Der Karnevalsumzug in Bad Schandau steht erneut wegen Rassismus-Vorwürfen in der Kritik. «Karneval darf die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Wenn aber wie hier Millionen Menschen unter Nutzung rassistischer Stereotype herabgewürdigt werden, hört der Spaß auf», sagte Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Bei einigen Teilnehmern des Umzugs scheine seit Jahren «die Lust an menschenfeindlicher Provokation» zu überwiegen. «Daraus sollten die Verantwortlichen vor Ort endlich Lehren ziehen.»
Nach übereinstimmenden Medienberichten waren am vergangenen Samstag auch vier schwarz angemalte Karnevalisten mit einem Schild mit der Aufschrift «Die lange Schlange aus der Savanne» durch Bad Schandau gezogen. Sie trugen Kraushaar-Perücken und hatten ihre Lippen grellrot geschminkt, zwei Frauen trugen afrikanisch anmutende Gewänder, eine von ihnen zog einen mit Koffern beladenen Wagen.
«Billigster Rassismus und zur Schau gestellte Menschenfeindlichkeit sind einfach nur abstoßend. Wir erleben hier, wie die Saat, die AfD & Co gesät haben, aufgeht», sagte SPD-Chef Henning Homann: «Ich liebe den Fasching. Er dient auch dazu, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten. Aber Fasching tritt nicht nach unten. Offenbar haben manche jeden Anstand, jeden restlichen Funken an Respekt gegenüber anderen Menschen verloren.»
Die Landtagsabgeordnete Ines Kummer (Grüne) betonte: «Die Vorfälle auf dem Karnevalsumzug in Bad Schandau sind völlig daneben. Blackfacing hat nichts mit legitimer politischer Meinungsäußerung zu tun, sondern ist Rassismus.» Leider komme es hier zum wiederholten Male zu einer klaren Grenzüberschreitung. «Die eigentlich schöne Tradition des Karnevals in unserer Region wird durch solche Aktionen beschädigt.»
Der Karnevalsverein in Bad Schandau reagierte am Montagvormittag zunächst nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme. Die Umzüge in der Elbestadt waren bereits früher in die Schlagzeilen geraten. 2023 fuhr ein Wagen mit der Aufschrift «Asylranch» im Tross mit. Darauf tanzten mehrere Menschen, die sich als amerikanische Ureinwohner verkleidet hatten. Ein Mann in einem Regenbogen-Anzug war an einen Marterpfahl gebunden. Auf einem Schild stand geschrieben: «Deutschland dekadent und krank, Winnetou sucht Asyl im Sachsenland.»
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