Marcel Schrötter beschreibt sich selbst als Menschen, der nur selten emotional wird. Am Sonntagnachmittag konnte der Motorrad-Rennfahrer aber nicht anders. Beim Blick auf die vollen Tribünen am Sachsenring und die vielen deutschen Fahnen «musste ich in der Auslaufrunde schon auf die Zähne beißen», sagte der Moto2-Pilot. Die Krönung blieb jedoch aus. Schrötter verpasste beim Heim-Grand-Prix, den Augusto Fernandez gewann, das anvisierte Podest als Vierter nur um 0,115 Sekunden.
«So kurz nach dem Rennen bin ich enttäuscht», sagte der 29-Jährige. «Ich hätte den vielen Fans gerne einen Grund gegeben, damit sie noch mehr zu feiern haben.»
Auch Stefan Bradl, der als Vertreter des verletzten Stammfahrers Marc Marquez im Einsatz war, war nicht der Auslöser für die Partystimmung auf den Rängen. Der Honda-Pilot wurde in der MotoGP mit großem Abstand Letzter und muss weiter auf die ersten Zähler in dieser Saison warten. Gefeiert wurde von den 95 000 Fans am Sonntag allen voran Weltmeister Fabio Quartararo, der in der Königsklasse triumphierte. Der Franzose baute seine Gesamtführung dank seines dritten Saisonsieges weiter aus.
Nach drei Tagen ging am Sonntagnachmittag das größte Einzelsport-Event Deutschlands zu Ende. Insgesamt waren 232 202 Zuschauer an der Strecke. Nach dem coronabedingten Ausfall 2020 und den Geisterrennen im Vorjahr wurde bei dieser Ausgabe ein neuer Besucherrekord aufgestellt - trotz der hohen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke.
«Es lief alles friedlich und reibungslos ab», sagte Lars Soutschka, der beim Veranstalter ADAC als Vorstand für den Vertrieb, die Kommunikation und den Motorsport zuständig ist. Auch die Vermarktungsgesellschaft Dorna soll sich lobend über die Arbeit der Organisatoren geäußert haben, sagte Soutschka.
Ein Podestplatz von Schrötter, der kurz nach dem Start auf dem zweiten Rang lag und sich in der Schlussphase als Dritter immer noch auf Kurs befand, wäre wohl das Highlight gewesen.
Denn auch das in unmittelbarer Nähe zur Rennstrecke beheimatete Prüstel-GP-Team konnte die Erwartungen in der Moto3-Klasse nicht erfüllen. Beim Sieg von Izan Guevara schied Carlos Tatay aus und Teamkollege Xavier Artigas holte drei Zähler.
Aber auch ohne einen echten Spitzenpiloten hierzulande ist für Soutschka klar: «Der Motorsport und Deutschland - das ist ein Zukunftsprodukt.» Und deswegen möchte auch Schrötter ein Heimrennen noch einmal erleben. Obwohl seine Vertragssituation für 2023 noch nicht geklärt ist, sagte er: «Ich möchte zurückkommen.»
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