Die milden Temperaturen der vergangenen Monate sind aus Sicht der ostdeutschen Erdbeerbauern ein Glücksfall. «Grundsätzlich kann man sagen, dass die Erdbeeren aufgrund des milden Winters gut durch den Winter gekommen sind», sagte Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (Vosba). Allerdings sei es für eine genaue Prognose zur Ernte viel zu früh.
Er rechne damit, dass der Erntebeginn für den Verkauf durchaus schon gegen Ende April starten könne, sagte Saalfeld. «Für den Selbstpflückbereich wird der Erntebeginn irgendwann um Ende Mai sein.» Jetzt werde es noch mal kalt, mahnte Saalfeld. Erste Blüten seien in geschützten Beständen, wie Hochtunneln und unter Fließ- oder Folienabdeckungen. Diese würden bei milderen Frösten auch die Blüten schützen.
Eine Voraussage zur Erntemenge sei mit Unsicherheit behaftet, sagte Saalfeld. «Die Erträge bei Erdbeeren, wie eigentlich bei allen Obstarten, sind sehr abhängig von der Witterung. In den nächsten Wochen kann es immer noch zu Frösten, aber auch zu Hitzeereignissen, Dauerregen, Trockenheit und so weiter kommen.»
In Ostdeutschland ist Sachsen einer der größten Erdbeeranbauer. Die Erntemenge in 2021 lag für Sachsen bei etwa 1800 Tonnen, danach folgte Brandenburg mit rund 1560 Tonnen. In Thüringen wurden im vergangenen Jahr 970 Tonnen und in Sachsen-Anhalt 730 Tonnen geerntet. Mecklenburg-Vorpommern hat in den vergangenen drei Jahren keine Erntemengen an das Statistische Bundesamt geliefert und gehört nicht zum Bereich des Vosba. Dennoch hat das Land riesige Anbauflächen. Allein Karl's Tourismus GmbH baut nach eigenen Angaben jährlich 8000 Tonnen rund um Rostock an.
Laut Saalfeld sind seit 2014 die Flächen in Thüringen und Sachsen um bis zu 25 Prozent reduziert worden - unter anderem wegen eines höheren Mindestlohns. In den vergangenen vier Jahren hätten sich jedoch die Flächen stabilisiert.
Verbraucher müssen sich indes laut Erzeuger auf steigende Preise auch für Obst und Gemüse einstellen. Als Gründe nennen Erzeuger unter anderem die hohen Energiekosten und gestörte Lieferketten in Folge des Krieges in der Ukraine. Die Preise für Dünge- und Pflanzenschutzmittel stiegen ebenfalls. Die Branche sei aber darauf angewiesen, um ausreichende und qualitativ gute Ernten einzufahren. Sorgen bereiten den Bauern auch die hohen Transportkosten. Immer mehr Spediteure könnten angesichts von teuren Spritkosten nicht mehr kostendeckend fahren.
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