Fast wöchentlich präsentiert eine Brennerei in Deutschland seine eigene Gin-Kreation. Versprochen wird dabei immer ein neuer exotischer Zauber. „Juniper Jack“ versucht gar nicht erst der nächste verspielte Gin im Regal zu sein. Er ist einfach nur ein London Dry der alten Schule. Ehrlich und komplex im Geschmack, intensiv in der Aromatik - „Eine Wacholder-Bombe, die am Gaumen ihre Sprengkraft auch noch Minuten später entfaltet“, freut sich Destillateurmeister Hennig.
„Eye for Spirit“ attestiert 9 von 10 Punkten und schreibt: „Juniper Jack nimmt die Wacholderzapfen derart auseinander, dass ich mich frage, ob es noch intensiver geht. Ein Paradebeispiel dafür, dass du für einen hochkomplexen Gin nicht viele Botanicals brauchst.“
MIXOLOGY befindet: „Klare, elegante Aromen. Ein wirklich gelungener, klassischer Gin.“
Und cocktailbart.de stellt fest: „ Wer glaubt, dass der klassische London Dry Gin tot ist, wer glaubt, dass hier schon alles mal gemacht wurde – der täuscht sich. Sogar gewaltig. Ein Gin, der nicht von jedem geliebt werden will – und den man genau deshalb probiert haben sollte.“
Dabei steckt kein Hokuspokus in der Flasche. Wacholder, Wermut, Bitterorangen- und Zitronenschale, Koriandersamen, Minze. Also das Übliche. Nur die handgepflückten Brombeerblätter fallen aus dem Rahmen. Sie spendieren eine kräutrige Note, die sich aber nicht in den Vordergrund drängt. „Und die anderen drei geheimen Botanicals sind einfach geheim“, sagt Fiedler.
Nach zwei langen Jahren der Rezeptentwicklung haben die Macher am 30. Oktober 2015 ihr „Gin-Baby“ zur Welt gebracht. Bereits nach wenigen Monaten konnten sie die Erstauflage von 1.736 Flaschen still und heimlich ohne das große mediale Geklapper an renommierte Bars und ausgewählte Facheinzelhändler verkaufen. „Wir setzen auf solide Arbeit und persönliche Beziehungen. Das ist unser Marketing!“
Die beiden Charakterköpfe sind nicht angetreten, um den leichten Weg zu beschreiten. Ihren Antrieb und ihre ansteckende Begeisterung schöpfen sie aus der Herausforderung. „Uns war klar, dass nur ein echter ‚London Dry‘ in die Flasche kommt. Über Geschmack soll man streiten, über Qualität nicht!“ sagt Fiedler. Sie verzichten damit bewusst auf Süßung und nachträgliche Aromatisierung. Die handverlesenen Botanicals werden aufwendig in unterschiedlichen Alkoholstärken und bis zu einer Woche mazeriert. Danach erfolgt die behutsame, dampfgesteuerte Destillation in der 300 Liter Kupferbrennblase.
„Independent Spirit“ als Leitthema. Für die Gründer kommt es nicht auf reine Äußerlichkeiten an. Sie richten ihre Konzentration auf die inneren Werte Ihres Gins. Das ist das vielschichtige und spannende Aromenspiel. „Wir schauen nicht, was gerade hip ist oder was andere machen. Unsere Kriterium ist Spaß im Glas!“ Dabei versuchen die Macher von Juniper Jack jegliche Abhängigkeiten zu vermeiden und gehen unkonventionelle Wege. So haben sie sich u. a. einen direkten Zugang zu den Wacholderbeersammlern gelegt und sich die Exklusivrechte an deren Ernte gesichert.
Auch in Sachen Vertrieb schwimmen die Macher von Juniper Jack gegen den Strom. Sie verzichten auf reine Online-Händler und weitestgehend auf Fachgroßhändler. „Wir wachsen lieber langsam und sagen konsequent „No thanks“ zu bestimmten Interessenten. Dafür behalten wir die Kontrolle und kennen unsere Kunden persönlich.“ Das hat vor allem Vorteile für unsere Kunden, erklärt Fiedler. „Sie können darauf vertrauen, dass wir Qualität und Exklusivität liefern.“
Und natürlich steckt hinter dem Namen von „Juniper Jack“ eine lange Geschichte. Wie halt immer bei einer neuen Gin-Marke. Nur diesmal liegt sie in den Archiven des „House of Parliament“ in London vergraben. Interessiert aber die wenigsten. Wie King George II damals auch. Dessen „Gin Act“ von 1736 machte nämlich Juniper Jack, einen Brennerei-Gesellen, arbeitslos. Der revanchierte sich mit einem rebellischen Theaterstück: „The Death of Queen Gin“. Ein „Publikumsrenner“, der nur ein einziges Mal aufgeführt wurde. Juniper Jack war ein lausiger Dichter, dafür ein echter Pionier und „independent Spirit“!