Der Chiphersteller Globalfoundries in Dresden hat vorgesorgt. Die üblichen Außenzugänge für Mitarbeiter wurden gesperrt und ein Kontrollbereich eingerichtet. Jeder, der zu Schichtbeginn am Mittwoch an seinen Arbeitsplatz wollte, musste nach Unternehmensangaben nachweisen, dass er geimpft, genesen oder negativ getestet ist. So ist es bundesweit vorgeschrieben. Mehr als 3200 Mitarbeiter hat das Unternehmen am Standort - sie wurden laut einer Sprecherin vorab darauf hingewiesen, dass es zu längeren Wartezeiten kommen könne. Damit niemand abgewiesen werden muss, hat sich das Unternehmen mit Tests eingedeckt, die vor Ort gemacht werden können.
Wirtschaftskammern in Sachsen rechneten mit einem holprigen Start der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz und mahnten die Kontrollbehörden zu Nachsicht. Die Unternehmen hätten nur wenig Zeit gehabt, dies vorzubereiten, und die Unsicherheit sei bei vielen Firmen groß, sagte Ulf Spanke, Justiziar der Industrie- und Handelskammer Chemnitz. Vor allem für kleine und mittelständische Betriebe sehe er Probleme. Wegen der großen Nachfrage nach Tests würden Lieferschwierigkeiten gemeldet. Darauf wies auch der Präsident des Handwerkstages Sachsen, Jörg Dittrich, hin: «Es gibt eine Knappheit an Tests.»
Wenn Unternehmen keine eigenen Testangebote für Mitarbeiter, die weder geimpft noch genesen sind, vorhalten, müssen sich die Beschäftigten vor Arbeitsbeginn eigenständig testen lassen. Dazu forderten die Kammern den Ausbau öffentlicher Teststellen. Vor vielen dieser Einrichtungen waren schon in den vergangenen Tagen lange Warteschlangen zu beobachten. Gerade Menschen, die abseits größerer Städte lebten, hätten Schwierigkeiten, sich testen zu lassen, weiß man auch bei Globalfoundries. Und wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt, braucht seit Mittwoch auch dafür einen 3G-Nachweis.
«Es ist vollkommen unstrittig, dass wir handeln müssen», sagte Dittrich angesichts extrem hoher Infektionszahlen und der angespannten Lage vieler Kliniken. Wenn sich Beschäftigte den Vorgaben verweigern, so habe er dafür kein Verständnis. Zugleich verwies er auf die schwierige Situation etlicher Handwerker. Kleine Betriebe wie Friseure, die durch die strengen Corona-Regeln ohnehin weniger Kunden hätten, würden durch die 3G-Vorgaben am Arbeitsplatz mit weiterem personellen und finanziellen Aufwand belastet. Er warb dennoch dafür, auch geimpfte und genesene Mitarbeiter zu testen, um die Pandemie einzudämmen. In etlichen Betrieben werde dies getan.
Beschäftigte müssen ab Mittwoch beim Betreten ihrer Arbeitsstätte nachweisen, dass sie gegen Corona geimpft oder von einer solchen Erkrankung genesen sind. Alternativ kann eine Bescheinigung über einen negativen Test vorgelegt werden. Die Arbeitgeber müssen dies kontrollieren. Ohne 3G-Nachweis besteht laut Bundesarbeitsministerium in der Regel kein Anspruch auf Bezahlung. Zudem drohen arbeitsrechtliche Schritte - von der Abmahnung bis zu einer Kündigung im Extremfall.
Die Nachweispflicht liegt beim Arbeitnehmer; Unternehmen sind nicht verpflichtet, Testangebote vorzuhalten. «Eine Testung auf dem Werksgelände oder unter Aufsicht des Vorgesetzten ist nicht vorgesehen», informierte etwa Volkswagen Sachsen seine Mitarbeiter. Vielmehr sollten Betroffene öffentliche Testzentren nutzen. Die Zeit für die Testung sei keine Arbeitszeit, betonte das Unternehmen.
Der Chiphersteller Globalfoundries geht davon aus, dass sich das Prozedere in den kommenden Tagen einspielt. Bei Mitarbeitern, die einen Nachweis über Impfung oder überstandener Corona-Infektion vorlegen, werde der Dienstausweis freigeschalten, so dass sie künftig ohne erneute Kontrolle das Werk betreten können. Es sei anzunehmen, dass ihr Anteil in der Belegschaft etwa so hoch liege wie im Schnitt der Bevölkerung, hieß es.
FAQ des Bundesarbeitsministeriums zu 3G am Arbeitsplatz
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH