Eine ungewöhnliche Ausstellung nach der Idee des Avantgarde-Künstlers John Cage vereint in Chemnitz Museumsstücke vom Kruzifix bis zum Trabi-Modell. Kurator der rund 100 Exponate ist dabei kein Museumsexperte, sondern der Zufall. So ist in der Halle des Industriemuseums der Schädel eines Nilpferdes ebenso zu sehen wie ein Parfüm-Flacon und ein Förderwagen aus dem Bergbau. Doch was hat all das zu bedeuten?
Eine ungewöhnliche Ausstellung nach der Idee des Avantgarde-Künstlers John Cage vereint in Chemnitz Museumsstücke, die sonst kaum zusammen gezeigt werden. Ein Trabant-Modell, ein Kruzifix und der Schädel eines Nilpferdes stehen in der Halle des Industriemuseums einträchtig beisammen; ein Parfüm-Flacon ist ebenso zu sehen wie ein Förderwagen aus dem Bergbau sowie Landschaftsgemälde. Doch was hat all das zu bedeuten?
Der US-Komponist John Cage (1912-1992) war wichtiger Wegbereiter der neuen Musik. Von ihm stammen Werke wie «4.33», in dem kein einziger Ton erklingt, und das Orgelstück ORGAN²/ASLSP, das langsamste Musikstück der Welt. Es erklingt seit 2001 ununterbrochen in einer Kirche in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) und soll bis ins Jahr 2640 dauern. Als Musiker hat Cage den Zufall zum Kompositionsprinzip erhoben. Mit dem «Museumcircle» hat er ein Jahr vor seinem Tod auch eine Ausstellungspartitur für Museen geschrieben.
Der Kern besteht darin, dass in einem Museum eine Ausstellung mit Objekten anderer Museen derselben Stadt organisiert wird. Wo die Exponate platziert werden, wird durch Zufall bestimmt. Damit sollen Hierarchien gebrochen und Ausstellungsstücke der Deutungshoheit von Museen entzogen werden.
Rund 100 Exponate von mehr als 50 Museen
Laut Initiator Alexander Ochs wurde das Konzept bisher zweimal in München und Frankfurt umgesetzt - und nun in Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025. Mehr als 50 Museen aus der Stadt und dem Umland hätten jeweils mehrere Exponate vorgeschlagen, erklärte Ochs. Welche es dann tatsächlich in die Ausstellung schaffen, wurde per Zufall bestimmt. Für die Schau selbst sei die Ausstellungshalle in Quadrate aufgeteilt worden, denen dann die einzelnen Stücke wiederum zufällig zugelost wurden.
Leihgaben gibt es etwa aus dem Enduro Museum Zschopau, den Zwickauer Kunstsammlungen, dem Museum ZeitWerkStadt in Frankenberg, dem Seiffener Spielzeugmuseum, dem Staatlichen Museum für Archäologie und der Zinngrube Ehrenfriedersdorf. Die Schau spiegelt auf ungewöhnliche Weise Kunst- und Kulturgeschichte der Region wider. Kurator ist der Zufall, der Besuchern ganz eigene Assoziationen zu den Exponaten ermöglicht, ohne ihn von vornherein zu lenken. Ochs: «Das ermöglicht Besuchern ganz eigene, neue Erfahrungen.»
Der «Museumcircle» ist ein Auftakt zum «Purple Path», dem großangelegten Kunst- und Skulpturenpfad, der Chemnitz mit mehr als 30 Orten im Umland verbindet. Er wird im April offiziell eröffnet und widmet sich dem Narrativ «Alles kommt vom Berg her». Die Ausstellung sei eine Art Humus, aus dem dieses Narrativ erwachsen sei, so Ochs. «Es schließt sich ein Kreis.»
Die Ausstellung «John Cage. Museumcircle» wird am Donnerstagabend (30. Januar) eröffnet und ist bis 18. Mai zu sehen. Begleitet wird die Schau von drei Konzerten mit Werken von Cage, Satie, Schütz und Röbel.
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