Mit der Dresdner «Die Herkuleskeule» feiert an diesem Samstag eines der bekanntesten ostdeutschen Kabaretts seinen 60. Geburtstag. Eigentlich wollte das Ensemble an diesem Tag sein neues Stück «Im Kühlschrank brennt noch Licht» zeigen, doch die Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung. «Die Party für den 60. Jahrestag steigt coronabedingt ein Jahr später», sagte der frühere «Keule»-Chef Wolfgang Schaller am Donnerstag. Er selbst wolle auch als Kabarettopa mit 81 Jahren keine Ruhe geben und probe nun sein Stück «Tunnel in Sicht».
Schaller beschreibt die Anfänge der «Herkuleskeule» so: Geboren in eine erstarrte Zeit, in der eine Pointe über Schlaglöcher zum Programmverbot führen konnte, von Manfred Schubert gegründet, wurden Komödianten wie Hans Glauche bald zu Lieblingen der Dresdner.» Als der spätere Chef und Chef-Texter Schaller 1970 zur «Keule» kam, war das Ensemble schon aus den Kinderschuhen gewachsen. Vor allem aber Hans Glauche und Fritz Ehlert gaben als «Gustav und Erich» der Truppe ein Gesicht. Die beiden wurden auch durch Auftritte im DDR-Fernsehen schnell bekannt.
Eintrittskarten für ein Programm der Dresdner Kabarettisten waren heiß begehrt. «Bei uns durften im kleinen Saal Dinge verhandelt werden, die in den Massenmedien nicht verhandelt wurden», erklärte Schaller den Zuspruch. Mit Wolfgang Stumph («Go Trabi Go», «Stubbe») verdiente sich hier ein beliebter Schauspieler ersten Sporen. Stumph und Schaller machten noch vor dem Mauerfall die «Herkuleskeule» auch im Westen bekannt. Bei einem Auftritt in München saßen im Publikum bekannte West-Kollegen wie Werner Schneyder und Dieter Hildebrandt, mit denen die Dresdner später eine Freundschaft verband.
Die Wende leitete die vielleicht schwierigste Phase im Leben der Kabarettisten ein. «Plötzlich lebten wir in einem anderen Land, mit anderen Problemen», erinnerte sich Schaller. Dennoch fanden er und seine Kollegen in der «gewendeten» Republik jede Menge Stoff für neue Stücke. Die «Herkuleskeule» habe sich nach der Wende nicht wenden müssen, sagte Schaller, dessen Sohn Philipp inzwischen künstlerischer Leiter ist. Während die «Herkuleskeule» lange in einem maroden Bau ihre scharfzüngigen Künste zeigen musste, zog sie vor vier Jahren in den Keller des sanierten Dresdner Kulturpalastes um. Dort wartet sie nun auf ein baldiges Ende der Pandemie, um endlich wieder Gäste begrüßen zu können.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH