Im Bemühen um mehr heimische Rohstoffe könnte Sachsen in Zukunft eine größere Rolle spielen als bisher. Die jüngst erteilte Genehmigung für ein neues Bergwerk in Pöhla sei ein wichtiges Signal, sagte Professor Helmut Mischo von der Bergakademie Freiberg im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne damit, dass in den kommenden Jahren weitere solcher Projekte erfolgreich abgeschlossen werden.
Die heimischen Lagerstätten hätten angesichts kontinuierlicher Preissteigerungen bei fast allen Rohstoffen trotz hoher Kosten eine Chance. Zudem seien sie nah am Kunden und böten ein stabiles politisches Umfeld.
Galt heimischer Erzbergbau vor einigen Jahrzehnten als Auslaufmodell, hat die weltpolitische Lage inzwischen Rohstoffvorkommen wie die im Erzgebirge neu in den Fokus gerückt. «Man glaubte, in einer friedlichen, globalisierten Welt alle Rohstoffe, die die deutsche Volkswirtschaft braucht, marktwirtschaftlich einkaufen zu können», sagte Mischo. Das habe sich als trügerisch erwiesen und die Sorge um eine sichere Rohstoffversorgung wachse.
EU schätzt mehr als 30 Rohstoffe als kritisch ein
Die EU-Kommission hat sich deswegen das Ziel einer Mindestversorgung bestimmter Rohstoffe in Europa gesetzt. Zehn Prozent des Verbrauchs sollen demnach selbst gewonnen werden. Als kritisch werden mehr als 30 Rohstoffe eingeschätzt, von denen etliche auch in Sachsen zu finden sind, Lithium etwa, Kupfer, Flussspat, Wolfram, Gallium, Kobalt.
Neben dem Erzgebirge stehen laut Mischo andere Regionen in Deutschland im Blick. Der Harz etwa, der Schwarzwald, das Sieger- und das Sauerland. Ostdeutschland sei besonders gut exploriert - auch ein Erbe der DDR-Vergangenheit. Die Wirtschaft der DDR sei ganz besonders auf heimische Rohstoffe angewiesen gewesen, sodass intensiv danach gesucht wurde. Mischo: «All das ist ein Pfund, mit dem wir heute wuchern können.»
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