Vereine in Sachsen sind vor allem in ländlichen und kleinstädtischen Gegenden angesiedelt. Zu diesem Ergebnis kommt die am Dienstag von der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung vorgestellte Studie zum Ehrenamt im Freistaat. Demnach befinden sich nur 29 Prozent der Vereine in einer Großstadt.
Nach Angaben der Wissenschaftler ist in den nächsten Jahren mit einem «Strukturwandel» zu rechnen. «Es wird mehr Engagierte in den Großstädten geben, die es raus aus den ländlichen Regionen zieht», sagte Holger Krimmer von «Zivilgesellschaft in Zahlen» beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Berlin.
Je kleiner die Städte, desto schwieriger sei es bereits, Engagierte zu finden. Jeder fünfte Verein in kleinen Gemeinden und in Kleinstädten hat der Studie zufolge seit 2012 Engagierte verloren, in Großstädten hingegen nur gut jeder achte. Zahlreiche Vereine haben mit dem Problem der Überalterung zu kämpfen - vor allem für Leitungspositionen ist die Gewinnung von Nachwuchs eine große Herausforderung.
Wie generell in Ostdeutschland, wurden die meisten Vereine in Sachsen nach der Wende gegründet. Vor allem in den 1990er Jahren habe es einen regelrechten «Gründungsboom» gegeben, hieß es. Damals entstanden etwa 40 Prozent der heute noch aktiven Vereine. Die Studie zeigt, dass zahlreiche Vereine im Freistaat im Vergleich zum Bundesdurchschnitt weniger hauptamtliches Personal und weniger Finanzmittel haben. So gaben etwa 73 Prozent der Vereine in kleinen Gemeinden an, weniger als 10 000 Euro zur Verfügung zu haben.
Während die Vereine selbst vor allem die Bürokratie als Problem sehen, fehlt nach Einschätzung der Forscher trotz vieler Förderprojekte in Sachsen eine langfristige landesweite Strategie zur Stärkung der Zivilgesellschaft.
Im Freistaat gab es Ende 2019 mehr als 30 000 Vereine - die meisten haben weniger als hundert Mitglieder und sind damit kleiner als im bundesweiten Schnitt. Engagiert sind die Menschen vor allem in den Bereichen Sport, Kultur, Bildung und Soziales. «Wir haben eine sehr reiche und bunte Engagement-Landschaft, die den Vergleich mit anderen Bundesländern nicht zu scheuen braucht», betonte der Direktor der Landeszentrale, Roland Löffler.
Die Studie «Engagement in Sachsen - Wofür sich Menschen einsetzen und welchen Rahmen es braucht» wurde von Wissenschaftlern der Universität Halle-Wittenberg und der «Zivilgesellschaft in Zahlen» verfasst. Unter anderem wurden mehr als 30 Experten befragt sowie mehr als 300 Fragebögen von Vereinen, Stiftungen und Genossenschaften ausgewertet.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH