Fast schon resignierend reihten sich die Profis von Dynamo Dresden auf dem Rasen des Rudolf-Harbig-Stadions auf und ließen das Pfeifkonzert des K-Blocks über sich ergehen. Nur Kapitän Tim Knipping wagte sich nach dem mauen 0:0 gegen Holstein Kiel in die Nähe des Blocks, in dem der harte Kern der Dynamo-Fans sein zu Hause hat. «Es war eine sehr, sehr schwierige Stimmung», sagte der Verteidiger. «Wenn man die Fans hier sieht, die leben den Verein. Wenn man auf diesem Tabellenplatz steht, hat man nicht alles richtig gemacht. Ich habe daran appelliert dass es nur zusammen geht und es nichts bringt, aufeinander draufzuhauen.»
In der Tat hat Dynamo die Nullnummer gegen Kiel keinen Schritt weitergebracht. Noch immer wartet die Mannschaft von Trainer Guerino Capretti auf einen Sieg in diesem Jahr. Noch immer steht man auf dem Relegationsplatz 16. Noch immer fehlen sechs Punkte zur direkten Rettung. «Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Wir müssen jetzt jedes Spiel gewinnen», betonte Knipping.
Dass das gelingt, ist jedoch relativ unwahrscheinlich. Gegen Kiel wurde den 21 544 Zuschauern vor Augen geführt, dass man mit der Relegation gut bedient wäre. «Wir hatten eine Mannschaft auf dem Platz, die mit Herz gespielt hat», sagte Capretti zwar. Doch sein Kapitän räumte ein: «Am Ende haben wir nicht genug Druck gemacht, um ein Tor zu schießen. Es wäre nicht verdient gewesen, wenn wir hier gewonnen hätten.»
Dynamo kann sich nach dem 13. Spiel nacheinander ohne Sieg im Prinzip jetzt schon darauf einstellen, dass die Saison im Mai um zwei Entscheidungsspiele verlängert wird. Vielleicht ist das gar nicht so schlecht für Dynamo, denn Relegation kann der Club. Zweimal musste man schon die Ehrenrunde drehen, zweimal ging man als Sieger hervor - jeweils gegen den VfL Osnabrück. Dieser Club könnte es auch in diesem Jahr wieder werden.
Noch gibt Dynamo nicht auf. Doch in den vier verbleibenden Spielen sollte es darum gehen, sich Selbstvertrauen zu holen, um gegen einen heiß gelaufenen Drittligisten bestehen zu können. Ein Fortschritt gegen Kiel war nicht nur die leidenschaftliche Leistung der Mannschaft, sondern auch, dass man erstmals seit Mitte Februar ohne Gegentor blieb.
Offensiv hakte es allerdings. Immerhin hatte man mit den hinter die Stürmer beorderten Verteidiger Sebastian Mai mehr Präsenz im Spiel nach vorn. «Er kann die Bälle festmachen, kann Bälle verlängern. Das hat er gut gemacht, da hat er uns eine gewisse Wucht gegeben», sagte Capretti über seinen bulligen Führungsspieler. Gerade die Wucht wird Dresden in den kommenden Wochen brauchen.
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