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Schnellere Hilfe bei Vermisstenfällen: Initiative fordert Einsatz von Warn-Apps

Mit Kerzen, Blumen und Plüschtieren haben Menschen in Döbeln voriges Jahr der getöteten Valeriia gedacht. Die Neunjährige war auf dem Schulweg verschwunden. Gut eine Woche später wurde ihre Leiche in einem Wald entdeckt (Archivbild) / Foto: Robert Michael/dpa
Mit Kerzen, Blumen und Plüschtieren haben Menschen in Döbeln voriges Jahr der getöteten Valeriia gedacht. Die Neunjährige war auf dem Schulweg verschwunden. Gut eine Woche später wurde ihre Leiche in einem Wald entdeckt (Archivbild) / Foto: Robert Michael/dpa

Jährlich werden Tausende Kinder vermisst. Die Initiative Vermisste Kinder fordert, dass die Polizei moderne Warnsysteme wie Nina oder Katwarn nutzt, um schneller zu reagieren. Welche Vorteile solche Alarme bieten und warum sie in Deutschland kaum eingesetzt werden.

Bei der Suche nach vermissten Kindern und Jugendlichen sollte die Polizei verstärkt auf moderne Warnsysteme wie Nina, Katwarn oder Cell Broadcast setzen. Dies fordert die Initiative Vermisste Kinder. In vielen Fällen verstreiche wertvolle Zeit, bis die Polizei per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gehe, kritisierte Vereinsvorstand Lars Bruhns.

Andere Länder nutzen bereits Warn-Apps

Während in Deutschland solche Systeme bisher nur begrenzt bei Vermisstenfällen zum Einsatz kommen, setzen andere Länder bereits darauf. In Polen, Frankreich und Belgien erhalten Menschen in der betroffenen Region automatisch eine Nachricht auf ihr Smartphone, wenn ein Kind vermisst wird.

Tausende Kinder jedes Jahr als vermisst gemeldet

Laut Angaben des Bundeskriminalamts werden jährlich tausende Kinder unter 13 Jahren als vermisst gemeldet. Im Jahr 2023 waren es rund 16.500 Fälle. Die Aufklärungsquote lag in den letzten sechs Jahren konstant bei 99,8 Prozent.

Tragische Fälle zeigen die Dringlichkeit

Trotz der hohen Aufklärungsquote gibt es immer wieder tragische Fälle mit tödlichem Ausgang. Bruhns erinnerte an die neunjährige Valeriia aus Döbeln, die im Juni 2024 auf dem Schulweg verschwand. Nach tagelanger Suche wurde ihre Leiche in einem Wald gefunden.

Derzeit läuft in Chemnitz der Mordprozess gegen einen 37-jährigen Moldauer, der sie erstickt haben soll. Ein weiteres Beispiel ist der Fall Inga, die 2015 im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt verschwand. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt.

Warn-Apps könnten gezielter und schneller informieren

Die ersten 24 Stunden nach dem Verschwinden eines Kindes seien entscheidend, um Hinweise von Zeugen zu erhalten, betonte Bruhns. „Dieses Momentum kommt nie wieder.“ Doch das Vorgehen der Polizei sei bundesweit oft zu langsam und nicht zielgerichtet genug. Moderne Alarmierungssysteme könnten dagegen regional passgenau Warnmeldungen versenden.

Einsatz nur in lebensbedrohlichen Fällen

Allerdings sei der Einsatz solcher Warnsysteme nicht für jeden Vermisstenfall geeignet, räumte Bruhns ein. Es müssten klare Kriterien festgelegt werden, damit solche Alarme nur in lebensbedrohlichen Situationen ausgelöst werden.

Im Fall Valeriia hätte eine Warnung ihr Leben möglicherweise nicht gerettet, doch sie hätte möglicherweise dazu beigetragen, ihre Leiche und damit auch Hinweise auf den Täter schneller zu finden. Nach bisherigen Ermittlungen hatte das Mädchen am 3. Juni 2024 gegen 6:50 Uhr ihr Zuhause verlassen. Nicht einmal 30 Minuten später soll sie in einem nahegelegenen Wald erstickt worden sein.

Sachsen prüft die Einbindung in Warn-Apps

Auf eine Anfrage zur Einschätzung der Initiative sowie zu den Vor- und Nachteilen von Warnsystemen in Vermisstenfällen antwortete das Innenministerium Sachsens zurückhaltend. Die Nutzung der Warnsysteme des Bundes für polizeiliche Warn- und Gefahrenmeldungen werde weiterhin zwischen Bund und Ländern diskutiert.

Für 2025 sei jedoch eine Integration polizeilicher Warnmeldungen in die Warn-App Nina vorgesehen, hieß es weiter. Ob und in welchem Umfang solche Systeme künftig bei Vermisstenfällen zum Einsatz kommen, bleibt somit offen.

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