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Kabarettist: Publikum lacht wegen der Krisen aggressiver

Die Kabarettisten Uta Serwuschok und Thomas Störel agieren als Moni & Manni im Kabarett "Sanftwut". / Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv
Die Kabarettisten Uta Serwuschok und Thomas Störel agieren als Moni & Manni im Kabarett "Sanftwut". / Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv

Früher war die Bude voll, nun fehlt dem Publikum des Leipziger Kabaretts Sanftwut das Geld. Auch die Corona-Pandemie ist längst nicht in Vergessenheit geraten. Viele Vorstellungen seien deshalb nur halb besetzt - auch sonst seien die Zeiten auf der Kleinkunstbühne andere: «In all diesen Krisen musst du nur eine leise Andeutung machen, einen dezenten Hinweis geben, schon lacht das Publikum - und das deutlich aggressiver als davor», sagt Thomas Störel, der gemeinsam mit seiner Kollegin Uta Serwuschok seit Jahrzehnten als Moni und Manni auf der Bühne steht. Die, die kämen, seien mit vollem Herzen da. Trotz leerer Ränge und bedrückender Weltlage freue sich das Publikum über Unterhaltung und genieße das Lachen.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer seien deutlich besser informiert und auf ganz andere Weise involviert, sagt Störel: «Das Ventil ist krass, deswegen freuen sie sich auf Abende im Kabarett.» Es habe Vorstellungen gegeben, während derer der eine zu laut geklatscht und der andere zu laut gelacht habe: «Und da hat der eine den anderen dann auch mal laut angemacht, weil er seine Meinung nicht teilte», so der Lehrer und Kabarettist. Weil ihr Alltag durch politische Maßnahmen stark beeinflusst sei, habe jeder und jede eine Meinung zu aktuellen Themen, Problemen und Politikern.

Lachen sei gerade in Krisenzeiten der Vergangenheit eine gute Medizin gewesen, sagt der Vorstand des Leipziger Humor- und Satire-Festivals, Harald Pfeifer. «Lachend können doofe, schlechte, gruselige Dinge behandelt werden, ohne an den Tatsachen vorbeizugehen und ohne dass man daran kaputt geht.» So seien Kabaretts beispielsweise zu DDR-Zeiten gern besucht worden, weil auf der Bühne Dinge ausgesprochen wurden, die sonst nicht laut gesagt werden durften.

Auf der kleinen Bühne werde schon immer viel gewettert und von einer Welt geträumt, die es so nicht gibt, so Pfeifer. «Insofern ist die Katastrophe ja eigentlich der Nährboden des Kabaretts», sagt Pfeifer. Für Träumerei und lautes Lachen bietet die Leipziger Lachmesse im Oktober deshalb trotz schwieriger Zeiten eine gute Gelegenheit.

Zwischen dem 16. und 23. Oktober findet das Kleinkunstfestival in diesem Jahr zum 32. Mal statt. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt laut Pfeifer auf politischem Kabarett. Darüber hinaus finden sich aber beispielsweise auch Poetry-Slams und Liedermacherei auf dem Programm. Geplant sind Auftritte bekannter Größen der Szene, wie Anny Hartmann und Tom Pauls. Ziel der Messe sei es, die Vielfalt der Branche zu präsentieren, so Pfeifer.

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