Es ist schon ein verrückter Umstand. Derselbe 1. FC Magdeburg, der dem Hamburger SV in Sachen Bundesliga-Aufstieg mit zwei Siegen erhebliche Dämpfer verpasste, kann nun dem ehemaligen Bundesliga-Dino doch noch Hoffnung auf den direktten Weg in die erste Liga verschaffen. Am Sonntag nämlich tritt die Elf des früheren HSV-Trainers Christian Titz beim Tabellenzweiten 1. FC Heidenheim an. Mit einem weiteren Erfolg könnte Heidenheims Vorsprung auf den HSV schwinden. An Motivation und Selbstvertrauen mangelt es den Magdeburgern jedenfalls nicht. «Vor zwei, drei Wochen habe ich gesagt, dass wir mit den besten Fußball der Liga spielen, und fühle mich einfach nur bestätigt», erklärte Atik nach dem Spiel. «Wir spielen noch gegen Darmstadt und Heidenheim und wollen natürlich auch den Teams da oben zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Dazu wollen wir in den letzten vier Spielen alle Punkte holen», kündigte der 28-Jährige an.
38 Punkte auf dem Konto, zehn Punkte vor den direkten Abstiegsrängen und neun Punkte vor Relegationsplatz 16 - der 1. FC Magdeburg hat in der 2. Bundesliga den Klassenerhalt nahezu sicher. Das 3:2 (1:1) gegen den Hamburger SV war ein weiterer Baustein in der erfolgreichen Rückrunde der Blau-Weißen, die nun schon vier Punkte mehr gesammelt haben als in der gesamten Hinrunde. Ausgerechnet die früheren Hamburger Moritz Kwarteng und Tatsuya Ito zeichneten sich am Samstag mit Toren aus, ließen die direkten Aufstiegsplätze für den HSV in die Ferne rücken. Dazu traf Baris Atik sehenswert zum zwischenzeitlichen 2:1.
Das Thema Klassenverbleib schoben die Magdeburger beiseite. Wie schon die ganze Saison über betonten die Akteure ihre Herangehensweise, von Spiel zu Spiel zu denken. So erläuterte auch Trainer Christian Titz auf der Pressekonferenz: «Für uns ist es wichtig, wie wir Fußball spielen, was wir gut machen. Wenn wir da die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dann holen wir die Punkte.» Punkte, die der FCM auch deshalb verstärkt in der Rückrunde eingefahren hat, weil die Mannschaft einen erfolgreichen Entwicklungsprozess hinter sich hat.
«Wir hatten den zweitjüngsten Kader, kaum jemand hatte Zweitliga-Erfahrung - die mussten sich auch erst einmal an die Liga gewöhnen. Einige Spieler haben einen extremen Sprung nach vorn gemacht und verstanden, wie die Liga funktioniert, deswegen ist es besser geworden», blickte Atik auf die langwierigen Anlaufschwierigkeiten der Magdeburger zurück.
Anlaufschwierigkeiten kennt Tatsuya Ito nicht - in Braunschweig traf der Japaner 83 Sekunden nach seiner Einwechslung, gegen Hamburg dauerte es etwas länger. «Ich war vier Jahre in Hamburg, das ist ein besonderer Verein für mich und ich habe mich vorher entschlossen, nicht zu jubeln, wenn ich ein Tor schieße», beschrieb der Außenstürmer seine Gefühlslage im Duell mit den früheren Kollegen.
Er drücke dem HSV die Daumen, dass es mit Aufstieg klappt - und doch kann Ito in der kommenden Woche in Heidenheim noch aktiver dazu beitragen. In der Hinrunde schoss der wendige 25-Jährige den späten Ausgleich gegen den Club von der Ostalb. Diesem ersten Saisontreffer ließ er bislang vier weitere Folgen, jeweils nach Einwechslung. In Magdeburg und beim Hamburger SV hätten sie wohl nichts dagegen, wenn Ito die Blau-Weißen auch in Heidenheim wieder jubeln lässt und so nicht nur das FCM-Punktekonto aufbessert, sondern auch dem HSV die Chance gibt, den Vier-Punkte-Rückstand auf Rang zwei zu verkürzen.
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