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Von Romantik bis Pop-Art: «Frühling der Grafik» in Chemnitz

Auf mehr als 28.000 Kunstwerke ist die Grafische Sammlung Chemnitz seit der Gründung 1923 gewachsen. Vertreten sind Künstler von Caspar David Friedrich über Lyonel Feininger und Edvard Munch bis hin zu Andy Warhol. Für das Jubiläum werden nun einige Schätze ausgebreitet.

Zum 100. Jubiläum greift die Grafische Sammlung der Stadt Chemnitz tief in ihren Fundus und stellt mit gleich zwei neuen Ausstellungen ihre Bandbreite unter Beweis. Von einem «Frühling der Grafik» schwärmt der Generaldirektor der Kunstsammlungen, Frédéric Bußmann. Mit dem Ausstellungsdoppel kommen Liebhaber romantischer Landschaftsdarstellungen ebenso auf ihre Kosten wie Fans westeuropäischer Nachkriegskunst und Pop-Art. Denn durch eine umfangreiche Schenkung konnte die Grafische Sammlung zuletzt Lücken bei künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts schließen.

«Sehnsucht Landschaft» schickt Besucher auf eine Tour zu idyllischen Wäldern und imposanten Gebirgsformationen, wie sie Künstler Ende des 18. und im 19. Jahrhundert in Zeichnungen und Aquarellen festgehalten haben. Zuvor sei die Landschaft nur eine Folie für historische und mythologische Darstellungen gewesen, erläutert die Leiterin der Grafischen Sammlung, Kerstin Drechsel. «Erst im 19. Jahrhundert hat sie sich von dieser dienenden Funktion befreit.» Dabei wurde Natur zugleich zur Projektion menschlicher Empfindungen.

Neben alten Schlössern und wild anmutenden Gebirgs- und Flusslandschaften werden in der Schau auch Zeichnungen antiker Stätten als Sehnsuchtsorte gezeigt, etwa «Die Akropolis» von Ernst Willers aus dem Jahr 1858 oder Michael Gottlob Wentzels «Blick auf das Forum Romanum». Ausgewählte Arbeiten zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen wie Nora Mona Bach und Clemens Tremmel runden die Ausstellung mit Arbeiten zum heutigen Blick auf die Natur ab.

In der zweiten Ausstellung «Metablau und Gestautes Grün» präsentiert die Grafische Sammlung einige ihrer jüngsten Neuzugänge. 2020 erhielt sie die Grafiksammlung des Ehepaares Brigitte und Hans Robert Thomas aus Weiden in der Oberpfalz als Schenkung: rund 2000 Arbeiten von etwa 200 westeuropäischen und amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Ausgewählt für die Schau wurden etwa Andy Warhols handkolorierte Serie «Flowers», Farblithografien von Joan Miró von 1972 sowie Arbeiten von Antoni Tàpies, Ernst Wilhelm Nay, Günter Fruhtrunk, Roy Lichtenstein, Pablo Picasso und Georges Braque.

Das Grafikkabinett wurde 1923 in Chemnitz eröffnet. In ihm wurden Bestände des Kunstvereins Kunsthütte und der städtischen Sammlung vereint. Ankäufe und Schenkungen haben den Fundus stetig vergrößert - heute beherbergt die Sammlung den Angaben nach etwa 28.000 Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafiken und Fotografien. Schwerpunkte liegen dabei auf Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert mit dem Fokus auf Künstler und Künstlerinnen aus Sachsen sowie auf der Klassischen Moderne, etwa mit Werken von Feininger, Munch, Schmidt-Rottluff, Barlach und Beckmann. Umfangreiche Bestände beherbergt die Sammlung etwa auch zum Werk von Honoré Daumier, Wolfgang Mattheuer und der Künstlergruppe Clara Mosch.

Die beiden Ausstellungen zum 100. Jubiläum werden am Samstagabend (18. März) im Gebäude der Kunstsammlungen am Chemnitzer Theaterplatz eröffnet. Sie sind bis zum 4. Juni zu sehen.

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