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Kirchenruine Großröhrsdorf leer - Wiederaufbau für Millionen

Ein Notdach bedeckt das Kirchenschiff und den Kirchturm der beschädigten Stadtkirche Großröhrsdorf. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Ein Notdach bedeckt das Kirchenschiff und den Kirchturm der beschädigten Stadtkirche Großröhrsdorf. / Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Feuer ist die Ruine der Stadtkirche Großröhrsdorf von Schutt und Asche befreit. Der Wiederaufbau wird ein Gemeinschaftswerk. Unterstützung kommt von vielen Seiten.

Die Wiedererrichtung der im Sommer 2023 bei einem Brand schwer beschädigten Stadtkirche Großröhrsdorf wird sehr teuer. «Es wird sich um Kosten von circa 35 Millionen Euro handeln», sagte Pfarrer Stefan Schwarzenberg der Deutschen Presse-Agentur. Noch bis zum 1. August sammelt die Kirchgemeinde Gedanken zur Zukunft des Gotteshauses per Online-Umfrage. «Ich bin zuversichtlich, dass wir im Laufe des Jahres zu einem Konzept für den Wiederaufbau kommen.» Es werde ein Gemeinschaftswerk - von Kirchgemeinde, Stadt und vielen Unterstützern.

Das spätbarocke Gotteshaus war in der Nacht vom 4. August 2023 durch Brandstiftung zerstört worden. Ein Drittel des seit dem 18. Jahrhundert weithin sichtbaren Turms stürzte ein, die Flammen vernichteten die Ausstattung des Innenraums, vom Kirchenschiff blieben nur die Außenmauern übrig. Viele historische Kunstschätze sowie Teile der Architektur sind verloren sowie alle hölzernen, jahrhundertealten Kunstwerke.

Ende Februar hatte das Landgericht Görlitz einen 41-Jährigen mit Bezug zu der Kirchgemeinde und dem Ort wegen schwerer Brandstiftung zu neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Der Familienvater ging in Revision. Er war eine Woche nach dem Feuer in dem Gotteshaus gefasst worden. Die Strafkammer war überzeugt, dass er das Feuer in der Stadtkirche gelegt hatte, aus Frust über seine familiäre Situation. Der Schaden wurde mit rund 32 Millionen Euro beziffert.

Inzwischen sind Trümmer und Schutt komplett aus der Brandruine und dem Turmstumpf geborgen, er und das Kirchenschiff mit Notdächern gesichert. Insgesamt wurden bis Februar über 1000 Tonnen Schutt und Asche aus der Ruine geschafft - das Material aus dem Altarbereich allerdings in Eimern herausgetragen. Eine Arbeitsgruppe suchte darin «akribisch» nach Überresten und Fragmenten von Kulturgut - vergeblich bis auf kleine Überbleibsel der versilberten oder vergoldeten Sakralgegenstände.

Aktuell werden die letzten Sandsteinplatten des Fußbodens aus dem 18. Jahrhundert «behutsam entnommen und zwischengelagert», für eine spätere Rückkehr an ihren Platz, sagte Schwarzenberg. Sie sind nummeriert und in ihrer Lage dokumentiert. Bis Ende Juni werde noch die Standfestigkeit des verbliebenen Mauerwerks der Außenwände und des Turms geprüft. Das alte Geläut allerdings erklingt nie mehr: Die vier schwer gezeichneten und im Feuer gesprungenen Glocken stehen als stumme Zeugen der Katastrophe auf der Wiese vor dem Eingang zum Gotteshaus.

Noch im August 2023 hatte der Kirchenvorstand angekündigt, an selber Stelle ein neues Gotteshaus zu errichten, wenn möglich unter Einbeziehung der historischen Reste. Die Gemeinde sammelt für die Modernisierungen, die die Versicherung nicht abdeckt, seit der Brandnacht Spenden - mit Stand Ende Mai kamen 504 500 Euro zusammen. Interesse, Zuspruch und Unterstützung für das Projekt seien ungebrochen, auch ideell, wie Schwarzenberg berichtete.

So gab ein Mann unlängst 800 Euro im Pfarramt ab, die Gäste einer privaten Feier spendeten. Frauen einer Nachbargemeinde häkelten bunte Blumen und bildeten daraus je 1,80 Meter hohe Buchstaben für das Wort Hoffnung auf einem Banner, das nun am Absperrzaun um die Kirchruine prangt und im April wurde beim zweiten privat organisierten Kindersachen-Spenden-Flohmarkt für den Wiederaufbau geshoppt. «Der macht auch junge Familien aufmerksam, dass wieder eine schöne Stadtkirche entsteht», benannte Schwarzenberg den willkommenen Nebeneffekt.

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