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Deutlich weniger Wolfsrisse in Sachsen

Der Verein Wildtierschutz Deutschland lehnt den Abschuss von Wölfen ab (Archivbild). / Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Der Verein Wildtierschutz Deutschland lehnt den Abschuss von Wölfen ab (Archivbild). / Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der Umgang mit dem bisher streng geschützten Wolf ist Dauerthema in Deutschland. Jäger und Nutztierhalter sind für eine Bestandsregulierung, Tierschutzverbände sind dagegen. Wie sehen die Zahlen aus?

Nach einem jahrelangen Anstieg hat es in Sachsen 2024 deutlich weniger Wolfsrisse gegeben. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Schadensfälle an Nutztieren im vergangenen Jahr von 275 auf 210 zurück, wie aus Daten der Fachstelle Wolf beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) hervorgeht. 

Wie in den Vorjahren waren Schafe mit Abstand am häufigsten betroffen, insgesamt in etwa 190 Fällen. Wölfe töteten oder verletzten außerdem Ziegen, Rinder, Damwild in Gehegen sowie eine Katze. Die Zahl der geschädigten Tiere ging auf gut 820 zurück (2023: 1.380), davon wurden rund 600 getötet. 

Zuvor jahrelanger Anstieg

Zuvor waren die jährlichen Schadensmeldungen parallel zu der zunehmenden Ausbreitung der Wölfe jahrelang angestiegen. Eine genaue Ursache für den Rückgang 2024 zu bestimmen sei schwierig, teilte ein Sprecher des Landesamtes mit. Als einen möglichen Grund nannte er Anpassungen beim Herdenschutz in besonders betroffenen Regionen. «Das Phänomen ansteigender Übergriffe auf Nutztiere durch den Wolf ist grundsätzlich zunächst ein lokales.» 

2022 und 2023 gab es demnach mehrere Hot-Spot-Regionen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz mit überproportional hohen Schadzahlen auf dem Gebiet eines Rudelterritoriums. Dort seien entsprechend der Vorgaben die elektrifizierten Weidezäune auf 120 Zentimeter erhöht worden, was zu einem Rückgang der Schadzahlen in diesen Regionen geführt habe.

Die meisten Risse gab es 2024 im September (etwa 35 Fälle) und im Oktober (etwa 50 Fälle). Zu dieser Zeit kommt es laut Landesamt erfahrungsgemäß zu mehr Wolfsrissen. Grund ist der erhöhte Nahrungsbedarf der Wolfswelpen, die dann etwa drei Monate alt sind, während gleichzeitig das Wild zum Ende des Sommers fit und gut genährt ist. Die natürlichen Beutetiere stellen in dieser Zeit eine vergleichsweise schwerere Beute dar als unzureichend geschützte Weidetiere, wie ein Sprecher des LfULG erläuterte.

Verein: Jagd kann Herdenschutz nicht ersetzen

Der Verein Wildtierschutz Deutschland sieht angesichts der sinkenden Risszahlen keinen Bedarf für den Abschuss von Wölfen. Auch nach der Herabstufung des Schutzes werde der Wolf zumindest so lange kein Objekt einer regulären Jagd sein, wie der nationale günstige Erhaltungszustand nicht gewährleistet ist, sagte Vereinschef Lovis Kauertz. «Davon sind wir in Deutschland weit entfernt.» Nur durch guten Herdenschutz sei ein Zusammenleben von Wolf und Weidetieren möglich, Jagd könne diesen nicht ersetzen.

In den drei wolfsreichsten Bundesländern Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen wachse der Bestand an Wölfen insgesamt nur noch langsam, machte der Verein geltend. In Deutschland leben laut aktuellem Monitoring 209 Wolfsrudel, die meisten davon in Brandenburg (58), Niedersachsen (48) und Sachsen (37). Dazu kommen Wolfspaare und Einzeltiere.

EU-Kommission will Schutz herabstufen

Ende vergangener Woche hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, Wölfe lediglich unter «strengen» und nicht mehr «sehr strengen» Schutz zu stellen. Dadurch wäre ein schärferes Vorgehen gegen die Tiere möglich. «In einigen europäischen Regionen sind Wolfsrudel zu einer echten Gefahr insbesondere für Nutztiere geworden», sagte Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen laut einer Mitteilung zur Begründung. Das EU-Parlament sowie die Mitgliedstaaten müssen dem Vorschlag für die entsprechende Gesetzesänderung noch zustimmen.

Jagdverband: Ganzheitlicher Blick auf Artenschutz

Der Deutsche Jagdverband begrüßt die Pläne der EU-Kommission. Damit würde ein aktives Management möglich, sagte Sprecher Torsten Reinwald. Er sprach sich für einen ganzheitlichen Blick beim Artenschutz aus. Mit der bundesweit zunehmenden Verbreitung des Wolfes würden immer mehr Schäfer aufgeben, weil sie sich mit ihren Problemen alleingelassen fühlten.

«Das ist brandgefährlich», so Reinwald. Besonders Kleinstzüchter sind demnach überfordert, weil sie die Auflagen nicht mehr erfüllen können. Gerade sie verhindern jedoch mit ihren Schafen und Ziegen etwa die Verbuschung in Naturschutzgebieten und sind so im Artenschutz aktiv. Denn durch den Wegfall könnten Flächen verloren gehen, die bedrohten Arten wie dem Ziegenmelker (eine Nachtschwalbenart) oder dem Bläuling (Schmetterling) Lebensraum bieten, warnte Reinwald. Beim Deichschutz gebe es ein ähnliches Problem.

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