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Zwei Künstler, ein Plädoyer fürs Leben

Steffi Deparade-Becker: Stillleben I, Öl auf Leinwand, 2022, Format 80 x 100 cm.  Foto: Henri Deparade
Steffi Deparade-Becker: Stillleben I, Öl auf Leinwand, 2022, Format 80 x 100 cm. Foto: Henri Deparade

Das Ehepaar Steffi Deparade-Becker und Henri Deparade stellen gemeinsam in der Villa Eschebach aus. Unterschiedlicher können ihre Arbeiten jedoch nicht sein.

Landschaften auf der einen und griechische Mythologie auf der anderen Seite. Obwohl die Malerei beider Künstler sich deutlich voneinander unterscheidet, gibt es einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt: „Ideenbilder und Innenwelten“ sind die Klammer für unterschiedliche künstlerische Positionen. 

Steffi Deparade-Becker nimmt den Betrachter mit in ihre imaginierten Landschaften, die abstrakt-informell aufgebaut sind, jedoch die Grundstimmung der Landschaft immer noch durchlassen.  Vielfach hat man das Gefühl, sich in eisigen Gefilden zu befinden. „Küste III“ aus dem Jahr 2021 erinnert an übereinander geschobene Eisschollen an einer rauen zerklüfteten Küste. In „Absturz II“ aus diesem Jahr, wird das „Chaos“ noch deutlicher, ein oben oder unten ist nicht mehr erkennbar. 

„Ich lass mich vom Material anregen“ sagt sie über ihre Arbeiten. Grundlage der Bilder sind fast immer Collagen, die teilweise oder ganz übermalt werden und damit neue Strukturen und Räumlichkeiten bilden. In „Stillleben I“ von 2022 sind die Collagen noch zu erkennen. Ein Computercode der digitalen Welt (Einsen und Nullen) scheint die Entwicklung für die Zukunft aufzuzeigen. Eine Gesellschaft, die durch künstliche Intelligenz geprägt wird und in der der Mensch keinen Platz mehr hat. Einen Lichtblick gibt es jedoch. Im Bild ganz links oben hat sich noch eine „romantische Enklave“ behauptet. Caspar David Friedrich lässt grüßen. Alles in allem wirken ihre Arbeiten, trotz der immensen Kräfte, die im Bild wirken, zart und zerbrechlich. Und sie erinnern in ihrem Grundduktus an Lyonel Feininger oder auch Edward Hopper („Spiegelung“, 2022).

Steffi Deparade-Becker wurde 1954 in Halle/ Saale geboren. Von 1974 bis 1980 studierte sie an der Kunsthochschule Halle „Burg Giebichenstein" Malerei, u.a. bei Willi Sitte und Henri Deparade, und schloss mit dem Diplom ab. Neben ihrer freischaffenden Arbeit ab 1981 hatte sie unterschiedliche Lehraufträge an der Hochschule „Burg Giebichenstein“, in Dresden und Zittau/ Görlitz. 

Henri Deparade (1951) kommt ebenfalls aus Halle/ Saale. Er studierte ab 1972 an derselben Universität Malerei bei Prof. H. Wagner und erhielt 1977 sein Diplom. Bis zum Abschluss 1985 als Meisterschüler war er u.a. Assistent und Dozent an seiner Hochschule. Von 1992 bis 2017 hatte er an der HTW Dresden (Fachgebiet Architektur) eine Professur für Zeichnung/ Farblehre und Grundlagen elementarer Gestaltung inne. Seit 2017 arbeitet er freischaffend.

Im Mittelpunkt steht der Mensch

Im Mittelpunkt der Arbeiten von Henri Deparade steht der Mensch. „ Dabei geht es … um Zusammenhänge von Realität und Traum, von Bewusstsein und Unbewusstem, Banalität und Magie oder eben auch Außen und Innen; aber immer … um eine in sich bewegliche Form“, so der Künstler zu seinen Intentionen. Obwohl seine Geschichten in der griechischen Mythologie angesiedelt sind, haben sie in der heutigen Zeit Bestand und in der Gegenwart ihre Entsprechung. „Ödipus“ von 2015 erinnert an den Grundkonflikt aller Liebes- und Hassgefühle und der sich daraus entwickelnden Schuldgefühle und gehört seit Sigmund Freud zu den Kernkonzepten der Psychoanalyse. Deparade arbeitet mit verschiedenen Überlagerungen und Zeiträumen. Es entsteht eine „plastische“ Bildgeschichte mit mehreren Ebenen und Zeitmomenten. „Klytaimnestra“, als Inbegriff blutiger Vergeltung, oder „Auslöschung (Ein Traum von Kain)“ beschäftigen sich mit den Schattenseiten menschlicher Existenz. Es sind „Innenwelten“ die nur im Extremfall aufbrechen und nach außen gekehrt werden. Und der Künstler hinterfragt, was am Ende des Lebens passiert. In „Letzte Resonanz (Memento Mori)“ bleibt nur die Technik übrig. Besonders ausgearbeitet werden in seinen Darstellungen die Köpfe der Protagonisten. Denn an ihnen kann man bestens die „Grundausstattung der Gefühle“ ablesen: Ängste und Freuden, Liebe und Trauer, Wut und Scham. Und sie erinnern an Andrea Mantegna, den großen italienischen Kupferstecher und Maler des 15./16. Jahrhunderts.

Alles in allem ist die Ausstellung ein Plädoyer fürs Leben. Man muss sich nur die Zeit nehmen und genau hinsehen. 

„Ideenbilder-Innenwelten“

Steffi Deparade-Becker | Henri Deparade“

Ausstellungsreihe „Kunst in der Villa Eschebach“

Volksbank Dresden-Bautzen eG, Georgenstraße 6, 01097 Dresden

Mo 9 bis 16 Uhr 

Di/Do 9 bis 18 Uhr

Mi/ Fr 9 bis 13 Uhr

bis 10. Januar 2025