Nach tagelangem Anstieg hat das Hochwasser im sächsischen Abschnitt der Elbe seinen Höhepunkt erreicht. Der aus Tschechien kommende Scheitel passierte bereits die Sächsische Schweiz und die Landeshauptstadt. Aktuell bewege er sich zwischen Riesa und Torgau, sagte ein Sprecher des Landeshochwasserzentrums (LHWZ) am Nachmittag. Erwartet wird, dass der sehr langgestreckte Scheitel den Pegel Torgau in der Nacht hinter sich lässt und flussaufwärts aus dem Freistaat rollt.
In Schöna an der tschechischen Grenze und in Dresden geht der Wasserstand bereits Zentimeter für Zentimeter zurück. Die Weiße Flotte hofft, demnächst wieder abzulegen. Die Hydrologen rechnen damit, dass nach Mitternacht der Wasserstand am Pegel der Landeshauptstadt unter die Sechs-Meter-Marke sinkt - also unter den Wert für die zweithöchste Alarmstufe. Aktuell sind es 6,07 Meter, der Normalwert liegt bei 1,42 Meter.
«In Riesa geht es noch leicht nach oben», sagte der LHWZ-Sprecher. Dort sind es 6,66 Meter, bei gleichbleibender Tendenz. Das liegt auch daran, dass auf tschechischer Seite bereits zuvor zurückgehaltenes Wasser nun abgelassen wird. «Es ist noch viel drin im Fluss, was jetzt nachkommt.»
Weiße Flotte rüstet sich für Neustart
Die historischen Dresdner Elbdampfer und modernen Salonschiffe bleiben noch mindestens eine Woche in Zwangspause. «Wir haben entschieden, dass wir nicht vor nächstem Donnerstag wieder fahren», sagte ein Sprecher der Weiße Flotte Sachsen GmbH. Wenn es der Wasserstand erlaubt, müssten zunächst die Anlegestellen gereinigt, gesicherte Technik wieder installiert, Ticket- und Küchengebäude wieder eingerichtet werden.
Sobald es die Lage ermöglicht, soll es losgehen. Vorgesehen ist, dass zuerst die Touren stromaufwärts wiederaufgenommen werden: die Schlösserfahrt, die Stadtfahrt und der Verkehr zwischen Pirna und Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz. Auch die Weinstraßenlinie stromabwärts soll wieder in Betrieb genommen werden. «Wir hoffen darauf, den schönen Herbst noch nutzen zu können», sagte der Sprecher des Unternehmens.
Einnahmeausfälle und Mehrkosten
Erwartet werden Einnahmeverluste und Mehrkosten, weil die teils eingestürzte Carolabrücke auf absehbare Zeit nicht passierbar ist. Passagiere, die stromaufwärts buchen, bringt daher ein Shuttlebus zu den drei Schiffen, die elbaufwärts davor liegen. Einer der drei Verkehrsstränge der innerstädtischen Elbquerung war in der Nacht zum vergangenen Mittwoch aus noch unbekannten Gründen eingebrochen.
Seitdem ist der Linienverkehr der Weißen Flotte eingestellt. Die historischen Dampfer verkehrten noch eingeschränkt - bis zum Hochwasser. In einem Wettlauf gegen die Zeit beseitigten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) mit Unterstützung der Bundeswehr und Spezialtechnik einsturzgefährdete Reste des zerstörten Brückenstrangs.
Scheitel kam in der Nacht nach Sachsen
Der Elbe-Hochwasserscheitel kam am Mittwochabend in Sachsen an. Am ersten Pegel Schöna nach der Grenze zu Tschechien erreichte der Fluss mit 6,63 Metern den Höchststand - normal sind dort 1,58 Meter. Auch Dresden passierte er über Nacht mit einem Maximum von 6,10 Metern über zehn Stunden. Das Wasser wird den Angaben nach sehr langsam abfließen, auch wegen der Steuerung in den Moldau-Kaskaden zum Schutz der flussabwärts liegenden tschechischen Hauptstadt Prag. Die Hydrologen gehen daher davon aus, dass das Elbe-Hochwasser möglicherweise bis Ende September anhält.
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten