Es ist eine Geschichte, die ihren Ursprung in einer Weltreise nahm und das Leben eines jungen Familienvaters, Sven Binner, und seiner Frau auf den Kopf stellte. Die immense Menge an Verpackungsmüll, der sich überall auf der Erde anhäuft, rüttelte das Paar auf und führte dazu, dass Binner 2019 seinen Traum verwirklichte: den Binnes Unverpackt-Laden in Dresden.
Das Prinzip des Ladens ist einfach, aber wirkungsvoll: Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt, und die Produkte sind so ausgelegt, dass sie für jedermann erschwinglich sind. Ob Käse oder Quark, alles kann in der gewünschten Menge erworben werden, und das ohne überflüssige Verpackungen. Das Ladenkonzept ist in jeder Hinsicht durchdacht, so gibt es eine Waage, die ein Klebeetikett mit dem Leergewicht ausgibt, welches auf die leeren Gefäße geklebt werden kann.
Der Unverpackt-Laden in Dresden Striesen bietet mehr als nur Lebensmittel an: Das Sortiment erstreckt sich von frischem Obst und Gemüse aus der Region und aus Südspanien, über Haushaltsreinigungs- und Hygieneartikel bis hin zu einer Vielzahl von Gefäßen. Ein besonderer Service ist die Windelberatung. Eltern, die auf Wegwerfwindeln verzichten möchten, können sich hier fachkundig beraten lassen.
Doch nicht nur der verpackungsfreie Einkauf ist hier attraktiv. Der Laden hat auch eigene Aktionstage wie den "Obsttag" am Dienstag, an dem das Obst der Vorwoche 10 Prozent günstiger verkauft wird, oder den "Frischetag" am Mittwoch, wenn frisches Gemüse und Landmilch aus der Region geliefert wird.
Allerdings steht dieser Leuchtturm der Nachhaltigkeit nun vor einem Wendepunkt. Sven Binner plant eine Auswanderung und gibt daher seinen Unverpackt-Laden zum Herbst 2023 auf. Der attraktive Eckladen im Wohngebiet Striesen, der sich seit seiner Gründung vor vier Jahren eine treue Kundschaft erarbeitet hat, ist seit Juni 2023 auf der Plattform nexxt-change.org zum Verkauf ausgeschrieben.
Die Gründe für den Verkauf
Was 2019 mit viel Energie und hohem Zuspruch begann geht nach nun fast fünf Jahren und aufgrund unvorhergesehener Herausforderungen, die im Zuge des russischen Angriffskrieges 2022 zu einem abrupten Umsatzeinbruch führten, zu Ende. Jetzt steht der Leuchtturm der Nachhaltigkeit in Dresden zum Verkauf. Auf der Website ist unter anderem zu lesen: "Wie Ihr in den letzten Wochen bereits gemerkt habt, ist es aufgrund der zu niedrigen, stagnierenden Kunden- und Umsatzzahlen bereits deutlich leerer geworden. Diese sind im April 2022 aufgrund von Preissteigerungen und Verunsicherungen im Zuge des russischen Angriffskrieges abrupt um bis zu 60 Prozent eingebrochen und haben sich bis heute nicht wieder vollständig erholt. Diese Lücke fehlt einfach im Einkaufsbudget."
Binner gab bereits im Juni 2023 seinen Wunsch bekannt, das Geschäft aufzugeben, um eine neue private Chance wahrzunehmen. Das Angebot umfasst das gesamte Inventar, einschließlich des Kassensystems und der Waagen, der Verkaufs- und Lagerregale sowie der Lagerbehälter für Lebensmittel. Dieser Prozess ist Teil der Schließungsphase, die Binner nach seiner Entscheidung eingeleitet hat, und ein Zeichen für das nahende Ende eines bedeutenden Kapitels in der Geschichte des nachhaltigen Einzelhandels in Dresden. Seit der Ankündigung wird parallel zum Verkauf des Ladens auch das Inventar einzeln angeboten.
Trotz der Herausforderungen blickt Binner positiv auf die vergangenen Jahre zurück: "Ich möchte schon jetzt ein dickes DANKESCHÖN sagen. In den letzten fünf Jahren hier im Geschäft, hatte ich die Möglichkeit, jede Menge großartige Menschen kennen lernen zu dürfen."
Das Ende dieses Kapitels bedeutet nicht das Ende des Traums von einer nachhaltigeren Welt. Vielleicht findet sich jemand, der die Vision von Sven Binner weiterführt und dem Unverpackt-Laden in Dresden Striesen ein neues Leben einhaucht.