Der Bund Lausitzer Sorben (Domowina) hofft auf eine Renaissance für die sorbische Sprache. Nach einer gemeinsamen Sitzung der Regierungen von Brandenburg und Sachsen auf dem Lausitzring sprach Domowina-Vorsitzender Dawid Statnik am Dienstag von einer «Morgendämmerung» (niedersorbisch: Zorja) und bezog sich dabei auf ein gleichnamiges Sprachprojekt in Brandenburg. «Wir wollen die Weichen stellen, damit am Ende des 21. Jahrhunderts wieder 100.000 Menschen in der Lausitz sorbisch sprechen. Dieses Ziel haben wir als Domowina.»
Statnik hatte auf der Kabinettssitzung die bisher beschlossenen Vorhaben zur Revitalisierung der sorbischen Sprache und zur Stärkung des immateriellen Kulturerbes der Region vorgestellt. Dazu gehören in Brandenburg unter anderem ein Masterplan für neue Formen des Spracherwerbs und in Sachsen das Netzwerk für regionales Identitäts- und Sprachmanagement. All dies geschieht auf Grundlage der vom Bundestag 2020 beschlossenen Gesetze für den Strukturwandel im Zusammenhang mit dem Kohleausstieg.
«Wir Sorben/Wenden sind ein Anker der Lausitzer Identität - geschichtlich und gesellschaftlich. Wir sind das Gemeinsame der ganzen Lausitz», betonte Statnik. «Unser wichtigstes Kulturgut sind unsere sorbischen Sprachen. Sie sind im Kohlezeitalter unter großen Druck geraten und sollen nun eine 'Morgendämmerung' erleben.»
Wie viele Menschen heute in der Lausitz noch Obersorbisch und Niedersorbisch sprechen, ist nicht wirklich bekannt. Rund 16 Prozent der Lausitzer Bevölkerung von etwa 1,1 Millionen Menschen gaben in einer Umfrage an, sorbische Wurzeln zu haben. Allerdings pflegt nur ein Bruchteil der Bevölkerung hier die sorbische Sprache aktiv. Die offizielle Zahl der Sorben wird mit etwa 60.000 angegeben - 40.000 in Sachsen und 20.000 in Brandenburg.
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