Schon der Titel von Trettmanns neuer Platte kündigt die Schwere an, die der 49-jährige Sänger und Rapper auf seinem neuen Album zum Thema macht. Daher ist es nur konsequent, dass sein neues Werk den Titel «Insomnia» (Schlaflosigkeit) trägt. Dreieinhalb Jahre sind nach dem letzten Album («Trettmann») vergangen. Und nun singt der gebürtige Chemnitzer unter anderem in der vorab veröffentlichten Single «6 Nullen», «Kalte Welt» und dem titelgebenden Song über Krisen und Trennung: «So weiter oder schmeiße ich alles hin?», fragt der 49-Jährige darin. Und weiter: «Draußen regnet eine kalte Welt, drinnen meine Tränen», besingt Trettmann sein Liebesleid gemeinsam mit Gast Henning May.
Dass es «Tretti», wie ihn seine Fans liebevoll nennen, zuletzt nicht gut ging, ist kein Geheimnis. Im Mai 2022 sagte er alle seine Konzerte ab, dann teilte er im September mit, dass sich die im selben Monat geplante Veröffentlichung seines Albums verschiebe.
Und nun gibt Trettmann seinen Hörerinnen und Hörern Einblicke in sein Seelenleben, lässt sie teilhaben an Verzweiflung, Wut und Trauer. Aber es gibt auch inhaltlich hellere Töne auf dem Album zu hören, die zum Beispiel vom Neubeginn erzählen. So eröffnet Lena Meyer-Landrut den Song «Timeline» - für sie ungewöhnlich auf Deutsch - mit der Zeile: «Bin heute aufgewacht und hab zum ersten Mal nicht an uns zwei gedacht.» Die überraschende Hookup-Nummer «Für dich da» auf der Platte lädt sogar zum Tanzen ein und kommt so leicht daher wie ein Partyflirt.
Aber Lena Meyer-Landrut und Henning May sind nicht die einzigen Gäste auf «Insomnia» - auch Paula Hartmann, Levin Liam, Nina Chuba und die österreichische Band Bilderbuch geben ein Gastspiel auf dem Album. Und auch Herbert Grönemeyer ist dabei, der im Song «Stefan Richter», wie Trettmann bürgerlich heißt, über dessen Leben singt. «Trag Brille everyday», sie verstecke die Tränen, heißt es etwa darin.
Mit seinen zehn Songs ist «Insomnia» recht schnell durchgehört. Das Album ist das dritte, das Trettmann gemeinsam mit dem Berliner Produzentenduo Kitschkrieg herausbringt. Der Sound ist gewohnt minimalistisch. Mit seinen zahlreichen Stargästen bleibt er jedoch eher im Singer/Songwriter-Genre - weniger im Rap.
Die Zusammenarbeit mit Kitschkrieg brachte dem Künstler übrigens seine bisher größten Erfolge ein. Als Richter sich noch Ronny Trettmann nannte und Reggae und Dancehall machte, sprach er eher ein Nischenpublikum an. 2016 strich er den «Ronny» weg und veränderte seinen Stil. Sein letztes Album landete auf Platz zwei der deutschen Albumcharts. Ende Januar kündigte Trettmann jedoch nicht nur das am 17. März erscheinende Album an, sondern teilte auch das Ende der Zusammenarbeit mit Kitschkrieg mit. «Wir hören auf, wenn wir das Gefühl haben, alles gesagt zu haben», hieß es in einem Instagram-Post.
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