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Prognose: Arbeitslosigkeit steigt 2025 -Junge oft betroffen

Protest gegen die Schließung des Gelenkwellenwerks GKN in Zwickau. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Protest gegen die Schließung des Gelenkwellenwerks GKN in Zwickau. / Foto: Hendrik Schmidt/dpa

In Sachsen verfestigt sich Arbeitslosigkeit wieder. Das trifft häufig gerade junge Menschen. Zugleich arbeiten immer mehr Senioren trotz Rente. Was sind die Gründe?

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist 2024 erneut gestiegen und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Stattdessen könnte sie laut Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im nächsten Jahr auf bis zu 155.000 Arbeitslose steigen, sagte der Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Klaus-Peter Hansen, der Deutschen Presse-Agentur. In einigen Regionen drohten wieder zweistellige Arbeitslosenquoten - in der Stadt Chemnitz etwa und dem Landkreis Görlitz. 

Hintergrund sind wirtschaftliche Schwierigkeiten vieler Branchen angesichts von Kaufzurückhaltung und hohen Kosten etwa für Energie. «Der Wind weht wieder rauer», konstatierte Hansen. Das betreffe vor allem Handwerk und Industrie. Viele Firmen hätten sich angesichts schwieriger Rahmenbedingungen auf Diät gesetzt und bauten Personal ab, um Kosten zu senken. 

Im November waren in Sachsen rund 138.500 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag mit 6,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor (6,1 Prozent). 

Entlassungen treffen oft junge Menschen

Inzwischen gebe es Dominoeffekte. «Wenn zum Beispiel der Hochbau immer weniger Aufträge bekommt, dann wird über kurz oder lang auch kein Dach benötigt, keine Elektroinstallation und keine Heizung.» Auch die Auto-Industrie als wichtiger Arbeitgeber ist betroffen. Nicht nur Volkswagen Sachsen baut Jobs ab, indem befristete Verträge nicht verlängert werden. Auch Zulieferer reduzieren ihre Belegschaften oder schließen ganze Standorte. 

Dabei wirke die Demografie dämpfend am Arbeitsmarkt. «Wenn dieselbe Entwicklung vor 20 Jahren stattgefunden hätte, würden wir längst über ganz andere Arbeitslosenzahlen reden», räumte Hansen ein. 

Betroffen sind häufig junge Menschen. Die Jugend trage wie zur Corona-Pandemie einen erheblichen Teil der Last, sagte Hansen. «Bei Personalabbau gilt wegen der Kündigungsschutzregelungen und der Sozialauswahl meist das Prinzip: Wer zuletzt gekommen ist, muss als Erster gehen.» 

Laut Bundesagentur für Arbeit ist die Jugendarbeitslosigkeit binnen Jahresfrist zuletzt um 12 Prozent auf 13.500 Menschen unter 25 Jahren gestiegen. Durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel hätten junge, gut ausgebildete Menschen aber langfristig sehr gute Chancen am Arbeitsmarkt. 

Langzeitarbeitslosigkeit steigt wieder

Nach Einschätzung Hansens könnte sich die Lage etlicher Unternehmen künftig auch auf den Ausbildungsmarkt auswirken. Der sei bisher noch robust, und es gebe deutlich mehr Ausbildungsstellen als Jugendliche, die eine Lehre anstrebten. Mit der Zeit würden sich Betriebe aber fragen, ob sie Abstriche bei der Zahl Auszubildender machen oder mit der Ausbildung pausieren: «Der Ausbildungsmarkt folgt in der Regel zeitversetzt der Arbeitsmarktentwicklung.» 

Auch die Langzeitarbeitslosigkeit entwickelt sich negativ. Im November gab es in Sachsen 51.250 Langzeitarbeitslose, 3.700 mehr als vor einem Jahr. «Wie in der Corona-Zeit gilt aktuell: Es wird leichter arbeitslos zu werden, als die Arbeitslosigkeit zu beenden», sagte Hansen. 

Das Nachsehen hätten dabei vor allem Menschen mit verschiedenen Problemlagen und aus schwierigeren sozialen Verhältnissen. «Die Langzeitarbeitslosigkeit wird steigen, weil die Bereitschaft der Unternehmen, bei Personalentscheidungen Risiken einzugehen, in Rezessionsphasen immer schlechter ist als in Konjunkturphasen.» 

Mehr Senioren arbeiten trotz Rente

Zuwächse zeigt die Statistik bei Senioren, die trotz Rentenalters arbeiten. Zuletzt hatten 13.300 Rentner in Sachsen einen sozialversicherungspflichtigen Job, 1.100 mehr als vor einem Jahr. Langfristig hat sich die Zahl den Angaben nach sogar mehr als verdoppelt. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Zusätzlich gehen 47.000 Rentner einem Nebenjob nach. Die meisten Senioren arbeiten im Büro, als Geschäftsführer, Kraftfahrer, in Post- und Zustelldiensten oder in der Reinigung. 

Ihre möglicherweise geringe Rente aufzubessern ist nach Einschätzung der Arbeitsagentur nur ein Grund, dass Senioren weiter einem Beruf nachgehen. Auch Freude an der Arbeit sowie der Wunsch nach Abwechslung und soziale Kontakte seien ausschlaggebend. Viele Unternehmen schätzten das Wissen und die Erfahrungen der Älteren, betonte Hansen. Das sei vor allem dort möglich, wo die Arbeitsleistung nicht durch hohe physische Belastungen erbracht wird. Mit 70 noch auf dem Bau zu arbeiten, sei eher unwahrscheinlich.

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