Die vier im Erzgebirge geplanten Welterbe-Besucherzentren lassen noch auf sich warten. Frühestens 2024 werden nach jetzigem Stand die Einrichtungen in Freiberg, Marienberg und Schneeberg öffnen, wie Anfragen der Deutschen Presse-Agentur bei den Kommunen ergaben. Völlig offen ist der Zeitplan für das vierte Welterbezentrum in Annaberg-Buchholz. Es soll am Schmiedemuseum «Frohnauer Hammer» entstehen. Doch wegen anderer Investitionen der Stadt etwa in einen Bahn-Forschungscampus wurde die Umsetzung aufgeschoben. «Vorbereitende Maßnahmen sind in Planung», teilte die Stadt lediglich zum aktuellen Planungsstand mit.
Die vier Zentren sollen künftig zentrale Anlaufstellen für Besucher sein, ihnen Orientierung und erste Informationen zur Montanregion und ihren vielen einzelnen Stätten geben, erklärte der Geschäftsführer des Welterbe-Vereins, Steve Ittershagen. Er erhoffe sich von den Einrichtungen einen weiteren Schub mit Blick auf die Besucher. Sie sollen den Besuch der authentischen Orte nicht ersetzen, sondern auf sie neugierig machen. Dazu sind auch Ausstellungen geplant. Zudem soll es in den Zentren Anknüpfungspunkte zum tschechischen Teil der Welterberegion geben.
Architekten und Bauleistungen zu beauftragen ist den Angaben nach Sache der Kommunen, die Ausstellungsplanung obliegt dem Verein. Für letzteres hat jüngst das Leipziger Büro KOCMOC.NET den Zuschlag erhalten. Mit der Konzeption soll nun zügig begonnen werden, hieß es. Laut Ittershagen sind für die Ausstattung der vier Zentren 3 Millionen Euro veranschlagt.
Mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro rechnet derzeit die Stadt Freiberg für ihr Welterbe-Zentrum, an das Oberbürgermeister Sven Krüger (parteilos) große Erwartungen knüpft. Es könne ein «reizvoller Diamant» für die Stadt und die Region sein, sagte er. «Und einen weiteren Effekt hat diese wunderbare Einrichtung: Sie wird beitragen, die Petersstraße, einem unserer beiden Hauptboulevards, wiederzubeleben.» Sie solle sowohl Touristen aus aller Welt anziehen als auch Einheimische. Zum Welterbetag im Juni wolle die Stadt öffentlich über erste Ideen und Planungen informieren.
Im nach Idealen der italienischen Renaissance im 16. Jahrhundert erbauten Marienberg soll das Besucherzentrum am charakteristischen Marktplatz entstehen. Die Kosten für die Baumaßnahmen werden auf etwa 3,7 Millionen Euro veranschlagt. Wenn die Fördergelder wie erhofft fließen, könne noch dieses Jahr Baubeginn sein und das Zentrum Anfang 2024 eröffnet werden, teilte die Stadt mit.
Das Schneeberger Besucherzentrum ist in einem seit einigen Jahren leerstehenden Haus am Fürstenplatz geplant. Es sei aufgrund seiner Bauweise hervorragend geeignet, informierte die Stadt. Zu den genauen Kosten könne noch keine Aussage getroffen werden. Für dieses Jahr sei ein Architektenwettbewerb geplant. Die Sanierung soll dann kommendes Jahr beginnen und das Zentrum 2024 für Besucher öffnen.
Anfang Juli 2019 hatte das Komitee der Unesco die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří als Weltkulturerbe anerkannt. Die ausgewählten Denkmäler, Natur- und Kulturlandschaften repräsentieren als Zeugen einer 800-jährigen Geschichte den Angaben zufolge die wichtigsten Bergbaugebiete und Epochen des sächsisch-böhmischen Erzbergbaus. Die Welterberegion hat 22 Bestandteile, davon 17 auf deutscher Seite. Dazu gehören etwa die historische Altstadt Marienberg, der Grünthaler Saigerhüttenkomplex, die hochmittelalterlichen Silberbergwerke Dippoldiswalde und die Bergbaulandschaft Freiberg samt Altstadt und dem bergbaulichen Wasserwirtschaftssystem.
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