Pflegeheime und Pflegedienste in Sachsen haben immer größere Probleme, freie Stellen zu besetzen. 2020 kamen nach Daten der Bundesagentur für Arbeit auf 130 arbeitslos gemeldete Altenpfleger im Freistaat 974 freie Stellen. So habe es im Schnitt mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis eine Stelle besetzt wurde, teilte die Regionaldirektion auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Chemnitz mit.
Der Trend wird sich wohl noch verstärken. Zum einen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen wegen der alternden Bevölkerung; zum anderen gehen ältere Fachkräfte in Rente, ohne dass ausreichend junge Männer und Frauen in der Pflege nachrücken. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung werden allein durch den Anstieg bei den Pflegebedürftigen bis 2030 mehr als 21 000 zusätzliche Pflegekräfte in Sachsen gebraucht.
«Der Pflegesektor in Sachsen ist trotz gleichbleibend hoher Ausbildungszahlen in der Pflege - circa 1600 Anfänger pro Jahr - durch einen zunehmenden Fachkräftemangel gekennzeichnet», konstatiert das Sozialministerium in Dresden. Helfen könnten den Angaben nach etwa Fachkräfte aus dem Ausland. Dazu würden in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit «koordinierte Strukturen» aufgebaut. So hätten beispielsweise im Juli zehn mexikanische Pflegekräfte ihre Anerkennung erhalten und seien in verschiedenen Einrichtungen tätig.
Der Anteil ausländischer Altenpfleger ist in Sachsen vergleichsweise gering. Bundesweit hat gut jeder zehnte Beschäftigte in der Branche keine deutsche Staatsbürgerschaft, in Sachsen ist es nur etwa jeder 27., wie aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht.
Fachkräftesicherung sei zuallererst Aufgabe der Betriebe, heißt es bei der Agentur. Dabei seien auch Umschulungen eine Option. Von 2013 bis 2019 hätten in Sachsen 3800 Menschen eine Umschulung zum Altenpfleger begonnen, die finanziell gefördert wurde. Zudem muss nach Ansicht der Experten bei Schülern mehr für den Pflegeberuf geworben und diese Arbeit attraktiver werden. Dazu gehörten altersgerechte Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten, die sich mit der Betreuung von Kindern vereinbaren lassen, und eine bessere Bezahlung.
Prognose des Statistischen Landesamtes zum Bedarf an Pflegekräften
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH