Die Niederschläge der vergangenen Tage lassen auf eine mildere Borkenkäfer-Saison in diesem Jahr hoffen. Die kühle und feuchte Witterung macht gefährdete Bäume in Sachsens Wäldern nach Einschätzung von Experten widerstandsfähiger gegen Schädlinge. «Der Regen hilft sehr, vor allem zu einer Zeit, wo die Bäume das Wasser brauchen», sagte Renke Coordes vom Staatsbetrieb Sachsenforst am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. «Das hatten wir in den Vorjahren ja eher selten.» Zwar gebe es in vielen Regionen weiterhin eine sehr hohe Borkenkäfer-Population, wie das Monitoring zeige. «Aber das ist örtlich teils sehr unterschiedlich.»
Ob die hohen Käferzahlen auch zu starkem Schadholzbefall führen, hänge auch von der Widerstandsfähigkeit der Bäume ab. «Und das sind sie, wenn sie ausreichend Wasser bekommen, wie derzeit», sagte Coordes. Dann bedürfe es mehr Käfer, um einen gesunden Baum zu befallen, und sie könnten sich nicht so effektiv vermehren wie in einer ausgeprägten Dürreperiode.
Die Behörde geht bei grundsätzlich durchschnittlichem Witterungsverlauf in diesem Jahr davon aus, dass die Menge an Schadholz durch Borkenkäfer auf dem Niveau des Vorjahres stagniert oder aber leicht zurückgeht. «Wenn wir jetzt wie aktuell weiterhin ein recht waldfreundliches Wetter haben, dann kann der Rückgang auch etwas stärker sein», sagte Coordes. Im günstigsten Fall erwartet werde ein Niveau unter dem von 2022 mit landesweit rund 900.000 Festmetern Schadholz - nach der Übersicht des Umweltministeriums waren es bis Ende Mai 145.000.
Laut Sachsenforst liegen die Fangzahlen im Hügelland, in Mittelsachsen und dem hinteren Teil des Nationalparks Sächsische Schweiz teils deutlich unter den Vorjahreswerten. Dort seien durch den Borkenkäfer-Befall großflächig Fichten verschwunden «und die Käfer finden nun keinen Brutraum mehr». Im Zittauer Gebirge, dem vorderen Teil des Nationalparks, im Vogtland und Westerzgebirge indes sei die Populationsdichte - abhängig von der Höhe - größer, die Mengen befallenen Holzes hätten Vorjahreswerte «zum Teil mehrfach» überschritten.
Insgesamt liegen die Werte den Angaben nach unter denen des Vorjahres, aber noch immer auf historischem Niveau. Die Hoffnung ist nun, dass der Buchdrucker diesmal keine dritte Generation schafft, wie Coordes sagte. Seit 2018 sei die Population bei der gefährlichsten Borkenkäfer-Art im Freistaat damit jeweils explodiert. «Früher schaffte er nur zwei.»
Seit 2018 vernichteten die Schädlinge, von denen es fast 100 Arten gibt, rund acht Millionen Kubikmeter Holz. Auf rund 70.000 Hektar Wald haben Bäume Vitalitätsverluste durch sie sowie Stürme und Trockenheit. Laut Coordes entstanden rund 30 000 Hektar Freiflächen, auf rund 15.000 Hektar sterben Bäume wohl ab und nur auf 25.000 Hektar besteht Aussicht auf Regeneration. Nach Rekordschäden durch die Käfer 2019 und 2020 mit je rund 2,1 Millionen Kubikmetern sinken diese tendenziell.
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