wollte er nicht reden. An diesem Abend gehört nur dem Schweden die Bühne.
Rückblickend meinte Forsberg, der im Winter 2015 von Malmö FF nach Leipzig in die zweite Liga kam, das alle Prophezeiungen von Ralf Rangnick wahr geworden sind. «Es ist genauso gekommen, wie er es vorausgesagt hatte», meinte der schwedische Nationalspieler und bilanzierte: «Es waren wundervolle Jahre, am Ende zwei Pokalsiege, wir spielen jedes Jahr Champions League. Das war das Ziel hier. Es ist alles passiert, was ich mir vorgestellt habe.»
Bis zu seiner Einwechslung war es ein Geduldsspiel für den deutschen Pokalsieger - trotz der Führung von Klostermann, der einen zurückspringenden Ball aus zwei Metern ins Tor wuchtete. Der Treffer war aber eher für Hoffenheim der Wachmacher. Nach einem Freistoß köpfte Ozan Kabak (42.) zum Ausgleich ein. Der herauslaufende RB-Keeper Janis Blaswich erwischte den Ball nicht. Noch vor dem Halbzeitpfiff rammte Kevin Vogt den ansonsten blassen Lois Openda im Strafraum ohne Chance auf den Ball um, die Leipziger forderten vehement Elfmeter - ohne Erfolg.
Nach dem Wechsel war Baumann bei einem Schuss von Xavi Simons (50.) aus gut 16 Metern machtlos, doch der Ball prallte vom Innenpfosten zurück ins Spielfeld. Leipzig tat sich weiter schwer im Spielaufbau. Das änderte dann Forsberg, der vor seiner Einwechslung noch eine Umarmung von Rose bekam. Vor der Tribüne hallte es: «Jetzt geht’s los». Und die Forsberg-Show begann.
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