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Black Knight GmbH: Wie ein sächsisches Sicherheitsunternehmen neue Maßstäbe setzt

Husein Abdulla und Ramin Al Khakani, die Gründer der Black Knight GmbH / Foto: Sächsische Zeitung/sächsische.de/Veit Hengst
Husein Abdulla und Ramin Al Khakani, die Gründer der Black Knight GmbH / Foto: Sächsische Zeitung/sächsische.de/Veit Hengst

Ramin Al Khakani, Geschäftsführer der Black Knight GmbH, teilt seine Erfahrungen zum Gründen und Wachsen eines Unternehmens am Wirtschaftsstandort Sachsen.

Während globale Wirtschaftslandschaften einem ständigen Wandel unterliegen, präsentiert sich Sachsen als stabiles Zentrum für Gründer und Investoren. Was macht Sachsen so attraktiv für Menschen, die hier leben und arbeiten? Thomas Wolf von DieSachsen.de spricht darüber mit Ramin Al Khakani, Gründer der Black Knight GmbH, einem Leipziger Sicherheitsunternehmen.

Ramin Al Khakani (rechts im Bild an der Seite von Co-Geschäftsführer Husein Abdulla), hebt nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile des Standorts hervor, sondern geht auch offen auf die Herausforderungen ein. Von Leipzigs dynamischem Wachstum bis zu den bürokratischen Hürden in der Sicherheitsbranche – Al Khakani teilt seine ungeschminkten Erfahrungen und berichtet, wie trotz aller Hindernisse Sachsen sein Unternehmen auf die Erfolgsspur gebracht hat. Ein Einblick in eine echte Gründergeschichte, die zeigt, wie Vielfalt und Innovationsgeist zu nachhaltigem Erfolg führen können.

Sachsen: Standort mit Potenzial

DieSachsen.de: Sachsen hat sich als ein bedeutender Wirtschaftsstandort in Deutschland etabliert, doch die Meinungen darüber, wie lebenswert und gründerfreundlich es ist, gehen auseinander. 

Warum ist Sachsen Ihrer Meinung nach ein guter Ort zum Leben und Gründen eines Unternehmens?

Die Bedingungen waren hier ideal für uns. Sachsen ist bekannt für seine Unterstützung von Unternehmertum und Innovation. Es gibt verschiedene Förderprogramme, die uns vor allem in der Anfangszeit geholfen haben. Auch Leipzig hat sich rasend schnell entwickelt. In den letzten 15 Jahren sind über 100.000 Menschen nach Leipzig gezogen. Neben einer wundervollen Stadt haben wir also auch einen ständig wachsenden Markt und einen wahnsinnig attraktiven Standort für Arbeitskräfte.

DieSachsen.de: Welche Herausforderungen haben Sie dabei erlebt?

Jede Unternehmensgründung geht mit Hürden und Chancen einher. Speziell in Sachsen gab es damals kaum eine größere, migrantisch geprägte Sicherheitsfirma. Wir waren unsicher, ob unser Ideal von Vielfalt als Stärke gut ankommt. Uns fehlten massiv die Vorbilder. Würde es uns gelingen, in so einem sensiblen Bereich Fuß zu fassen? Glücklicherweise waren unsere Befürchtungen unbegründet. Mit viel Herzblut haben wir uns etablieren können.

DieSachsen.de: Welche besonderen Anforderungen muss ein Sicherheitsunternehmen erfüllen, um am Markt aktiv sein zu dürfen?

Bestimmte Formalitäten müssen erfüllt sein: Eine unkompliziert zu erlangende sicherheitsspezifische Mindestqualifikation, ein tadelloses Führungszeugnis und geordnete Vermögensverhältnisse. Insgesamt ist der Zugang zum Sicherheitsmarkt leider viel zu leichtfertig geregelt. Das zieht bedauerlicherweise auch einige schwarze Schafe an. Die niedrigen Anforderungen stehen in keinem Verhältnis zu den wichtigen Aufgabenfeldern der Sicherheitsdienste, auch und vor allem in der kritischen Infrastruktur. Für viele Handwerksbetriebe gelten strengere Vorschriften zur Eröffnung eines Unternehmens. Da muss die Politik dringend nachsteuern.

Sicherheitsmaßnahmen bei einem Fußballspiel / Bild: Black Knight GmbH

Lebensqualität in Deutschland

DieSachsen.de: Deutschland wird oft für seine Lebensqualität und politischen Stabilität gelobt, doch wie jeder Ort hat auch es seine Schattenseiten.

Was gefällt Ihnen besonders an Deutschland, und was würden Sie ändern wollen, wenn Sie könnten?

Wir leben in einem der sichersten und wohlhabendsten Ländern der Welt. Uns geht es besser als den meisten Menschen auf der Erde. Das Bewusstsein dafür scheint im alltäglichen Überdruss unterzugehen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es eine kollektive Beschwerdekultur gibt, die mir so nur in Deutschland begegnet. Weniger Katastrophisieren, mehr gedankliche Entspannung, das wäre doch nett. Dann bleibt auch mehr Energie, wichtige Dinge konstruktiv anzugehen.

DieSachsen.de: Wie beeinflusst das Ihre Arbeit und Ihr Unternehmen?

Vor kurzem landete eine Bombe unweit des Hauses der Familie meines Geschäftspartners im Südlibanon. Die Region wird durch den aktuellen Konflikt in Mitleidenschaft gezogen. Es war reines Glück, dass niemand verletzt wurde. Die Nachrichten darüber, wie es Verwandten in weniger privilegierten Regionen geht, begleiten uns stets. Viele unserer unternehmerischen Probleme verblassen dann im Vergleich. Es gab bisher keine Krise, die mir oder meinem Geschäftspartner den Schlaf geraubt hätte. Relativierung macht widerstandsfähiger, denke ich.

Von der Idee zur Gründung

DieSachsen.de: Die Sicherheitsbranche ist nicht nur anspruchsvoll, sondern auch von großer gesellschaftlicher Bedeutung.

Wie sind Sie und Ihr Mitgründer Husein Abdulla in die Sicherheitsbranche gekommen?

Wir haben beide in der Sicherheitsbranche gejobbt. Dabei haben wir auch Unschönes miterlebt, wie prekäre Arbeitsverhältnisse oder schlechte Arbeitsausführung. Initialzündung waren unsere Erfahrungen in einer Notunterkunft für Geflüchtete Ende 2013. Es gab dort offen rechtsextreme Sicherheitsmitarbeiter. Sie haben keinen Hehl aus ihrem Gedankengut gemacht und haben es die Geflüchteten spüren lassen. Das hat uns auf die Palme gebracht. Uns wurde klar, dass wir nur mit einer eigenen Sicherheitsfirma effektiv gegensteuern können. Hier hatten wir die Möglichkeit, unsere eigenen Ideale hochzuhalten und Menschenfeindlichkeit auszuschließen.

DieSachsen.de: Welche besonderen Qualifikationen oder Erfahrungen haben Ihnen dabei geholfen?

Unsere Vorerfahrungen waren tatsächlich überschaubar. Wir wussten, wie man als letztes Glied der Kette eine Bewachung auf einer Veranstaltung oder in einem Objekt ausführt. Von der gesamten organisatorischen Arbeit im Hintergrund war uns wenig bekannt. Unsere Wissenslücken wurden in der Anfangszeit mit Idealismus ausgeglichen. Das Ganze hatte viel Start-up Charakter. Wir hatten wenig zu verlieren, also stürzten wir uns kopfüber in die Arbeit und lernten schrittweise alles Notwendige, um ein Unternehmen zu führen.

Der familiäre Einfluss

DieSachsen.de: Eltern spielen oft eine zentrale Rolle im Leben ihrer Kinder, insbesondere wenn es um Karriereentscheidungen geht.

Wie haben Ihre Eltern auf Ihre Karriere und Ihr Engagement reagiert?

Meine Eltern sind mittellos in ein für sie fremdes Deutschland geflüchtet. Als Ausweg in ein besseres Leben war Bildung immer ein zentrales Thema, für den Selbstwert, für den sozialen Aufstieg, als ultimativer Garant für eine sichere Zukunft. Mein Aufwärtsflug war erfolgreich. Meine Mutter kann sich leider nicht mehr mitteilen, sie leidet seit über einem Jahrzehnt an Alzheimer. Aber ich bin mir sicher, dass sie sehr viel Freude daran gefunden hätte, dass ich mir ein glückliches Leben erarbeiten konnte. Sie wäre stolz.

DieSachsen.de: Sind sie stolz auf das, was Sie erreicht haben?

Zumindest versuche ich es. Ich bin recht selbstkritisch und sehe nach jedem erreichten Ziel vor allem neue Aufgaben. Meine Unzufriedenheit ist eine meiner Triebfedern, diese Ruhelosigkeit peitscht mich voran. Allerdings bleibt dabei weniger Raum für Zufriedenheit mit dem Erreichten. Ich glaube, ich bin stolz darauf, dass wir so wahnsinnig tolle Leute bei uns im Team haben. Das würde ich immer unterschreiben.

Mission: Integration

DieSachsen.de: Integration ist ein Schlüsselthema in der heutigen Gesellschaft, und Unternehmen können dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Welche Maßnahmen ergreift die Black Knight konkret, um die Integration von Geflüchteten zu fördern?

Die Einbindung von Geflüchteten war sehr organisch. Unsere ersten Mitarbeitenden hatten alle Fluchterfahrungen. Durch Mundpropaganda fanden schnell immer mehr Menschen mit ähnlichen Hintergründen zu uns. Sicherlich auch, weil sie sich mit uns identifizieren konnten. Es war also keine planmäßige Förderung, sondern vor allem unser Ideal, dass jeder bei uns einen Platz hat.

DieSachsen.de: Können Sie konkrete Beispiele nennen?

Mittlerweile haben wir unsere hauseigene Akademie ins Leben gerufen. Diese bietet ein vielfältiges Angebot an Online- und Präsenz-Lerninhalten, die wir eigenständig und mit Partnern abdecken. Mit einem einheitlichen Bildungsstandard gibt es einen starken Zugang zum Arbeitsmarkt, zum Sicherheitsdienst und zu unserem Unternehmen.

Die Menschen hinter dem Erfolg

DieSachsen.de: Jedes Unternehmen hat seine einzigartigen Geschichten und Menschen, die es formen und prägen.

Gibt es innerhalb Ihres Unternehmens spannende oder inspirierende Lebensgeschichten, die Sie mit uns teilen können?

Ich mag Menschen. Offen gesagt, finde ich an jeder Biografie Bemerkenswertes. Beispielsweise haben wir viele Mitarbeitende, die große Teile ihres Gehaltes an ihre Familien in ihren Ursprungsländern überweisen. Diese würden ohne Unterstützung nicht über die Runden kommen. Ich ziehe den Hut vor diesem beeindruckenden Aufopferungswillen. Viele Mitarbeitende mit Fluchterfahrungen fangen hier buchstäblich bei null an. Ich respektiere es sehr, wie diese sich hocharbeiten, die Sprache lernen und sich ein neues Leben aufbauen.

DieSachsen.de: Wie haben diese Geschichten das Unternehmen geprägt?

Jede einzelne dieser Geschichten prägt uns und unser Unternehmen. Sie erden uns, in unserer mittlerweile privilegierten Position, und lässt uns nicht vergessen, wie wichtig es ist, allen Menschen Verständnis, Empathie und Respekt entgegenzubringen. Gleichzeitig sind die Geschichten auch Inspiration und zeigen, dass doch sehr vieles möglich ist, wenn neben einem starken Willen auch unterstützende Bedingungen gegeben sind.

Antrieb für die Integration

DieSachsen.de: Sprache und Beschäftigung gelten als Grundpfeiler der Integration, doch welche Rolle spielen sie tatsächlich?

Wie wichtig sind Arbeit und Sprache für die Integration neuer Mitarbeitender?

Enorm wichtig. Beides geht Hand in Hand. Arbeit ist ein Integrations-Düsenantrieb. Um der Kultur und den Gepflogenheiten des neuen Landes näherzukommen, soziale Kontakte zu knüpfen und zum Teil auch für die eigene Identität. Die Selbstwahrnehmung ist oft positiver, wenn man sich in der neuen Gesellschaft direkt einbringen kann. Auch lässt sich die Sprache super auf der Arbeit verbessern, die Praxis ist sehr hilfreich.

DieSachsen.de: Was ist aus Ihrer Sicht wichtiger und warum?

Ich kann es nicht nach Wichtigkeit werten. Ganz grundlegend jedoch: Der Zugang zu jeder gesellschaftlichen Teilhabe ist eindeutig die Sprache.


Gemeinsam stark: Teamgeist und Kommunikation bei der Black Knight GmbH / Bild: Black Knight GmbH

Integration als Herausforderung

DieSachsen.de: Trotz zahlreicher Bemühungen und Programme bleibt Integration oft eine Herausforderung.

Warum gestaltet sich Integration manchmal so schwierig, trotz aller Bemühungen?

Deutschland ist ein Einwanderungsland, aber noch keine Einwanderungsgesellschaft. Oftmals sind die Erwartungen an Personen mit Zuwanderungsgeschichte hoch, ohne zu berücksichtigen, dass Integration ein langer Prozess ist - sowohl für die Migranten als auch für die aufnehmende Gesellschaft. Ich habe kein Patentrezept für funktionierende Integration, aber die Positivbeispiele, die ich kenne, haben alle bestimmte Gemeinsamkeiten: ein konsequentes Sprachkursangebot, eine zügige Erteilung eines Aufenthaltstitels mitsamt einer Arbeitserlaubnis, geregelter Wohnraum und idealerweise eine unkomplizierte Anerkennung bisheriger Berufserfahrungen.

DieSachsen.de: Welche Faktoren spielen hier eine Rolle?

Eine realistische Erwartungshaltung wäre sehr angebracht. In meinem Büro saß mir ein Bewerber gegenüber, der auf der Flucht nach Deutschland seinen Bruder bei der Überquerung des Meeres verloren hat. Wie aufnahmefähig wird der Herr bei seinem nächsten Deutschkurs sein? Laut Studien leiden mindestens 20 % der Geflüchteten unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Der deutsche Arbeitsmarkt verlangt oftmals Deutschkenntnisse auf sehr hohem Niveau. Dies ist hinderlich für eine erste Arbeitsaufnahme vieler Migranten. Arbeiten zu können und den Alltag mit deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen zu verbringen ist jedoch eine der leichtesten und besten Formen, die Sprache zu erlernen und sich gleichzeitig ein soziales Netzwerk aufzubauen.

DieSachsen.de: Ihre eigene Integrationsgeschichte könnte vielen anderen in ähnlichen Situationen als Inspiration dienen.

Welche Herausforderungen haben Sie persönlich bei der Integration erlebt, und wie haben Sie diese überwunden?

Generell habe ich es als Bereicherung empfunden, mit zwei Kulturen aufzuwachsen, aus zwei kleinen Welten mir Schönes heraussuchen zu können. Ich bin in Süddeutschland geboren, meine Eltern sind aus dem Irak. Ich musste mich also nicht klassischerweise integrieren. Das schützt dennoch nicht vor Diskriminierungen. Als kleines Beispiel: meine Mutter hat im Alter zur Religion gefunden. Wegen der zahlreichen missbilligenden Blicke hat sie ihr Kopftuch schließlich wieder ausgezogen. Es war ihr einfach zu anstrengend, der tägliche Kampf laugte sie aus. Sowas wird nicht abgehakt. Es ist schwer in Worte zu fassen, auf wie vielen Ebenen es einfach traurig macht.

DieSachsen.de: Gibt es Ratschläge, die Sie anderen in ähnlichen Situationen geben können?

Ja. Seid verbissen, bis ihr angekommen seid. Seid laut, bei Ungerechtigkeit, die euch oder anderen widerfährt. Schafft euch ein soziales Netzwerk, dass euch unterstützt, wenn ihr Hilfe benötigt. Engagiert euch, egal ob sozial, ökologisch oder politisch. Seid ein konstruktiver Teil dieses schönen Landes.


Gelebte Vielfalt: Black Knight Security sorgt für Sicherheit beim CSD in Leipzig / Bild: Black Knight GmbH

Auszeichnung für Vielfalt

DieSachsen.de: Die Auszeichnung "Fokus X – Integration und Inklusion" ist eine bedeutende Anerkennung für Unternehmen.

Warum glauben Sie, dass Ihr Unternehmen diese Auszeichnung verdient hat?

Auf jeden Fall, weil die Jury des Preises der Meinung ist. Ob wir die Auszeichnung mehr verdienen als die anderen Teilnehmer des Wettbewerbs, kann ich nicht beurteilen. Für uns war es eine riesige Ehre.

DieSachsen.de: Welche spezifischen Maßnahmen und Erfolge haben zu dieser Anerkennung geführt?

Gelebte Vielfalt von Beginn an. Jeder Mensch unabhängig seines Hintergrundes ist bei uns willkommen. Eine essenzielle Säule unserer Unternehmenskultur ist auch das Schaffen und Erhalten eines harmonisierenden Miteinanders. Dies erreichen wir durch Begegnung auf Augenhöhe, ein offenes Ohr und das Aufnehmen konstruktiver Kritik. Jeder und jede Mitarbeitende wird bei uns gefördert und gefordert. Die Förderung nahm mit der Einführung unserer Akademie noch einmal einen ganz anderen Stellenwert ein, da unsere Mitarbeitenden nun einen noch leichteren Zugang zur eigenen Weiterentwicklung erhalten haben.

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