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Nünchritz: Chemieindustrie im Osten nur zu 70 Prozent ausgelastet

Symbolbild Chemieindustrie / pixabay yecao2018
Symbolbild Chemieindustrie / pixabay yecao2018

Die Branche fordert vor allem bezahlbare Energiepreise. Sachsens Wirtschaftsminister besuchte Wacker Chemie in Nünchritz.

Wer mit dem Zug von Dresden nach Leipzig fährt, dem fallen die imposanten Anlagen und kilometerlangen Rohrleitungssysteme der Wacker Chemie AG am Nünchritzer Standort ins Auge. Wacker Nünchritz ist Sachsens größter Chemiebetrieb und stellt verschiedene Grundprodukte her, um Autos ressourcenschonender, Kühlschränke energieeffizienter, Feuerlöscher zuverlässiger und Photovoltaikanlagen leistungsfähiger zu machen. Der Freistaat Sachsen leistet als zweitgrößter Chemiestandort Ostdeutschlands mit seinen insgesamt 65 Unternehmen und ca. 8.000 Beschäftigten einen wichtigen Beitrag zur Resilienz Deutschlands und Europas. Das teilte das Wirtschaftsministerium am Montag mit.

Hohe Energiekosten und steigende Verwaltungsanforderungen stellen neben der allgemein schwierigen konjunkturellen Lage die Traditionsbranche jedoch unter großen Wettbewerbsdruck. Hinzu kommt das anspruchsvolle Ziel, die Prozesse so weit wie möglich zu defossilisieren. Am Montag hat sich Dirk Panter, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz, in Nünchritz  zum Gespräch mit der Branche getroffen. Er tauschte sich mit Unternehmen und dem Verband der Chemischen Industrie zur Lage und zur Zukunft sowie zu etwaigen Unterstützungsmöglichkeiten für diese unerlässliche Grundstoffindustrie aus.

Nach Angaben des Landesverbands Nordost des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) liegt die derzeitige Anlagenauslastung in Ostdeutschland bei nur noch 70 Prozent. Dies sei nicht mehr wirtschaftlich. Zur angespannten Lage sagte Staatsminister Dirk Panter: "Um diesen wichtigen Industriezweig weiter in Sachsen zu halten, brauchen wir dringend international wettbewerbsfähige Energiepreise sowie praxistaugliche und unbürokratische Genehmigungsprozesse. Gleichzeitig müssen die Unternehmen mehr in Innovation, in höhere Produktivität und in Defossilisierung investieren."

Energie muss dauerhaft finanzierbar sein

Jutta Matreux, Werkleiterin der Wacker Chemie AG am Standort Nünchritz, verdeutlicht einmal mehr: "Als eines der energieintensivsten Unternehmen im Landkreis Meißen sind wir auf eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Energieversorgung angewiesen. Für unsere Zukunftsfähigkeit spielt es eine zentrale Rolle, dass Energie für uns dauerhaft finanzierbar ist. Gleichzeitig sehen wir die Transformation zur Klimaneutralität als klare Chance, um den Standort Deutschland und damit auch Sachsen langfristig erfolgreich weiterzuentwickeln. Wir als Wacker wollen bis 2045 klimaneutral produzieren."

"Die Chemiebranche, eine der wichtigsten Industrien in Sachsen und Ausgangspunkt komplexer Wertschöpfungsketten, befindet sich in einer alarmierenden Situation. Aufgrund der hohen Energiepreise und der schwachen Konjunktur sind die Kapazitäten schon lange nicht mehr ausgelastet", erklärt Nora Schmidt-Kesseler, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der Chemischen Industrie, Landesverband Nordost. "Was wir jetzt brauchen, sind Sofortmaßnahmen zur Senkung der Energiekosten, wie die Abschaffung der Gasspeicherumlage. Insgesamt ist ein energiepolitischer Neustart notwendig, der wettbewerbsfähige Preise, den Umbau unseres Energiesystems und Versorgungssicherheit in Einklang bringt."

Die chemische Produktion ist in Sachsen – neben den zwei großen Chemiestandorten in Nünchritz (Wacker AG) und Böhlen (Dow Olefinverbund GmbH) – vorwiegend mittelständisch geprägt. Die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Unternehmen beruht insbesondere auf ihrer Spezialisierung und auf Innovationskraft. Sachsen bietet mit seiner wachsenden Halbleiterindustrie für die Chemieindustrie als Zulieferer für Hochtechnologieanwendungen sowie mit dem in Delitzsch (Landkreis Nordsachsen) entstehenden Großforschungszentrum Center for the Transformation of Chemistry (CTC) ein hohes Standortpotenzial. 

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