Das Feuer lodert ziemlich hoch. An der offiziellen Feuerstelle direkt an der Elbe unterhalb der Dresdner Drachenschänke und gegenüber des weihnachtlich beleuchteten Johannstädter Fährgartens. Die Szene sieht sogar etwas romantisch aus. Torsten Küllig, der Moritzburger Ober-Grundsteuerrebell, hat seine Mitrebellen zur vorweihnachtlichen Wintersonnenwende eingeladen. Rund 50 sind gekommen. Bei Glühwein und Grillwürstchen haben alle nur ein Thema: das neue Grundsteuergesetz und seine Auswirkungen.
Es schwirren Begriff wie Grundsteuerwert, Grundsteuermesszahl und Hebesatz herum. Wie berechnet man eigentlich die Grundsteuer für 2025, fragen vor allem die neuen unter den Rebellen. Die alten Hasen wissen es: Grundsteuerwert mal Messzahl mal Hebesatz durch 100. In den Gesprächen kommt immer heraus: Der muss mehr zahlen, keiner weniger. Viele der Rebellen haben das Pech, am Rand von Türen Baugebieten Gartenland zu besitzen. Ihre Steuer kann sich da schnell mal verzehnfachen oder sogar verhundertfachen. Küllig sagt: "Noch sind die Proteste überall nicht sehr laut. Aber das wird sich ändern, wenn die Leute Anfang nächsten Jahres ihre Grundsteuerbescheide vom Amt in den Händen halten." Dann wird es aber wohl zu spät sein für Einsprüche.
Lutz Schneider aus Wilthen, ein Gutachter und ehemaliges Mitglied im Bautzner Gutachterausschuss, sieht neben einer möglichen Verfassungswidrigkeit des neuen Gesetzes, auch viele handwerkliche Fehler bei der Wertbestimmung durch die Gutachter. Insbesondere verstehen viele nicht, weshalb in Sachsen - und auch nur in Sachsen und im Saarland - die Eigentümer und Mieter in Wohnungen in einem Haus mit Geschäften im Erdgeschoss eine doppelt so hohe Grundsteuermesszahl haben wie jene ohne Geschäfte (0,72 statt 0,36). Sie müssen also mehr zahlen als Dank dafür, dass sie beispielsweise Lärm eines Restaurants ertragen.
Torsten Küllig legt neue Bratwürste auf den Grill und sagt, dass die Rebellen nicht aufgeben. Sie wollen sich jetzt an den neuen sächsischen Finanzmister Christian Piwarz wenden. Küllig: "Vielleicht schafft er es ja nach fast einem Jahr auf unseren Brief von Januar zu antworten?" Zwei Kinder werfen neues Reisig ins Feuer. Es stammt von Külligs Moritzburger Gartenland, für das er ab Januar statt 40 Euro Grundsteuer 1.356 Euro zahlen muss.