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„Manchmal bedarf es ungewöhnlicher Mittel …“

Positionen aus Dresden.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert „Manchmal bedarf es ungewöhnlicher Mittel, uns das Weltgeschehen, im wörtlichen Sinne, vor Augen zu führen. Eine Barrikade aus alten Bussen, von der Zivilbevölkerung in Aleppo als Sichtschutz gegen Scharfschützen errichtet, ist solch ein ungewöhnliches Mittel,“ sagte Oberbürgermeister Hilbert zur Eröffnung des temporären Kunstwerkes von Manaf Halbouni am 7. Februar 2017 auf dem Neumarkt.

Kunsthaus Dresden

Mit der Skulptur des deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni, Absolvent der Dresdner Hochschule für bildende Künste, setzt Dresden ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit, sagen die Projektverantwortlichen der Städtischen Galerie Dresden (Kunsthaus Dresden) mit Unterstützung der Stiftung Kunst & Musik für Dresden. Die Kosten zur Realisierung des Kunstwerkes Monument umfassen 57.000 Euro.  Die Ausgaben gingen ausschließlich an die mittelständische Wirtschaft in
 der Region. Der Künstler hatte bereits im Vorfeld auf ein Honorar verzichtet. Ein Zuschuss von 14.400 Euro erfolgte aus Fördermitteln der Kommission für Kunst im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt Dresden. Die weiteren Kosten zur Umsetzung des Monuments werden durch die Fördermittel der Stiftung Kunst & Musik für Dresden, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung
 gemeinsam mit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, der Stiftung Osterberg  für Kunst & Kultur sowie durch private Spender getragen. Die Fördermittel ergehen als gemeinnützige, zweckgebundene Zuwendungen.

Weiter unterstützt das Militärhistorische Museum der Bundeswehr Dresden (MHM) das Projekt Monument durch den Transport der Installation. Das Kunsthaus Dresden betreut darüber hinaus im Rahmen von Am Fluss Maßnahmen der Vermittlung des Projektes für Besucherinnen vor Ort.

Christiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunsthauses Dresden
 „Wir sind dankbar dafür, dass wir von so vielen unterschiedlichen Seiten Unterstützung und Ermutigung für das Monument im Rahmen des Kulturfestes Am  Fluss erhalten haben. Kunst schafft Räume, um die Welt, in der wir leben, zu verstehen. Das ist nicht immer bequem. Auch vor Ort erfahren wir, dass das Monument vielen Menschen in Dresden aus dem Herzen spricht.“

Annekatrin Klepsch, Kulturbürgermeisterin

Am 16. Februar 2017 lud das Kulturhauptstadtbüro unter dem Titel „Ist das Kunst?“ zu einem Bürgerforum in das Verkehrsmuseum ein. Ziel war es, unterschiedliche Meinungen zu den Kunstprojekten „Monument“ und „Lampedusa 361“ auszutauschen.
 Die für die Kulturhauptstadtbewerbung zuständige Zweite Bürgermeisterin, Annekatrin Klepsch: „Nach den Pfiffen zur Eröffnung des MONUMENT am Neumarkt hatte ich Sorge, dass in Dresden derzeit keine faire Debatte möglich ist. Natürlich gab es gestern auf beiden Seiten kontroverse Meinungen. Dresden verdient den Ruf einer Kunststadt, wenn es wie gestern Abend gelingt, einen kulturvollen Dialog zu führen. Die Kulturhauptstadtbewerbung will den Rahmen für einen solchen Dialog bieten.“

Verwaltungsgericht Dresden
 Dresdner scheitert mit gerichtlichem Eilantrag gegen Kunstinstallation "Monument" vor der Frauenkirche
Die Landeshauptstadt Dresden kann im Rahmen eines gerichtlichen Eilverfahrens nicht zur Entfernung der aus drei hochkant aufgestellten Bussen bestehenden Kunstinstallation "Monument" auf dem Dresdner Neumarkt verpflichtet werden. Dies entschied das Verwaltungsgericht Dresden mit Beschluss vom heutigen Tag (Az. 12 L 190/17).

Das als Teil eines Kulturfestivals errichtete temporäre Kunstwerk soll an drei Linienbusse erinnern, die in Aleppo zum Schutz vor Scharfschützen aufgestellt worden waren. Die Landeshauptstadt erteilte am 2. Februar 2017 eine dafür beantragte Sondernutzungserlaubnis für die Nutzung einer Teilfläche des Dresdner Neumarktes vor der Frauenkirche.

Am 8. Februar 2017 hat sich ein Dresdner Bürger mit dem nunmehr entschiedenen Antrag auf Verpflichtung der Stadt zur Beseitigung der Installation an das Gericht gewandt und im Wesentlichen die Auffassung vertreten, dass es - insbesondere auch im Gedenken an die Opfer des 13. Februar 1945 - unangemessen und respektlos sei, diese "Kunstart" vor der Dresdner Frauenkirche aufzustellen. In der allgemeinen Stimmungslage sei sie eine Provokation. Das Gedenken an die Opfer des 2. Weltkriegs werde mit
der aktuellen Situation in Aleppo vermischt. Die "Kunst" werde Tag und Nacht von Polizisten bewacht, wofür Steuergelder aufgewendet werden müssten.

Die Richter machten in ihrer Entscheidung deutlich, dass der Antrag bereits unzulässig ist, weil es dem Antragsteller an der sog. Antragsbefugnis fehlt. Er könne nicht geltend machen, durch die von der Stadt erteilte (Sondernutzungs-)Erlaubnis zur Aufstellung des Kunstwerks in eigenen Rechten verletzt worden zu sein. Es sei keine Rechtsvorschrift ersichtlich, welche das Interesse "eines (auch zufälligen) Betrachters eines Kunstwerks" schütze, "dass dieses bei ihm keinerlei anstößige Wertung erregt". Auch gebe es keinen Rechtssatz, der die Interessen eines Bürgers an einer bestimmten Verwendung staatlicher Steuereinnahmen schütze. Darüber hinaus führte die Kammer aus, dass der Antrag auch in der Sache keinen Erfolg haben könnte, weil die nach den Regelungen des Straßenrechts erteilte Sondernutzungserlaubnis nicht zu beanstanden sei. Eine Bewertung des Kunstwerks, das der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit (Art. 5 Abs. 3 GG) unterliege, sei dabei nicht vorzunehmen. Der Antragsteller kann gegen die Entscheidung binnen zwei Wochen Beschwerde  zum Sächsischen Oberverwaltungsgericht erheben.

So und jetzt Du

Die Macher und die meisten Leser dieser Informationen gehören zu jenen, die niemals einen Krieg erleben mussten. Einige von uns haben mitgeholfen, die Frauenkirche wiederaufzubauen – ein 60.000 Tonnen schweres Bekenntnis zur Ökumene, zum Weltfrieden, zum Menschen. Die ganze Welt hat dafür gespendet. Die ganze Welt hat mit uns die Einweihung gefeiert. Versöhnlich. Solange die Busse dort stehen, wo sie stehen, fokussieren wir in ihrer Mitte das Kreuz aus Coventry. Wir dürfen stehen bleiben und bewusst nach oben schauen. Fragt die Alten, was sie dabei sehen und hören. Die Geschosse in Aleppo klingen genauso. Fragt die, die zu uns geflüchtet sind. Und wenn die Busse wieder weg sind, schauen wir immer noch wacher auf das Geschenk ehemaliger Kriegsgegner.

Und wer noch mehr nachdenken möchte, hier ein Buch-Tipp:

Nie zuvor war das Erzeugen von Rummel leichter. Ob in Politik, Wirtschaft oder anderen gesellschaftlichen Bereichen: Es wird schneller, lauter und dümmer. Flachsinn regiert!